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Tod von Sweet Mister

Tod von Sweet Mister

Titel: Tod von Sweet Mister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Woodrell
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richtigen Schiff mit dir.«
    »Das ist das falsche Schiff, falsch, falsch.«
    Ich öffnete ein paar der Pillendosen und schüttete kleine Häufchen auf den Tisch. Sie klapperten ziemlich.
    »Wer ist da?« fragte er.
    »Caleb und Bill sind auf dem Schiff.« Ich sah mir die anderen Flaschen in der Tasche an, konnte aber nicht sagen, was sie waren, also riet ich, stellte eine davon auf den Tisch und hoffte, dass dies das Medikament war, das er am meisten brauchte.
    »Bist du es?«
    »Ja, ich bin’s.«
    Als ich durch die Küche ging, packte mich die alte Frau am Arm und sagte: »Ich nehme jetzt eine Zeitung.«
    »Ach, ich muss erst zur Auslieferung und noch welche holen. Sind mir ausgegangen. Sie warten doch, oder? Ich bin gleich wieder da.«
    Mein Herz schlug so stark, dass es mir gegen die Zähne sprang. Ich rechnete damit, aufzufliegen. Der Sonne nach zu urteilen, war es Zeit zum Essen, aber Basil fuhr Schleifen im Nirgendwo, und Red sah immer wieder in die Tasche. Wenn er mich durchschaute, gab es Schläge. Das Zeug, das ich vom alten Mann geklaut hatte, war eine Enttäuschung. Basil und Red waren noch ganz high von der Beute aus dem Ziegelhaus und dem Bier, das sie aus einem Beutel genommen hatten. Sie sahen mich verwirrt an.
    »Die machen diese Flaschen offenbar nicht mehr so voll, wie sie sollten«, meinte Red. »Da ist ganz schön viel Luft drin.«
    »Deshalb können die Ärzte ja Ski fahren gehen und solch schöne Sachen. Nach Hawaii fliegen.«
    »Der Himmel sei dem alten Mann gnädig«, sagte Red. »Schau mal, Basil – da sind gerade mal neun Rote und eine halbe Flasche Cocktail drin.«
    »Ohne Scheiß? Mann, ich möchte auch mal so abgefahren drauf sein, wie der wohl gerade ist.«
    »Ich hab mitgenommen, was da war«, beteuerte ich. »Und da war auch noch eine alte Frau in dem Haus.«
    »Glaubst du, die hat selbst welche genommen?«
    »Nein!«
    »Worauf willst du dann hinaus?«
    »Vielleicht versteckt sie welche. Vor ihm.«
    »Hm. Könnte gut sein.«
    Als Basil in eine Einfahrt einen Block vom Stadtplatz entfernt einbog, gaben meine Eingeweide schon metallische Klopfgeräusche von sich. Das Haus war ein lang gezogenes, einstöckiges Holzhaus, aber noch nicht völlig verwohnt. Die Farbe war noch nicht allzu sehr abgeblättert, die Veranda nicht eingefallen. Auf dem staubigen Hof standen Gartenstühle, vor dem Haus parkte ein Ford Fairlane. Eine Frau in weißer Dienstkleidung und weichen, weißen Schuhen trat an die Tür und winkte uns.
    »Sie ist zu Hause«, sagte Red. »Machen wir einen Besuch.«
    Sie kam heraus, um uns zu begrüßen, Red und sie küssten sich. Auf den Mund. Sie küssten sich auf den Mund, er klopfte ihr auf den Hintern, sie hängte sich ihm an den Hals, und ich sah, wie sich ihre Zungen berührten.
    »Ich wette, ihr wart fleißig«, sagte sie. Sie war größer als Red. Ihre Haare waren ganz gewöhnlich braun und zu einem Knoten eingedreht. »Ich wette, ihr habt was Hübsches mitgebracht.«
    »Ja, Ma’am, die Sause kann losgehen.«
    »Euren Augen nach zu urteilen, würde ich sagen, die Sause läuft schon eine ganze Weile.«
    »Nur die Grundlage, Patty«, sagte Basil. Er grinste. »Darauf kann man aufbauen.«
    Im Haus waren noch andere Leute. Ein Radio lief, die Nachrichten oder irgendetwas, wo nur geredet wurde. Basil setzte sich auf einen Gartenstuhl und öffnete zischend ein Bier. Red und die Frau machten weiter, flüsterten und fassten sich an.
    Ich stand nur da.
    Patty sah im Vergleich zu Glenda aus wie ein Flohbiss.
    Die beiden wurden vor meinen Augen unerträglich vertraulich. Als sie sich aus der Umklammerung lösten, rief Red mich mit einer winkenden Handbewegung zu sich.
    »Hier hast du ein paar Dollar, Junge.« Ich nahm das Geld, das er mir gab, es handelte sich ziemlich exakt um ein paar Dollar. »Du musst dich allein um den Heimweg kümmern. Hier passiert Erwachsenenkram.«
    »Okay.«
    »Ja, und hör mal – was haben wir heute gemacht?«
    »Männersache?«
    »Gut für dich, du hast es geschnallt.« Er klopfte mir auf den Rücken, so als würde er nicht wissen, dass ich ihn hasste. »Und jetzt verschwinde, Junge. Ab nach Hause.«

CARLS SCHLIMMES BEIN SAH AUS wie ein Würstchen, das hinten im Kühlschrank gelandet und dort vergessen worden war. Unten an der Wade fehlte ein Stück, oberhalb und unterhalb des Kraters sah es aus wie verdorrt. Die Haut in dem Loch war tiefdunkel und schrumplig, sie sah aus wie eine feste Narbe. Dem Bein fehlte ein Stück, aber er konnte es noch

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