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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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seine Augen sind wie des Frührots Wimpern! – Aus seinem Maul fahren brennende Fackeln, feurige Funken schießen hervor! Rauch dampft aus seinen Nüstern wie aus kochendem, heißen Topf. Sein Atem entflammt glühende Kohlen. Auf Erden gibt es seinesgleichen nicht!«
    Die Schreckensgemälde taten ihre Wirkung, zumal es niemandem aufzufallen schien, daß der eifrige Prediger die Darstellung des Teufels mit der alttestamentarischen Schilderung des Krokodils durcheinander brachte. Viele der Umstehenden wurden schlagartig blaß, einige faßten sich an den Kopf und stöhnten laut auf. »Herr, vergib uns!«
    »So, vergeben? Dann betet! Haben nicht die Engel, als sie den heiligen Martin ins Jenseits geleiteten, solch fürchterliche Kämpfe mit den Mächten der Hölle auszufechten gehabt, daß der himmlische Gesang verstummte? Betet! Betet!«
    »Ja, beten, beten!« durchfuhr es die Menge. Köpfe neigten sich, Hände wurden gefaltet, manche sanken schluchzend und zitternd in die Knie.
    Der dickere Mönch warf dem anderen einen vielsagenden Blick zu und machte eine Kopfbewegung in Richtung Straßenende. Offenbar hielt er die Zeit für gekommen, zu verschwinden. Die beiden schritten langsam aus dem Kreis der Menschen und beschleunigten ihren Schritt.
    Urquharts Zeugen. Mathias raffte seinen Mantel, drängte sich durch die Menge der Betenden und eilte ihnen nach. »Ehrwürdige Brüder«, rief er.
    Die Mönche blieben stehen und drehten sich zu ihm um. Mißtrauen lag in ihren Augen. Als sie sahen, daß er von vornehmer Herkunft war, bekam ihre Haltung augenblicklich etwas Devotes, und sie neigten die Häupter.
    »Wie können wir Euch zu Diensten sein?« fragte der Dicke.
    »Ihr wart in der Tat die einzigen, die Gerhard fallen sahen?« fragte Mathias. »Gewiß!« »Dann bitte ich Euch nur um eines: mehrt Gerhard Morarts Ruhm, wohin auch immer Ihr gelangt.«
    »Nun, äh –«
    »Ihr seid doch Wanderer?«
    »Ja.« Der Größere hob selbstgefällig das Kinn. »Es gefällt dem Herrn, uns allerorten predigen zu lassen. Wir lesen Messen in den Dörfern und Weilern, aber manchmal kommen wir auch in die Städte.«
    »Eine herrliche Stadt, dieses Köln, eine heilige Stadt!« fügte der andere ergriffen hinzu und bewegte den Kopf schnell hierhin und dorthin, als könne er sich nicht sattsehen.
    Mathias lächelte.
    »Ja, natürlich. Berichtet also, was Ihr am Dom gesehen habt. Erzählt es überall. Denn«, er beugte sich vor und setzte eine verschwörerische Miene auf, »es soll da welche geben, die ziehen Gerhards Andenken schamlos durch den Dreck.«
    »Ist das möglich?« keuchte der Dicke.
    »Leider. Sie legen falsches Zeugnis wider Euch ab und behaupten, es sei überhaupt kein Unfall gewesen.« Im Blick seines Gegenübers blitzte Wachsamkeit auf. »Sondern?« »Sondern Mord! Am Ende gar der Teufel.« »Das ist natürlich ein gewaltiger Blödsinn«, sagte der Mönch gedehnt. »Und eine große Sünde, derartiges zu behaupten«, ergänzte der andere.
    »Gut, daß die Gebäude solcher Lügen ohne Fundamente sind, da wir ja bezeugen können, wie es wirklich war.«
    »Ein Segen, liebe Brüder«, nickte Mathias. »Danken wir dem Herrn, daß er Euch zur rechten Zeit an den rechten Ort geleitete. Ich kann mich auf Euch verlassen?«
    Die beiden nickten eifrig.
    »Ohne Frage!«
    »Wir werden davon künden, wo immer man uns aufnimmt.«
    »Vorausgesetzt, Gott wacht über unsere Schritte und füllt unsere Mägen mit bescheidenen Speisen.« »Was er nicht immer tut.« »Ach, Bruder! Wer wollte den Schöpfer kritisieren? Aber gewiß, er tut's nicht immer, sicherlich, um uns zu läutern und zur Buße anzuhalten. Fassen wir uns also in Demut.«
    »Und Hunger. Bisweilen.«
    Sie starrten ihn an und lächelten. Mathias zog ein Geldstück hervor.
    »Der Herr sei mit Euch«, säuselte der Dicke salbungsvoll. Die Münze verschwand in den Tiefen seiner schmutzigen Kutte. »Und nun entschuldigt uns. Christliche Pflichten rufen.«
    »Selbstverständlich, ehrwürdige Brüder.«
    Sie grinsten noch einmal Verzeihung heischend und machten sich aus dem Staub. Mathias sah ihnen nach, bis sie um die nächste Ecke gebogen waren.
    Er hatte nicht gewußt, daß Urquhart die zwei hierhergeschickt hatte. Keine schlechte Idee. Die Leute hatten ihre Version der Ereignisse gefressen. Der Rothaarige würde es schwerer haben als bisher.
    Aber noch nicht schwer genug.
    Mathias fröstelte bei dem Gedanken, was er anrichten konnte. Sie mußten ihn finden!
    Er eilte zurück zu

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