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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Seite nickte ergeben, nahm die Liste und eilte hinüber zu den Schiffseignern, die den Entlademannschaften Anweisungen zuschrien und sich für erste Verkaufsgespräche bereithielten. Lautlos addierte Mathias ein paar Zahlen und beschloß, es sei ein schöner Tag. Schön genug, um über den Ankauf einiger Fässer kostbaren Weins nachzudenken, die aus Spanien hierhergefunden hatten.
    »Mathias!«
    Er sah hinaus auf den Rhein und fühlte seine gute Stimmung wieder schwinden. »Was wollt Ihr?« fragte er kühl. Kuno Kone war von hinten an ihn herangetreten. Langsam schritt er um Mathias herum und baute sich vor ihm auf.
    »Ich möchte mit Euch reden. Wenn Ihr höflichst gestattet.«
    Mathias schielte unentschlossen zu dem Posten Fässer. Dann verlor er die Lust daran und zuckte die Achseln. »Ich wüßte nicht, worüber«, sagte er mürrisch. »Ich aber schon. Ihr habt mich aus Euren Versammlungen ausgeschlossen.«
    »Das war Johann. Nicht ich.«
    »Doch, auch Ihr«, beharrte Kuno heftig. »Ihr seid ebenso wie Johann der Meinung, ich könne zum Verräter werden. Was für ein unheiliger Verdacht!«
    »Unheilig? Ach Gott, jetzt sind wir auf einmal unheilig!« Mathias verzog spöttisch die Mundwinkel. »Kommt mir nicht mit solch abgedroschenem Vokabular! Wie hättet Ihr Euch denn verhalten, wenn ich beispielsweise Johann oder Theoderich zu Boden geschlagen hätte?«
    »Ich – wäre differenzierter vorgegangen.«
    »Ah, differenzierter!« Mathias lachte trocken. »Ihr seid ein gefühlsduseliger Wicht, Kuno. Ich unterstelle Euch ja keinerlei verräterische Absichten, wohl aber ein vom Sentiment durchweichtes Hirn. Das ist noch viel schlimmer, weil Ihr nämlich in bestem Glauben das Schlechteste für uns erwirken könntet. Darum haben wir Euch ausgeschlossen. Basta!«
    »Nein!« Kuno schüttelte energisch den Kopf. »Ich will überhören, daß Ihr mich kränkt und beleidigt. Aber habt Ihr vergessen, daß meine Brüder im Exil leben, geächtet und vogelfrei?«
    »Natürlich nicht.«
    »Auch sie waren Schöffen, Mathias, genau wie – Daniel.« Der Name schien ihm nicht über die Lippen zu wollen. »Bruno und Hermann würden sterben für unseren Bund, sie –«
    »Keiner stirbt für einen Bund, dessen einzige Funktion in der Durchsetzung seiner Interessen besteht.« »Aber sie glauben an den Bund, und sie glauben an mich! Wer soll sie denn künftig in Kenntnis setzen, wenn nicht ich?«
    »Das hättet Ihr Euch vorher überlegen sollen.«
    »Zur Reue ist es nie zu spät, Mathias!«
    Mathias schaute weiter auf den Rhein hinaus und schüttelte langsam den Kopf. »Zu spät für Euch«, sagte er. »Mathias, ich flehe Euch an! Vertraut mir. Ich muß wissen, wie es steht. Was ist mit dem Rothaarigen? Hat Urquhart ihn –?«
    »Laßt mich zufrieden.«
    »Und was soll ich meinen Brüdern sagen?«
    Mathias starrte ihn unter zusammengezogenen Brauen an. »Sagt ihnen meinethalben, sie hätten einen unbeherrschten Schwächling zum Verwandten. Bruno und Hermann können sich ja bei mir beschweren, wenn Kölns Tore wieder für sie offen stehen. Einstweilen –«
    Er unterbrach sich. Von jenseits der Zollpforte kam einer der Knechte gelaufen, die er Urquhart zugeteilt hatte.
    »Ich beschwöre Euch –«, bettelte Kuno.
    Mathias schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. Gespannt wartete er, bis der Bote angelangt war. Der Mann war völlig außer Atem. Er griff in sein Wams und hielt Mathias eine zugeschnürte Rolle Pergament entgegen.
    »Was ist das?«
    »Der blonde Dominikaner, Euer Freund«, keuchte der Knecht.
    »Ja, und? Drück dich gefälligst verständlich aus.«
    »Er hat sie mir gegeben, Herr.«
    »Ohne was zu sagen?« fragte Mathias scharf. »Nimm dich zusammen. Wo hast du ihn getroffen?«
    »Er hat mich getroffen, Herr. Wir suchten die Gegend um St. Cäcilien ab, als er sich plötzlich am Peters Pfuhl einfand. Er schob einen großen Handkarren vor sich her, vollbeladen, eine Decke drüber, ich weiß nichts, als daß er – nein, wartet, ich soll Euch sagen, jener Karren sei voller Leben, und daß es von, von – wie drückte er sich aus, heilige Jungfrau? – äußerster Wichtigkeit sei, daß Ihr seine Botschaft lest – und, und –«
    Der Mann stockte. Sein verzweifelter Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, daß er Urquharts Worte nicht mehr recht zusammenbekam.
    »Rede«, fuhr ihn Mathias an. »Oder du redest zum letzten Mal.«
    »– keine Zeit verliert!« stieß der Knecht hervor und verdrehte erleichtert die Augen.

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