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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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kann's Euch nicht sagen. Ich will nicht, daß noch jemand stirbt.«
    »Hier, zieht das über.« Sie warf ihm einen lohfarbenen Mantel zu und eine Ohrenmütze. »Wenn Ihr nicht darüber reden wollt, müssen wir eben handeln. Worauf wartet Ihr noch?« Jacop betrachtete die Kleidungsstücke. Die hier waren wirklich gut, aus feinem Tuch und schön gearbeitet. Er hatte nie zuvor so etwas getragen.
    Richmodis klatschte in die Hände.
    »Was ist denn? Wünscht der hohe Herr, angekleidet zu werden?«
    Jacop kam ihrer Aufforderung eilig nach und zog sich die Mütze so weit über den Kopf, bis auch das letzte rote Haar verschwunden war. Richmodis stolzierte um ihn herum, zerrte und zuppelte an allen Seiten und besah ihn sich voller Zufriedenheit. Jacop fühlte sich steif und ungelenk. Er hätte gerne den abgelegten alten Mantel wiedergehabt.
    »Und nun?«
    »Nun? Wir gehen spazieren.«
    »Wohin?«
    »Zu meinem Onkel. Er soll Eure Schulter inspizieren, Euch was Ordentliches zu trinken geben, und dann erzählt Ihr Eure Geschichte. Wenn Ihr es schafft, ihn zu beeindrucken, wird er alles für Euch tun, um etwas Pfeffer in sein studiertes Dasein zu bringen. Falls nicht, wird er Euch in den Graben werfen. Ohne Hut und Mantel.«
    Jacop wußte nicht, was er erwidern sollte. Sie verließen das Haus und gingen quer über die Bach zum Waidmarkt. Er wandte sich um, ob jemand sie beobachtete, woraufhin sie ihn mißbilligend in die Seite knuffte und ihren Schritt beschleunigte.
    »Nicht umdrehen«, flüsterte sie. »Die gucken ohnehin.«
    Sie ließen St. Georg und St. Jacob zur Linken und passierten das Carmeliterkloster.
    »Und wo wohnt Euer Onkel?« fragte Jacop und wich einem Ferkel aus, das ihm quiekend zwischen die Füße lief.
    »Ich sagte doch, er ist Dechant zu St. Maria Magdalena.«
    »Kenne ich aber nicht.«
    »Ihr unchristlicher Mensch!«
    »Ich bin kein unchristlicher Mensch. Ich war nur lange nicht in Köln.«
    »St. Maria Magdalena ist eine Pfarrkapelle gegenüber von St. Severin. Zugegebenermaßen etwas klein. Mein Onkel wohnt drei Häuser weiter, und da hat er auch seine Studierkammer.«
    »Richmodis, da ist noch was –«
    »Mhm?«
    »Diese Kleider –«
    »Sind von meinem Vater, stimmt.«
    Auch das noch!
    »War er Euch sehr böse wegen der Sachen, die Ihr mir geschenkt habt?«
    »Aber sicher. Er hat getobt. Durchs Haus hat er mich getrieben und Mordio geschrien, daß die Nachbarn vor der Tür gestanden haben.« »Um Himmels Willen. Gut, daß er heute nicht da war.« »Ja, was für ein Glück.« Sie passierten die alte Römerpforte, hinter der die Severinstraße begann
    und schnurgerade auf die große Mauer zulief. Ab hier drängten sich die Kirchen, Klöster und Kapellen geradezu, das Barfüßerkloster, St. Katharinen und so weiter. Dazwischen Patrizierbauten und Brauhäuser, also gewissermaßen für jeden etwas. Die Severinstraße konnte sich weiß Gott sehen lassen.
    Richmodis schritt energisch aus.
    »Sagt mal, schönste Nase des Abendlandes«, rief er nach einer Weile. »Wo ist er denn überhaupt?« »Wer?« »Euer Vater?« Sie blieb stehen und sah ihn an, als hätte sie in ihrem ganzen Leben noch keine derart dumme Frage gehört.
    »Na, wo schon? Bei meinem Onkel!«
    Morgenspaziergang
    Pünktlich zur siebenten Stunde fand sich Mathias am Minoritenkloster ein. Er mußte zweimal hinschauen, bevor er Urquhart erkannte. Der Mörder trug nun die schwarze Kutte der minderen Brüder, hatte die Kapuze weit übers Gesicht gezogen und hielt den Kopf gesenkt. Er sah aus, als sei er in tiefe Andacht versunken.
    Mathias stellte sich wie zufällig neben ihn und blinzelte in die Sonne.
    »Wozu die Verkleidung?« fragte er.
    Urquard wandte den Kopf und sah ihn ausdruckslos an.
    »Es scheint mir geraten, daß Ihr einen frommen Bruder auf seinem Spaziergang begleitet«, sagte er. »Gestern habt Ihr wenig Interesse bekundet, daß man uns zusammen sieht. Nun, Ihr habt vielleicht recht.«
    »Das war vielleicht ein bißchen übertrieben«, bemerkte Mathias. »Niemand weiß schließlich, wer Gerhard –«
    »Nicht hier. Kommt.«
    Sie gingen gemessenen Schrittes bis zur nächsten Straßenecke und bogen an den dunklen Taxusbüschen des Mirweiler Hofs rechts ab, in denen tausende von Spatzen ihr Morgenspektakel veranstalteten. Vor und hinter ihnen erstreckte sich eine der belebtesten Kölner Handwerksstraßen, noch
    von den Römern erbaut und gepflastert. Von allen Seiten erscholl Hämmern, Hobeln und Klopfen, vermischt mit dem Rattern der

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