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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Mathias riß ihm ungeduldig die Rolle aus der Hand, löste den schmalen Lederriemen und las. Aus den Augenwinklen sah er Kuno näher herantreten. Er ließ das Pergament sinken und bedachte ihn mit einem eisigen Blick.
    »Verschwindet endlich.«
    »Ihr könnt mich nicht einfach fortschicken«, jammerte Kuno. »Ich gelobe, daß ich meinen Fehler wieder gutmachen –« »Verschwindet!« Kuno atmete schwer. Einen Augenblick lang fixierte er Mathias, als
    schwanke er zwischen Mord und Kniefall. Dann raffte er zornig seinen Umhang zusammen, drehte sich wortlos um und stakste davon. Mathias sah ihm nach, bis er unter der Pforte verschwunden war.
    Der Knecht trat nervös von einem Bein auf's andere.
    »Herr, da ist noch etwas –«
    »Dann mach dein Maul auf!«
    Der Mann zuckte zusammen. Stammelnd begann er zu erzählen. Zuerst verstand Mathias nicht, was er überhaupt wollte, so sehr wand er sich um die Tatsachen herum. Endlich begriff er, daß sie den Rothaarigen und den Dechanten hatten entwischen lassen.
    Mathias starrte auf das Pergament. Dann lächelte er dünn.
    »Man sollte dich und deinesgleichen durchprügeln«, sagte er. »Aber schade – deine Nachricht wiegt weniger schwer, als du es verdient hättest. Geh zurück auf deinen Posten, bevor sich mir der Magen umstülpt und ich's mir anders überlege.«
    Der Knecht verbeugte sich linkisch und rannte davon.
    Mathias winkte den Kontorleiter herbei und gab ihm eine Reihe von Anweisungen. Dann verließ er die Werft, eilte die Rheingasse hinauf, vorbei an dem gewaltigen Overstolzenhaus bis zu dem unscheinbaren Bau, in dem Johann seiner höchst beeindruckenden Buchführung nachging. Im Laufschritt nahm er die Stiege ins erste Obergeschoß und stürmte in Johanns Schreibstube.
    »Der Dechant und der Fuchs sind entkommen«, rief er und knallte Johann die Schriftrolle vor die Nase.
    Johann sah auf. Er wirkte müde und abgekämpft.
    »Ich weiß«, sagte er tonlos. »Meinerseits kann ich berichten, daß wir zwei weitere Tote – tja, soll ich sagen, zu beweinen oder zu bejubeln? – haben.«
    »Was? Wen?«
    »Urquharts Zeugen. Die Dinge sprechen sich herum. Ein Unbekannter hat die geruhsame Badeordnung unter Klein St. Martin in schreckliche Unordnung gebracht. Als erstes führten sie daraufhin den Badstuber ab, dann seine Gehilfen. Ein paar Huren wurden ebenfalls verdächtigt.« Johann schnaubte. »Aber die Huren sollen schon wieder frei sein, weil niemand sich erklären kann, wie es ihnen möglich war, einem Gast drei Rippen, das Schlüsselbein und das Genick zu brechen.«
    »Und der andere?« fragte Mathias fasziniert.
    Johann zuckte die Achseln. »Man ist sich nicht einig, ob er ertrank oder erstickte.« »Allerhand.« Johann erhob sich und ging zum Fenster. »Mathias, ich kann nicht behaupten, daß mir wohl in meiner Haut ist. Ich dachte, Urquhart sei nur ein Werkzeug, aber inzwischen fühle ich mich wie ein Schlachter, der sich den Wolf zum Gesellen bestellt hat. Verstehst du das?«
    »Natürlich.« Mathias trat neben ihm und hielt ihm das Pergament unter die Augen. »Aber bevor du dich wegen Urquhart sorgst, solltest du seine Botschaft lesen.«
    Johann sah ihn zweifelnd an. Dann nahm er die Rolle. Er las die Zeilen, las sie noch einmal und schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Er hat eine Geisel?«
    »Aber ja!« rief Mathias. »Und wir haben einen Platz, um sie unterzubringen.« »Doch nicht im Haus!« Mathias hob beschwichtigend die Hände. »Nicht im Haus. Ich dachte an
    den alten Lagerschuppen am Rhein. Kein Mensch kommt dahin. Wenn Gott oder meinethalben der Teufel es will, ist morgen ohnehin alles überstanden, und dann kann er mit seiner Geisel machen, was er will, und mit sämtlichen Füchsen und Dechanten obendrein. Hauptsache, bis dahin halten alle ihren Mund.«
    »Morgen«, flüsterte Johann.
    Mathias packte ihn am Arm und drückte zu. »Wir sind so nah dran, Johann, wir dürfen jetzt nicht mutlos werden! Ja, morgen! Laß uns an morgen denken.«
    Johann sah weiter hinaus. Das Leben draußen war so friedlich, so geordnet, alles hatte seinen Platz.
    Wie würde es aussehen nach dem morgigen Tag?
    »Schick ihm einen der Knechte«, sagte er. »Der soll ihm den Weg zeigen.«
    »Die Knechte sind dämlich!« knurrte Mathias unwillig. »Der mir erzählt hat, wie ihnen Jaspar und der Fuchs durch die Lappen gingen, vergaß beispielsweise zu erwähnen, daß es im Bad zwei Tote gab. Ich würde Urquhart lieber selber treffen.«
    »Zu riskant. Es war schlimm genug, daß du ihn

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