Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.
Jahren und Todesmut«, höhnte er. Ein Zucken ging durch Heinrichs Gesichtszüge. Er schloß mit einem Klacken die Kiefer und rutschte mehr aus dem Sattel, als daß er stieg.
»Setzen wir uns«, schlug Mathias vor.
Sie ließen sich ein Stück von den Pferden entfernt nieder. Heinrich fand die Sprache wieder, straffte sich und setzte eine würdige Miene auf.
»Wir hörten Euch nicht kommen«, sagte er nörgelig.
»Natürlich nicht.« Urquhart entblößte zwei makellose Reihen weißschimmernder Zähne. »Ihr hattet genug mit Eurem Wolf zu tun. Wölfe sind schnell zur Stelle, wenn man sie ruft, war Euch das nicht bekannt?«
»Wovon redet Ihr?« fragte Mathias mit einem Stirnrunzeln. »Niemand ist so verrückt, Wölfe herbeizurufen.«
Urquhart lächelte unergründlich.
»Ihr habt vermutlich recht. Am Ende war es nur ein Hund, der Euch mehr fürchtete als Ihr ihn. Falls Euch das beruhigt«, fügte er höflich an Heinrich gewandt hinzu.
Heinrich starrte zu Boden und begann, Grashalme auszurupfen.
»Wo ist Euer Pferd?« forschte Mathias.
»In Reichweite«, sagte Urquhart. »Ich werde es in der Stadt nicht brauchen.«
»Täuscht Euch nicht. Köln ist größer als die meisten Städte.« »Und ich bin schneller als die meisten Pferde.« Mathias betrachtete ihn abschätzend. »Soll mir recht sein. Der Graf von
Jülich hat mit Euch über den Preis gesprochen?« Urquhart nickte. »Wilhelm erwähnte tausend Silbermark. Ich halte das für angemessen.« »Wir erhöhen unser Angebot«, sagte Mathias. »Eure Aufgabe hat sich erweitert. Doppelte Arbeit.«
»Gut. Dreifacher Lohn.«
»Das halte ich für unangemessen.«
»Und ich halte mangelnde Präzisierung für unangemessen. Wir feilschen hier nicht um Handelswaren. Dreifacher Lohn.« »Seid Ihr das überhaupt wert?« fragte Heinrich scharf. Urquhart sah ihn eine Weile an. Seine Mundwinkel zuckten in milder Belustigung. Dann hob er die buschigen Brauen.
»Ja.«
»Also gut«, nickte Mathias. »Dreifacher Lohn.«
»Was?« begehrte Heinrich auf. »Aber Ihr habt doch eben noch selber –«
»Es bleibt dabei. Besprechen wir die Einzelheiten.«
»Ganz wie Ihr wünscht«, sagte Urquhart.
Kultiviert und höflich, dachte Mathias. Ein seltsamer Bursche. Leise begann er, auf Urquhart einzureden. Sein Gegenüber hörte reglos zu und nickte verschiedene Male.
»Habt Ihr noch Fragen?« schloß Mathias.
»Nein.«
»Gut.« Mathias stand auf und klopfte sich Gras und Erde von den Kleidern. Er brachte eine Schriftrolle aus seinem Mantel zum Vorschein und reichte sie dem Blonden. »Hier ist ein Empfehlungsschreiben vom Abt der minderen Brüder versus St. Kolumba. Macht Euch nicht die Mühe einer frommen Visite, niemand erwartet Euch dort. Ich glaube zwar nicht, daß man Euch kontrolliert, aber angesichts der Referenzen wird Euch keine Stadtwache den Zugang verwehren.«
Urquhart pfiff leise durch die Zähne. »Ich brauche kein Papier, um reinzukommen. Trotzdem, wie habt Ihr den Abt dazu bringen können, sein Siegel in Euren Dienst zu geben?«
Mathias lachte selbstzufrieden. »Unser gemeinsamer Freund Wilhelm von Jülich ist stolzer Besitzer eines Hofes unter Spornmacher. Das ist um die Ecke gespuckt, und der Abt der minderen Brüder schuldet ihm verschiedene Gefallen. Wilhelm hat ihm ein paar Kostbarkeiten für die Sakristei überantwortet, wenn Ihr versteht, was ich meine.« »Ich dachte, die Minoriten seien nach dem Willen des barmherzigen Gottes arm und mittellos.« »Ja, und darum gehört alles auf ihrem Grund und Boden einzig dem Herrn. Aber solange der's nicht abholt, muß es ja verwaltet werden.«
»Oder gegessen?«
»Und getrunken.«
»Wollt Ihr endlich ein Ende machen?« zeterte Heinrich gedämpft. »Die Porta hanonis wird Schlag zehn geschlossen. Nichts reizt mich weniger, als die Nacht vor den Toren zu verbringen.«
»Schon gut.« Mathias betrachtete Urquhart. »Entwickelt Euren Plan. Wir treffen uns morgen abend an St. Ursula um die fünfte Stunde, um alles weitere zu besprechen. Ich nehme an, Ihr wißt bis dahin für Eure Sicherheit zu sorgen.«
»Macht Euch keine Gedanken«, lächelte Urquhart. Er reckte die Glieder und sah zum Mond auf, der scheu zwischen den Wolken hervorlugte. »Ihr solltet reiten, Eure Zeit wird knapp.«
»Ich sehe Euch ohne Waffen.«
»Wie ich bereits sagte, macht Euch keine Gedanken. Ich pflege meine Waffen zu benutzen, nicht öffentlich auszustellen. Aber sie liegen bereit.« Er zwinkerte Mathias zu. »Ich führe sogar Vellum und Feder
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