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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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daß du mich nicht täuschen kannst.«
    »Du magst ihn doch auch.«
    »Ja, sicher –«
    »Und meine Mutter hast du gegen den Willen deines Vaters geheiratet.«
     »Ich habe was?« fragte Goddert überrumpelt. Richmodis zuckte die Achseln.
    »Du hast zumindest immer damit angegeben, dich nichts und niemandem gebeugt zu haben und mit dem Kopf durch die Wand gegangen zu sein.«
    Goddert schien noch kleiner und dicker zu werden. Dann räusperte er sich umständlich und fummelte wieder an seinem Knoten herum.
    »Das ist aber nicht dasselbe«, knurrte er, ohne sich ein Grinsen verkneifen zu können. »Doch. Das ist es.«
    »Du bist ein Mädchen.«
    »Danke, daß du mich drauf aufmerksam machst. Ich hatte es fast vergessen.«
    »Göre.«
    »Sturer Hammel.«
    Goddert schnappte nach Luft und drohte ihr mit dem Finger.
    »Heute abend bring ich dir Manieren bei!«
    »Ich kann's kaum erwarten!«
    »Pah!«
    Sie drehte Goddert eine lange Nase und half ihm, die Pakete aufzuschnüren. »Bist du zum Abendessen wieder da?« wollte sie wissen. »Schwer zu sagen! Das ist ein ordentlicher Haufen Zeug.« »Tu mir einen Gefallen, ja? Wenn der Packen dir zu schwer wird, laß es bleiben. Du bist kein junger Mann mehr.«
    »Wird mir nicht zu schwer.«
    »Du mußt keinem was beweisen. Mir am allerwenigsten.«
    »Er wird mir aber nicht zu schwer!«
    »Jaja.« Sie schüttelte den Kopf und gab ihm einen Kuß. »Dann laß uns mal los.«
    »Wieso wir?«
    »Ich wollte rüber zu Jaspar, vielleicht sind sie schon zurück. Außerdem dachte ich, der alte Säufer kann ein bißchen Obst vertragen.«
    Sie nahm einen Korb und füllte ihn mit Birnen. Gemeinsam verließen sie das Haus. Goddert, klein, eckig und krumm unter seiner Last, stapfte Richtung Mauritiussteinweg. Richmodis sah ihm nach und überlegte, wie sie dem Alten bloß klarmachen sollte, daß sie ihn auch als rheumageplagten Faulpelz liebte. Wenn er nur ein bißchen weniger trinken würde.
    Sie mußte mal ein ernstes Wort mit Jaspar reden.
    Schließlich machte sie sich auf den Weg, schlenderte, den Korb im Arm, pfeifend die Severinstraße entlang. Schon von weitem sah sie den großen Handkarren an der Wand von Jaspars Häuschen lehnen. Rolof hatte offenbar gearbeitet. Wen mochte er diesmal alles dabei verflucht haben?
    Sie klopfte kurz an und trat ein.
    Rolof saß auf der Kaminbank und warf sofort einen heißhungrigen Blick auf das Körbchen mit den Birnen. »Für mich?« fragte er strahlend. »Nicht für dich, alter Vielfraß, die hab ich –« Sie stockte und betrachtete den Mann am anderen Ende der Bank, der
    sich bei ihrem Eintreten erhoben hatte. Er war von ungewöhnlicher Größe. Über seine schwarze Dominikanerkutte floß ein Strom weicher blonder Locken bis hinunter zum Gürtel. Seine Stirn war hoch, die Nase schmal und edel, die Zähne von perfekter Ebenmäßigkeit, als er lächelte. Die Augen unter den fingerbreiten Brauen schimmerten bernsteinfarben mit goldfunkelnden Einschlüssen.
    Dahinter lag noch etwas anderes. Ein Abgrund.
    Sie sah ihn an und wußte, wer er war.
    Jacops Beschreibung war dürftig gewesen. Trotzdem war kein Irrtum möglich. Kurz überlegte sie, ob es ratsam sei, fortzulaufen. Der Dominikaner, besser gesagt, der Mann, der vorgab, ein Dominikaner zu sein, trat näher zu ihr heran. Unwillkürlich wich sie einen Schritt zurück. Er blieb stehen.
    »Verzeiht, wenn Eure Schönheit mich zu sehr gefangen nahm.« Seine Stimme war leise und kultiviert. »Würdet Ihr mir die Freude Eures Namens erweisen?«
    Richmodis biß sich auf die Lippen.
    »Das ist Richmodis«, grinste Rolof. »Hab ich nich gesagt, die ist süß?«
    »Und wahrhaftig, mein Sohn, das hast du.« Er sah sie unverwandt an. »Richmodis ist ein Name wie Zauberklang, aber dem Liebreiz Eurer Erscheinung wären die Lieder eines Wolfram von Eschenbach weit eher angemessen, als es je ein Name sein könnte! Seid Ihr – eine Verwandte meines lieben Freundes Jaspar?«
    »Ja«, sagte sie und stellte den Korb auf den Tisch. Tausend Gedanken schossen ihr gleichzeitig durch den Kopf. Vielleicht war es im Moment das beste, sich unbefangen zu geben. »Und nein«, fügte sie schnell hinzu. »Ich bin eine Freundin, wenn Ihr so wollt –« Sie hielt inne. »Ehrwürdiger Vater.«
    »Blödsinn«, lachte Rolof und griff sich schneller eine Birne, als sie es verhindern konnte. »Sie is seine Nichte, ja? Freches Ding, aber lieb.«
    »Rolof! Wer hat dich gefragt?«
    Rolof, der die Zähne schon ins Fruchtfleisch geschlagen hatte,

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