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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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lag neben ihr, immer noch benommen, und hustete den letzten Rest Wasser aus seinen Lungen. Es hatte einen scharfen Beigeschmack. Weiter oberhalb der Blaufärber hatten die Rotgerber ihr Quartier, und da geriet einiges in den Bach, was man besser nicht herunterschluckte.
    »Ja«, keuchte er. Sein Brustkorb hob und senkte sich. »Und ein ganz schlimmer obendrein!«
    Sie zog einen Schmollmund.
    »Mir habt Ihr weisgemacht, selber vor Dieben und Mördern auf der Flucht zu sein.« »Irgendwas mußte ich ja erfinden. Tut mir leid.« »Ach was.« Sie versuchte, sich ein Kichern zu verkneifen, aber es gelang ihr nicht. »Pontius Pilatus wusch seine Hände in Unschuld. So wie Ihr gebadet habt, seid Ihr reif zum Predigen.«
    Jacop stemmte sich hoch und schüttelte das Wasser aus seinen Haaren.
    »Ich bin reif für was zu beißen. Mein Mittagessen war in dem Mantel.«
    »Welchem Mantel?«
    »Dem – na, meinem Mantel halt. Ich mußte ihn auf dem Forum lassen. Widrige Umstände.« »Wohl in Gestalt diverser Leute, die wiederhaben wollten, was Ihr ihnen nicht ganz rechtmäßig abgenommen habt.«
    »Im weitesten Sinne – ja«, gab Jacop zu.
    »Was war denn drin?«
    »Im Mantel? Karotten, eine Wurst. Egal.«
    Sie musterte ihn sichtlich amüsiert.
    »So egal scheint Euch das aber nicht zu sein. Und viel geblieben ist Euch auch nicht«, feixte sie. »Immerhin eine Hose. Wenn auch keine, die ich meinem ärgsten Feind verkaufen würde.«
    Jacop sah an sich herunter. Seine neue Freundin hatte nicht ganz unrecht. Aber Hose und Mantel waren das einzige, was er an Kleidungsstücken besaß. Das heißt, besessen hatte. Er rieb sich die Augen und stocherte mit einem Finger im linken Ohr, das noch vom Wasser brauste.
    »Habt Ihr sie eigentlich geglaubt?« fragte er.
    »Was?«
    »Meine Geschichte.«
    Sie sah ihn unter halbgeschlossenen Lidern an und grinste spöttisch, während ihre Hände das blaue Tuch durch und durch walkten. »Wenn Ihr nur halb so schlecht im Klauen wie im Lügen seid, rate ich Euch, den Markt für die nächsten paar Jahrzehnte zu meiden.«
    Jacop zog geräuschvoll die Nase hoch.
    »Ich bin gar nicht so schlecht in diesen Dingen.«
    »Nein. Ihr geht dabei nur baden.«
    »Was wollt Ihr?« Er versuchte mehr schlecht als recht, sich den Anschein von gekränkter Eitelkeit zu geben. »Jeder Beruf hat seine Risiken. Außer vielleicht der des Färbers. Eine in höchstem Maße anregende Tätigkeit. Blaue Farbe morgens, blaue Farbe mittags, blaue –«
    Ihr Zeigefinger spießte ihn fast auf.
    »Was du nicht sagst, du hohle Nuß! Ich sitze friedlich hier am Wasser, und da kommt so ein abgebrochener roter Blitz wie du und will versteckt sein. Zu allem Überfluß muß ich mich deinetwegen in ein überflüssiges Palaver mit diesem Hahnrei einlassen, nur um schlußendlich festzustellen, daß der eigentliche Lump gleich vor mir in der Bach liegt. Und das nennst du kein Risiko?«
    Jacop schwieg, während seine Gedanken zu dem entgangenen Mittagessen zurückwanderten. »Was ist?« schnauzte sie ihn an. »Hat's dir die Sprache verschlagen? Hat dir die lange Zeit im Wasser Kiemen wachsen lassen?«
    »Ihr habt ja recht! Was soll ich sagen?«
    »Wie wäre es zur Abwechslung mit Danke?«
    Jacop sprang in die Hocke und setzte seinen Hundeblick auf.
    »Ihr wollt ein Dankeschön?«
    »Das wäre ja wohl das Mindeste!«
    »Alsdann. Ich werde sehen, was sich tun läßt.«
    Zu Ihrer Verwunderung begann er in den unergründlichen Weiten seiner Hose zu kramen, krempelte unter Murmeln und Flüchen das Innerste nach außen und das Zuvorderste nach hinten, bis ein Leuchten über seine Züge ging. Er zog etwas hervor und hielt es ihr triumphierend unter die Nase.
    »Sie ist noch da!«
    Die Färberin runzelte die Stirn und nahm das Ding in Augenschein. Ein löcheriges Stöckchen von der Länge ihres Zeigefingers. »Na und? Was soll das sein?«
    »Paßt auf.« Er setzte das Stöckchen an die Lippen und blies hinein. Eine helle, wunderliche kleine Melodie erklang.
    »Eine Flöte!« rief sie entzückt.
    »Ja.« Schnell ließ er den Hundeblick fahren. Die Zeit schien gekommen für den Augenaufschlag des unwiderstehlichen Halunken. »Und ich schwöre beim Erzengel Gabriel, daß ich dieses Lied soeben einzig und allein für Euch erdacht und niemals einer anderen vorgespielt habe oder jemals vorspielen werde, oder der heilige Petrus soll mir die Geister der Löwen aus dem Circus Maximus auf den Buckel schicken.«
    »Was Ihr alles wißt! Im übrigen glaube ich Euch

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