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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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leider nicht anders«, erklärte er in einem Ton, der es fast
wie eine Entschuldigung klingen ließ. Aus seinem unverschämten Mundwerk eine
Sensation.
    Und das war noch nicht alles: »Hören Sie, wenn ich vorgestern etwas
forsch war, dann …«
    »Forsch?«
    »Ruppig. Mein Tonfall hat Ihnen vielleicht den Eindruck vermittelt,
dass ich nicht gut auf Sie zu sprechen bin.«
    »Ich würde ihn als herablassend beschreiben«, half ich ihm.
»Arrogant vielleicht.«
    »Wie auch immer.« Der Weihnachtsmagnat lächelte unvermittelt, ein
übertrieben breites Lächeln, das angespannt und unecht wirkte. »Machen wir
einfach einen neuen Anfang, okay?«
    »Gern, aber wozu?«
    »Ich brauche Ihre Hilfe. Es geht um die Weihnachtskarten.«
    »Also doch«, sagte ich.
    »Dieser Geist der blutigen Weihnacht, oder wer immer dieser Kerl ist … Der ist völlig durchgeknallt.«
    »Sie haben ihn also getroffen? Erzählen Sie doch mal.«
    »Der Kerl ist ein Wahnsinniger. Er hat Noteboom umgebracht.
Kaltblütig vergiftet.«
    »Mit Fugu-Gift«, nickte ich. »Wir gehen davon aus.«
    »Also, was ist? Übernehmen Sie den Auftrag? Helfen Sie mir?«
    »Dachdecker haben Aufträge«, korrigierte ich ihn. »Privatdetektive
haben Fälle.«
    »Schon gut«, ruderte er zurück.
    »Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie Notebooms Wahlkampf
bezahlt haben?«
    »Überall auf der Welt werden Wahlkämpfe finanziert. Nehmen Sie
Kennedy – seinen Wahlkampf hat damals die Mafia bezahlt. So etwas ist doch
nichts Ungewöhnliches. Und was mich betrifft: Ich bin mittelständischer
Unternehmer, und Noteboom war die Stimme des Mittelstands.«
    »Aber dann hat er plötzlich mittelständischen Unternehmern Ihres
Schlages den Kampf angesagt.«
    »Nur weil er irgendwo gelesen hatte, dass ihm das Wählerstimmen
bringen würde. ›Für ein sauberes Weihnachten‹ – ich lach mich tot. Der Kerl war
doch einer meiner besten Kunden.«
    »Auch das haben Sie verschwiegen.«
    »Aber hören Sie, Frings, es ist doch wohl natürlich, dass man mit so
was nicht gleich herausrückt, ich meine: Wer macht sich schon gern
mordverdächtig? Und jetzt, wo dieser Kerl aufgekreuzt ist, ist das Thema eh
erledigt.«
    »Es ist also erledigt. Und wie geht es weiter?«
    »Der Mann – dieses Wesen – hat es auf mich abgesehen. Sie sollen ihm
das Handwerk legen, Frings.«
    »Warum übergeben Sie diese Angelegenheit nicht Ihren Mitarbeitern,
den Herren Sundance und Cassidy? Die könnten dem Geist eine Abreibung
verpassen, die er so leicht nicht vergisst.«
    Schubert schüttelte den Kopf. »Der Job ist nichts für Spatzenhirne.
Außerdem haben die beiden unten im Verkaufsbereich genug zu tun.«
    »Na schön. Und wie haben Sie sich das vorgestellt?«
    »Sie schnappen ihn, Frings. Dann ist die Kripo zufrieden, und Sie
sind der Mann des Tages.«
    »Halten Sie den Geist denn für so dämlich, dass er sich so einfach
schnappen lässt?«
    »Eben nicht. Deshalb will ich ja Sie und nicht die Spatzenhirne.
Hören Sie, Frings, der Kerl verlangt, dass ich mein Nebengeschäft dichtmache.
Dann kann ich mich ja gleich selbst vergiften. Also werden Sie ihm eine Falle
stellen, wenn er heute Abend wieder auftaucht.«
    So einfach kam er mir aber nicht davon. »Sehen Sie, Herr Schubert«,
erklärte ich ihm geduldig, »das letzte Mal, als wir über dieses Thema sprachen,
sagten Sie sinngemäß, dass Sie lange nicht so dringend einen Detektiv bräuchten
wie ich einen Fall.«
    »Ja, aber das sagt man ja schnell mal …«
    »Und jetzt ist es, wie soll ich sagen, genau umgekehrt, nicht wahr?
Ich habe nämlich genug zu tun, und Sie einen Geist der Weihnacht am Hals.«
    »Na schön«, sagte Schubert zähneknirschend. »Ich verdopple mein
Angebot von neulich. Jetzt lassen Sie sich nicht so bitten.«
    »Verdreifachen Sie, dann sind wir im Geschäft.« Ich hielt die Hand
auf. »Aber das Honorar wird als Vorschuss fällig.«

23
    »Sehr gut, dann mal raus mit der Sprache«, sagte er. »Wie
sieht Ihr Plan aus?«
    »Ganz einfach«, sagte ich. »Sie, Schubert, spielen den Lockvogel.
Ich werde mich irgendwo verstecken und im richtigen Moment auf der Bildfläche
erscheinen. Dann sind wir zwei gegen einen.«
    Franz Schubert winkte ab. »Mich vergessen Sie mal. Wenn Sie das
ganze Vorabhonorar wollen, müssen Sie den Geist auch ganz allein schnappen.
Haben Sie eine Waffe?«
    »Eine Waffe?«
    »Eine Knarre oder Wumme, wie immer ihr Schnüffler diese Dinger
nennt.«
    Entrüstet fragte ich ihn, ob ich vielleicht Phil Marlowe sei.

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