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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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»Ständig versucht Ihr mich zu provozieren«, schimpfte er laut. »Als ob ich umkehrte! Als ob mir ein solcher Gedanke überhaupt käme, hier im Finstern mit Euch eingebildetem Pfau an meiner Seite, der das Maul zu weit aufreißt –«
    Mathias zügelte sein Pferd, langte herüber und packte Heinrich an der Schulter.
    »Betreffs des Mauls, da solltet Ihr das Eure vielleicht halten. Wäre ich derjenige, den wir treffen wollen, und ich hörte Euch lamentieren, würde ich mit Kopfschmerzen das Weite suchen.«
    Der andere starrte ihn wütend und beschämt an. Dann riß er sich los und ritt geduckt unter den Bäumen durch. Mathias folgte ihm. Die Äste warfen im Licht der Fackeln tanzende Schatten. Nach wenigen Minuten erreichten sie die Lichtung und ließen die Pferde halten. Der Wind rauschte durchs Holz, sonst war nichts zu hören als ein monotoner Uhu irgendwo über ihnen.
    Sie warteten schweigend.
    Nach einer Weile begann Heinrich unruhig in seinem Sattel hinund herzurutschen. »Und wenn er nicht kommt?« »Er wird kommen.« »Was macht Euch da so sicher? Solche Leute taugen nichts. Sie sind heute hier und morgen da.«
    »Er wird kommen. Wilhelm von Jülich hat ihn empfohlen, also wird er kommen.« »Der Graf von Jülich wußte nicht das Geringste über ihn.« »Es ist nicht von Bedeutung, was man über solche Leute weiß, nur, was sie tun. Er hat Wilhelm gute Dienste geleistet.«
    »Ich hasse es aber, nichts über andere zu wissen.«
    »Warum? Es ist bequemer so.«
    »Trotzdem. Wir sollten vielleicht umkehren und das Ganze noch einmal durchdenken.« »Und was wollt Ihr dann erzählen? Wie Ihr Euer Pferd durchnäßt habt vor Angst?«
    »Dafür werdet Ihr Euch entschuldigen!«
    »Schweigt endlich.«
    »Ich bin nicht so alt geworden, um mir von Euch den Mund verbieten zu lassen.«
    »Vergeßt nicht, ich bin drei Jahre älter«, spottete Mathias. »Und der Ältere ist immer weiser als der Jüngere. Da ich mich persönlich nicht für weise halte, könnt Ihr ungefähr ermessen, wo Ihr steht. Und jetzt Ruhe.«
    Bevor Heinrich etwas entgegnen konnte, war Mathias abgestiegen und hatte sich ins Gras gesetzt. Heinrich beobachtete nervös den Scherenschnitt der Kiefern um sie herum und spähte nach dem Mond. Er verbarg sich hinter Schlieren. Hier und da wurde die Wolkendecke von ein paar Sternen unterbrochen. Diese Nacht gefiel ihm nicht. Genaugenommen gefiel ihm keine Nacht, sofern er sie nicht im eigenen Bett verbrachte oder in den Armen einer Kurtisane.
    Mißmutig schaute er hinter sich und kniff die Augen zusammen, um sich zu vergewissern, daß niemand ihnen gefolgt war.
    Ein Schatten huschte unter den Bäumen hindurch.
    Heinrich fuhr der Schreck so sehr in die Glieder, daß er an sich halten mußte, um seinem Pferd nicht die Fersen zu geben. Seine Kehle war plötzlich unangenehm trocken.
    »Mathias –«
    »Was?«
    »Da ist etwas.«
    Mathias war im Nu auf den Beinen und spähte in dieselbe Richtung.
    »Ich kann nichts erkennen.«
    »Aber es war da.«
    »Hm. Vielleicht hat Euch der tiefe Wunsch nach Kampf und Heldentaten einen Feind sehen lassen. Manchmal sollen hier auch Hexen –« »Macht jetzt keine Witze. Da, seht!« Im Dunkeln tauchten zwei schwach glimmende gelbe Punkte auf und
    kamen langsam näher. Etwas hob sich kaum wahrnehmbar gegen das dunkle Unterholz ab, noch schwärzer als schwarz, drehte einen massigen Schädel.
    Es beobachtete sie. »Der Teufel«, entsetzte sich Heinrich. Seine Rechte tastete fahrig nach dem Schwertgriff und verfehlte ihn. »Unsinn.« Mathias hielt die Fackel vor sich und trat einen Schritt auf den Waldrand zu.
    »Seid Ihr von Sinnen? Kommt zurück, um Gottes willen.«
    Mathias ging in die Hocke, um besser sehen zu können. Die Punkte verschwanden so schnell, wie sie aufgetaucht waren. »Ein Wolf«, konstatierte er. »Ein Wolf?« Heinrich schnappte nach Luft. »Was tun Wölfe so nah bei der Stadt?«
    »Sie kommen, um zu jagen«, sagte jemand.
    Beide fuhren herum. Dort, wo Mathias gesessen hatte, stand ein hochgewachsener Mann. Üppiges blondes Haar fiel über seine Schultern und lockte sich fast bis zur Taille. Sein Umhang war schwarz wie die Nacht. Keiner hatte ihn herantreten hören.
    Mathias kniff die Augen zusammen.
    »Urquhart, vermute ich?«
    Der Blonde neigte leicht den Kopf.
    Heinrich saß wie zur Salzsäule erstarrt auf seinem Pferd und begaffte den Ankömmling mit offenem Mund. Mathias sah geringschätzig zu ihm hoch. »Ihr könnt jetzt absteigen, edler Herr und Ritter, reich an

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