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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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in unser Haus gebracht hast –«
    »Ich –«
    »Aber mir wäre auch nichts besseres eingefallen, beruhige dich. Einer der Knechte soll mit ihm gehen, nein, besser, ihm einfach nur sagen, wie er hinkommt und ihm einen größeren Posten Lederriemen überantworten.« Er lachte freudlos. »Geiseln eignen sich ja wohl am besten, wenn man sie fest an seine Interessen bindet.«
    »Das wird er«, grinste Mathias.
    »Ich hoffe es.« Johann strich sich durchs Haar und kehrte zu seinem Schreibtisch zurück. »Die ganze Arbeit bleibt über der Sache liegen, es ist ein Jammer«, seufzte er.
    »Nein, das ist es wert!« »Jaja! Du hast ja recht. Leite alles Erforderliche in die Wege, ich informiere die anderen.« Mathias ging hinaus. In der Tür verharrte er und drehte sich noch einmal um.
    »Kuno will übrigens wieder mitmachen«, sagte er zögernd.
    Johann sah auf. »Hat er dir das gesagt?«
    »Ja. Vorhin.«
    »Und was hast du ihm geantwortet?«
    »Ich habe ihn fortgeschickt. Obwohl –« Mathias legte die Stirn in Falten. »Vielleicht wäre es klüger, ihn gleich zur Hölle zu schicken.«
    »Das will ich nicht gehört haben«, sagte Johann finster.
    »Nun ja.« Mathias spreizte orakelnd die Finger. »Alles zu seiner Zeit, Johann. Alles zu seiner Zeit.«
    Lebende Tote
    Rrrmms!
    Ein Schlagloch. Voller Wasser!
    Jacop hätte zu gern sein Gerippe abgetastet, weil ihn der Verdacht beschlich, das Brustbein sei in die Beckengegend gerutscht. Aber er hatte den Versuch, sich aus der Bretterfalle zu befreien, vorerst aufgegeben. Solange der Karren nicht stand, blieb ihm nichts zu tun, als duldsam zu verharren und zu irgendeinem Heiligen zu beten, dem schon mal was ähnliches passiert war.
    Er triefte. Sein Kopf war voller Windmühlen. Keinem Heiligen war so was ähnliches passiert. Sie waren auf kleiner Flamme geröstet, in ausgezeichnetem Olivenöl gesotten, mit glühenden Zangen zerkleinert oder von Pferden in sämtliche Richtungen gleichzeitig gezerrt worden. Aber keiner hatte den Gang ins ewige Leben auf einer Deichsel angetreten.
    Es war einfach zu blöde!
    Jacop starrte auf die Bohlen. Inzwischen kannte er jede Maserung im Holz. In seiner Phantasie wurden sie zu Flüssen durch schwarzwaldiges Gebiet, zu unbefestigten Straßen wie dieser, zerklüftet von Scharten und Gruben, geriet das Panorama der Wurmlöcher zu einem Abbild höllischer Krater und das Astloch zu einem geheimnisvollen Land jenseits menschlicher Vorstellungskraft. Jacop hatte nicht gewußt, wie beredt ein Brett sein konnte, wenn man es längere Zeit vor dem Kopfe trug.
    Nach einer halben Ewigkeit hörte er den Kutscher die Pferde Halt machen. Um sie herum war nichts, was auf Zivilisation hindeutete, soweit es ihm seine begrenzte Weltsicht gestattete. Er sah die Beine des Kutschers, als er heruntersprang. Sie entfernten sich vom Wagen, spreizten sich. Etwas plätscherte.
    Systematisch begann Jacop wieder, sich aus den Ritzen zu befreien, in die er so leichtfertig gegriffen hatte. Anstatt alle Finger gleichzeitig herauszuziehen, begann er nun mit dem kleinen der linken Hand, drehte und wand ihn, gewann Stückchen für Stückchen Freiheit, bis er endlich ganz draußen war. Einer von Zehnen! Immerhin. Wenn er einen herausbekommen hatte, bestand Hoffnung, Gottes Schöpfung noch einmal aufrecht stehend zu erleben.
    Weiter drehen, weiter sich winden –! Erleichtert kam der Kutscher zurück, schwang sich auf den Bock und trieb die Pferde an. Es blieb für's erste beim kleinen Finger.
    Eine Weile später sah Jacop am Wegesrand Mauern vorbeiziehen. Einmal hörte er kurz Stimmen. Dann bog der Karren unter Hervorbringung der schon bekannten enervierenden Geräusche rechts ab und fuhr auf festgestampften Lehm, wo er endlich stehenblieb, offenbar im Sinne eines längeren Aufenthalts. Denn diesmal verschwand der Kutscher in einem wenige Schritte entfernt liegenden Gebäude und kam nicht wieder.
    Geduldig machte sich Jacop an die Arbeit. Jetzt, wo ihn die Erschütterungen der Fahrt nicht mehr ständig aus dem Gleichgewicht brachten, zeigte sich, daß es weniger schlimm um ihn stand als angenommen. Die Finger der Linken gaben sich noch eine Weile störrisch und wollten den Planken partout nicht Lebewohl sagen, die Rechte rutschte dann fast von selber heraus, und Jacop fiel von der Deichsel in den Staub.
    Aufatmend lag er da und versuchte, sich zu beruhigen. Dann betrachtete er seine Hände. Die Knöchel waren blutig und schmerzten, aber es war ihm gleich. Einzig zählte, daß er

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