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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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dort mehr Leute zu sehen als am Vortag.
    Er hoffte inständig, Richmodis mit seinem Erscheinen nicht in Gefahr zu bringen. Daß er noch lebte, nahm er als Zeichen für seine augenblickliche Sicherheit, aber bis jetzt waren schon zwei Menschen getötet worden für etwas, das er gesehen hatte und nicht hatte sehen dürfen. Wenigstens nahm er das an. Viel Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, hatte er bis jetzt noch nicht gefunden.
    Im Näherkommen suchte er den Duffesbach ab. Richmodis war nirgendwo zu sehen. Er mußte wieder gehen. Oder es wagen, bei ihr anzuklopfen, aber dann riskierte er, daß ihm der alte von Weiden das Fell über die Ohren zog, weil er sein Wams und seine Stiefel trug. Vielleicht würde er alles wiederhaben wollen und ihn bei den Schöffen des Diebstahls anklagen.
    Sicher, hörte Jacop sich sagen, nehmt Euch ruhig zurück, was Euer ist. Bezüglich des Mantels und des Huts empfehle ich Euch auf die Plackgasse, da liegt einer mit einem Bolzen im Genick, der wird Euch keine großen Schwierigkeiten machen.
    Ah! Ein Bolzen. Hast ihn am Ende selber umgebracht, was?
    Jacop spürte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat. Er ließ sich an der schmalen Uferböschung nieder und tauchte die Hände ins Wasser. Darüber hatte er ja noch gar nicht nachgedacht!
    Es war zuviel auf einmal. Jacop ließ sich zurücksinken, breitete die Arme aus und starrte in den blauen Himmel.
    Wahrscheinlich waren ihm die Gewaltrichter, Büttel und Schöffen auch schon auf den Fersen. Dazu Gerhards Mörder und ganz nebenbei der eine oder andere Fleischer.
    Fein, fein.
    Er schloß die Augen. Wenn er doch nur einschlafen könnte.
    »Na, wolltet Ihr mir nicht die Flötentöne beibringen?«
    »Richmodis!«
    Ihr Gesicht stand auf dem Kopf, die herabhängenden Locken schienen nach ihm zu greifen. Er fuhr hoch und spürte, wie der Schmerz seine Schulter durchschnitt, schlimmer als zuvor. Das Wams rutschte ihm vom Kopf, entknäulte sich und fiel in den Dreck.
    Sie trat vor und lächelte. Am Arm trug sie einen abgedeckten Korb.
    »Ich hätte nicht gedacht, Euch so bald wiederzusehen.«
    »Ich habe doch gesagt, ich liebe Eure Nase.« Jacop versuchte, sich aufzurichten. Sie bemerkte die lädierte Schulter und verzog das Gesicht. »Du lieber Himmel! Wo habt Ihr das denn her?« »Türe war zu eng.« Er rappelte sich hoch, nahm das Wams vom Boden und schüttelte schuldbewußt den Staub heraus. Ihr Blick ging von seiner Schulter zu dem Kleidungsstück, inspizierte ihn von Kopf bis Fuß und wanderte wieder zu der Schulter. Sie griff danach und drückte zu.
    »Au!«
    »Nanana. Ihr jault ja wie ein Dompfaffe.«
    »Richmodis!« Jacop umfaßte ihre Schultern, besann sich eines besseren und nahm seine Hände wieder weg. »Ich weiß, es ist ein bißchen viel verlangt, aber –« Er sah sich um. Wieder Leute, die herüberstarrten.
    »Was habt Ihr diesmal angestellt?« seufzte sie.
    »Ihr habt gesagt, Euer Onkel ist ein Physikus.«
    »Er ist sogar ein Doctor und Dechant zu St. Maria Magdalena und kennt wichtige Leute. Warum?«
    »Er muß – ich weiß nicht, was mit meiner Schulter ist. Sie sind hinter mir her, weil ich alles mitangesehen habe, bloß wegen dem blöden Baum, und es tut mir leid wegen der Kleider, aber ich wollte Tilman doch nur helfen und –«
    Richmodis schüttelte energisch den Kopf und hob die Hände.
    »Aufhören! Wer ist hinter Euch her? Was habt Ihr gesehen? Wer ist Tilman? Ich verstehe kein Wort.«
    »Ich auch nicht«, gab Jacop zu. »Dann kommt.« Sie nahm ihn beim Arm und zog ihn zum Haus. »Ich will Euch nicht schon wieder unter Tüchern ertränken müssen und dahergelaufenen Schönschwätzern das Märchen von meinen tausend Männern auftischen.« Sie öffnete die Tür und wies ins Innere. »Rein mit Euch.«
    »Bekommt Ihr keine Schwierigkeiten mit Eurem Vater?« fragte Jacop matt.
    »Langweilt mich nicht mit Eurem schlechten Gewissen. Da, setzt Euch.« Sie wies auf eine Bank neben dem Kamin. Es knisterte ein Feuerchen darin. Die Stube war einfach, aber gemütlich eingerichtet.
    Jacop schüttelte den Kopf. »Nein. Hört zu, ich mag ja nicht gerade aus besseren Kreisen kommen, aber ich weiß, daß ehrbare Bürgerstöchter keinen wie mich mit in die Stube nehmen sollten, wenn alle Welt zuschaut. Es ist besser, ich gehe.«
    »Kommt nicht in Frage!«
    »Ich meine es ernst.«
    »Ich meine es auch ernst«, sagte sie bestimmt. »Lustige Flöten verteilen und Wämser einsacken, meines Vaters Hut und Mantel, über deren Verbleib ich

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