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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Wagen und dem Stampfen und Brüllen der Zugtiere, mit Gekläffe, Geschrei und Schweinegrunzen, alle Augenblicke unterbrochen vom Glockengeläut der zahlreichen Kirchen und Kapellen ringsum. Sie waren jetzt unter Spornmacher, wo das Geschirr für die Pferde gefertigt wurde. Mathias hatte hier einen Sattel in Auftrag gegeben, der partout nicht fertig werden wollte, inzwischen aber soviel Geld verschlungen hatte, daß er eine Klage bei der Zunft erwog.
    Sie flanierten an offenen Werkstätten, noblen Stadthäusern und dem Brauhaus »Münster« entlang, das Daniel zum Ärger der Familie immer häufiger frequentierte. Dann erschien rechts ein großes Anwesen.
    »Euer Freund«, sagte Mathias spöttisch.
    »Freund?«
    »Der Hof des Grafen von Jülich.«
    »Wilhelm ist nicht mein Freund«, sagte Urquhart gelangweilt. »Ich habe ihm eine Zeitlang gedient, und er hat seinen Nutzen draus gezogen. Jetzt diene ich Euch.«
    »Und nicht zum schlechtesten«, bemerkte Mathias gönnerhaft. Er holte eine Birne aus seiner Manteltasche und biß mit Appetit hinein. »Gerhard ist tot. Alle Welt spricht von einem Unfall. Eure Zeugen waren gut.«
    »Zwei meiner Zeugen waren gut.«
    »Ihr hattet doch nur zwei, oder irre ich mich?«
    »Ich hatte drei.«
    »So?« Mathias Zeigefinger fuhr an seine Lippen. »Es scheint, ich werde alt. Aber drei sind natürlich noch viel besser!«
    »Das sind sie keineswegs. Der dritte war nicht vorgesehen.«
    Mathias starrte auf die Einkerbungen seiner Zähne in der Birne.
    »Sagt das nochmal.«
    »Da war ein Dieb«, erläuterte Urquhart. »Wohl unterwegs, um das Obst des Erzbischofs zu stehlen. Er hat gesehen, wie ich Gerhard vom Gerüst stieß, äußerst dumm, das Ganze. Ich konnte unmöglich wissen, daß er in einem der Bäume saß wie eine Klette, bis er daraus zu Boden stürzte. Wohl vor lauter Angst.« Er sog verächtlich die Luft durch die Zähne.
    »Und was jetzt?« rief Mathias einigermaßen entsetzt.
    »Senkt Eure Stimme. Jetzt haben wir einen, der die Kölner Christenheit vom Gegenteil überzeugen könnte, daß Gerhard nämlich keinen falschen Schritt getan hat.«
    »Ach was! Wer glaubt schon einem Dieb und Bettler?«
    »Keiner, denke ich.« Urquhart blieb stehen und blitzte Mathias aus dem Schatten seiner Kapuze an. »Aber wollt Ihr es drauf ankommen lassen?« »Wieso ich?« fuhr Mathias auf. »Das ist Euer Verschulden!« »Nein«, gab Urquhart ruhig zurück. »Man kann nicht jeden Vogel ken
    nen, der in den Ästen nistet. Nicht einmal ich. Aber lamentiert nicht vorzeitig, es kommt nämlich noch viel besser. Möglicherweise – aber das will ich nicht um jeden Preis beschwören – hat Gerhard mit dem Mann gesprochen.«
    »Was? Ich denke, Gerhard war tot! Ihr stürzt mich von einer Verwirrung in die andere.«
    Urquhart lächelte milde.
    »Er ist gestorben. Das ist nicht dasselbe wie tot sein. Sterbende können ihren Willen ändern, Gott verfluchen, alles im letzten Atemzug vor ihrem Dahinscheiden. Herumliegende Dombaumeister können beispielsweise Euren Namen nennen.«
    Mathias packte Urquhart am Arm und stellte sich dem Riesen in den Weg. »Ich finde das nicht komisch«, zischte er. »Warum habt Ihr den Vogel nicht einfach eingefangen?«
    »Ich habe es versucht.« Urquhart ging weiter, und Mathias mußte aus dem Weg springen. Wütend schleuderte er den Rest der Birne gegen ein Haustor und schickte sich wieder in den scheinbar so erbaulichen Spaziergang.
    »Und was ist herausgekommen bei Eurem – Versuch?«
    »Irgendwann habe ich seine Spur verloren.«
    »Dann wird er es wahrscheinlich überall herumerzählt haben«, stöhnte Mathias. »Jetzt weiß es schon halb Köln.«
    »Ja, er hat es einigen erzählt. Aber die leben nicht mehr.«
    »Wie bitte?« Mathias glaubte, sich verhört zu haben. Die Pfannenschläger hatten ihren Straßenzug noch ein ganzes Stück weit vor ihnen, an deren beständigem Hämmern konnte es also nicht liegen, daß ihm die Ohren dröhnten.
    Urquhart hob gleichmütig die Schultern.
    »Ich habe getan, was nötig war.«
    »Wartet.« Mathias versuchte, seine Gefaßtheit wiederzuerlangen. »Ihr wollt sagen, Ihr habt weitere Menschen umgebracht?«
    »Natürlich.«
    »Heilige Jungfrau!«
    »Laßt die Frömmeleien«, meinte Urquhart. »Was macht es schon, wenn ich dem Dombaumeister ein paar Weggefährten schicke? Wenn ich Euch recht verstehe, seid Ihr am Gelingen Eures Plans mehr interessiert als am Leben und Wohlergehen Eurer Mitbürger.«
    Er trat zu einem Stand, an dem gerauchte

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