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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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waren klamm und kalt. Keinen von ihnen störte es sonderlich.
    »Warum sind wir bloß nicht früher darauf gekommen?« stieß Jaspar ärgerlich hervor.
    Jetzt, in der undurchdringlichen Schwärze, fiel Jacop auf, daß die Stimme des Dechanten kein bißchen zu seiner äußeren Erscheinung paßte. Sie war wohltönend und kräftig. Dem Klang nach hätte sie einem hochgewachsenen, breitschultrigen Mann gehören müssen, einem Kerl vom Format Urquharts. Dann fiel ihm ein, daß Jaspar dieses Format durchaus besaß, nur daß man es nicht sah.
    »Vielleicht wären wir früher drauf gekommen, wenn man nicht ständig versucht hätte, uns umzubringen«, versetzte er.
    »Der Bund geht mir allmählich auf die Nerven«, knurrte Jaspar. »Schätze, Urquhart hat sich was dabei gedacht, als er Rolof mit dem Messer tötete. Daß ich mit Bolzen um mich schieße, wird kaum einem in den Sinn kommen, aber vielleicht habe ich ja meinen Diener aufgeschlitzt. Wie bequem, mich einfach in den Turm zu werfen.« Er schnaubte verächtlich. »Und doch, wie dämlich, es zu verpatzen. Theoderich ist ein Wicht. Er hätte warten sollen, bis er mich in die Finger bekommt, bevor er meine angeblichen Schandtaten herausposaunt.«
    »Ich versteh's ohnehin nicht«, meinte Jacop. »Wenn er Euch vor die Richter bringt, muß er doch erst recht befürchten, daß alles rauskommt.«
    »Glaubt Ihr?« Jaspar stieß ein trockenes Lachen aus. »Nein, es hätte ja gar kein Gericht gegeben. Wäre alles nach Theoderichs Plan verlaufen, säße ich jetzt im Turm. Und da breche ich mir vielleicht das Genick, bevor mich überhaupt ein anderer Schöffe zu Gesicht kriegt. Was ist nicht schon alles vorgekommen beim Ersteigen einer Treppe! Ein bedauerlicher Unfall. Oder ich versuche zu fliehen, wobei unglücklicherweise einer sein Messer zieht, zu dumm. Auch während der peinlichen Befragung soll schon der eine oder andere verstorben sein, wenn die Schinder es etwas übertrieben haben, aber vorher werde ich die glühenden Zangen vielleicht leid und verrate Euch und Goddert und Richmodis und erzähle denen sogar, daß Bodo Schuif Bescheid weiß, jeden verrate ich.«
    Jaspar schwieg, und eine Zeitlang gab es keinerlei Beweis für seine Existenz.
    »Und nun?« fragte Jacop schließlich.
    »Gute Frage.«
    »Immer noch angreifen?«
    »Was sonst?« Jaspar klang zunehmend wütend. »Ich denke die ganze Zeit darüber nach, wie Urquhart es geplant haben könnte.« »Er wird wohl kaum in den erzbischöflichen Palast spazieren.« »Weiß nicht. Inzwischen traue ich dem Hurensohn alles zu. Die Sache
    ist nur, daß an Konrad so gut wie gar nicht ranzukommen ist. Er hat aus der Geschichte verschiedenes gelernt. Die Bluttat an Engelbert liegt keine vierzig Jahre zurück. Ich kann mich nicht entsinnen, Konrad in der Öffentlichkeit je anders gesehen zu haben als umringt von Geharnischten.«
    Jacop überlegte.
    »Ich kann mich nicht entsinnen, ihn überhaupt je gesehen zu haben.«
    »Kunststück. In den paar Monaten, die Ihr hier seid.«
    »Trotzdem. Wann läßt er sich schon mal blicken?«
    »Nie.«
    »Und wann das nächste Mal nicht?«
    Es sollte ein magerer Scherz sein, aber dann konnte Jacop förmlich hören, wie Jaspar die Kinnlade herunterfiel. »Ich Schafskopf!« rief er. »Der Kreuzzug! Er wird die Messe lesen und dann von der Kanzel den Kreuzzug gegen die Tataren predigen, wie es ihm der Papst befohlen hat.«
    Jacop fuhr hoch. »Wann?«
    »Morgen. Nein, das ist ja schon in wenigen Stunden. Kein Wunder, daß Theoderich so überhastet reagiert hat. Sie haben Angst, wir könnten es auf die letzte Minute verderben. Sie müssen mit den Nerven völlig am Ende sein.«
    Jacop schluckte einen Kloß herunter.
    »Offengestanden, ich auch«, sagte er matt. Jetzt war ihm zu allem Überfluß auch noch die ehrenvolle Aufgabe zugefallen, den Kölner Erzbischof zu retten. Prächtig! Warum nicht gleich den Kaiser?
    »Ihr hättet vorhin auf der Bach alles erzählen sollen«, meinte er. »Vielleicht hätten wir dort Hilfe gefunden.«
    »Hätten, hätten! Vielleicht hättet Ihr bitteschön früher damit rausrücken können, daß die Verschwörer es auf Konrad abgesehen haben, da ich alter Bock einen Klumpen Talg auf den Schultern trug. Aber selbst dann wäre es keine gute Idee gewesen. Theoderich hätte uns so oder so eingesackt.«
    »Nicht, wenn wir trotzdem geflohen wären.«
    »Na und? Er hätte sich auf Goddert und Richmodis gestürzt. Ah, ein Anschlag auf Konrads Leben! Wer sagt das? Was, Jaspar

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