Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
Vom Netzwerk:
Würde wandte er der Versammlung den Rücken zu und ging steif in entgegengesetzter Richtung davon.
    »Er hat ihn zu sehr geliebt«, murmelte Johann.
    »Ja, er hat Gerhard geliebt«, sagte Mathias laut und wandte sich zu den Leuten. »Und auch Daniel hat ihn geliebt, und in ihrer Liebe wurden sie blind und wollten ihm jeder der Nächste sein. So wird aus Liebe Haß und aus Freunden werden Feinde. Vergebt ihnen. Folgen wir Gerhard auf seinem letzten Geleit.«
    Seltsam, die Menge schien zu verstehen, was er da so eilig zusammengeschustert hatte. Als ob Daniel je so etwas wie Liebe zu Gerhard empfunden hätte. Gemeinsam setzte man sich wieder in Bewegung.
    Johann rückte neben ihn.
    »Gut gelogen«, sagte er leise.
    »Hurenmist!« fluchte Mathias entgegen seiner sonstigen Abneigung gegen Kraftausdrücke. »Wenn Kuno so weitermacht, können wir alle unser letztes Vaterunser sprechen.«
    Johann schwieg eine Weile.
    »Er wird nicht so weitermachen«, sagte er schließlich.
    »Das behauptest du! Und dein verrückter Sohn, der dem anderen Verrückten fast das Haupt gespalten hätte? Diese Dinge müssen aufhören, Johann.«
    »Sie werden aufhören.«
    Mathias grummelte einen weiteren Fluch in sich hinein. Die Prozession näherte sich gemächlich dem Dom. Das Läuten der Glocken brachte ihre Körper zum Schwingen.
    Sie werden aufhören –
    »Was willst du damit sagen?« hakte Mathias nach.
    »Ich habe gestern abend mit Mutter gesprochen. Sie empfahl mir bezüglich Kunos die Lektüre der heiligen Schrift.«
    »Was ist los mit Blithildis?« wunderte sich Mathias. »Sie pflegt im allgemeinen handfestere Ratschläge zu geben. Ich kann nicht glauben, daß sie am Ende sentimental wird. Schließlich war es ihre Idee mit –«
    »Still.« Johann hob den Zeigefinger zu den Lippen.
    »Entschuldige«, brummte Mathias.
    »Sie hat mich an die Psalmen verwiesen, weil es da eine Stelle gibt, die ihr auf die Situation zu passen scheint. Wie gut kennst du die Bibel?« »Meine Rechnungsbücher kenne ich besser.« »Das war zu erwarten. Fünftes Buch. Bitte um Hilfe gegen erbarmungslose Feinde.«
    Mathias runzelte die Stirn.
    »Keine Ahnung.«
    »Hatte ich auch nicht. Also bin ich hingegangen und habe nachgesehen, was Mutter uns rät.« »Und?« Johann seufzte schwer. »Was da steht, ist ziemlich deutlich: Nur gering
    sei die Zahl seiner Tage –«
    »Alle Wetter«, stieß Mathias leise hervor. »Das also hat sie gemeint.«
    » – sein Amt soll ein andrer erhalten.«
    Forum feni
    Urquhart stand unter den Linden und beobachtete den Markt.
    Er wußte, daß seine Überlegungen das schlichte Begriffsvermögen der Knechte überforderte. Er hatte sie nach dem Kettenprinzip verteilt, eine Strategie, die man in den schottischen Hochgebieten pflegte, wo es schwierig war, sich über große Distanzen zu verständigen. Jeweils zwei standen zusammen und hielten einen festgelegten Bezirk im Auge, eben noch in Sichtweite mit einem anderen Paar. Sie trugen Pechfackeln bei sich. Sahen sie einen Feind, entzündete einer die Fackel und hielt sie hoch über seinen Kopf, damit ihr Schein und der unvermeidliche klebrigschwarze Rauch von weither gesehen werden konnten, während der andere zum Schein mit der Waffe gegen die Eindringlinge vorging, sofern es nicht zuviele waren, und rechtzeitig die Flucht ergriff, um den Feind in Richtung der anderen Bezirke zu locken. Die dortigen Wachen entzündeten wiederum ihre Fackeln. Das Signal bedeutete den Verbündeten, zusammenzurücken. Mit einigem Geschick gelang es weitverstreuten Kämpfern auf diese Weise, den Feind langsam einzukesseln, der am Ende ständig jemand anderem hinterherjagte, bis er zu spät begriff, daß er in die Falle gegangen war.
    Urquhart hatte die Sache dahingehend modifiziert, daß auch die Knechte paarweise losziehen und einen bestimmten Bezirk im Auge behalten sollten. Auf Sichtkontakt konnte man in einer Stadt allerdings nicht bauen. Es kam also darauf an, den Rothaarigen, sobald man ihn erblickte, den anderen Gruppen zuzutreiben, bis sie ihn in der Zange hatten, ohne daß er noch entweichen konnte. An sich ein simpler Plan.
    Mathias' Knechte hatten ihn angestarrt wie die Blöden. Mehrfach hatte er das Prinzip erklären müssen. Hatten sie es endlich begriffen, vergaßen sie wiederum Jacops Haarfarbe und sein Aussehen. Urquhart blieb höflich und fand sich damit ab, aber ihre Dummheit widerte ihn an. Im Grunde war es hoffnungslos. Wenn Jacop über Grips verfügte, und es hatte ganz den Anschein,

Weitere Kostenlose Bücher