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Tod von Sweet Mister

Tod von Sweet Mister

Titel: Tod von Sweet Mister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Woodrell
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einfach.«
    Ich sah zu Boden, als er das sagte, seine Hände ließen mich los, ich ging zur Fliegentür. Drei Eichhörnchen jagten sich gegenseitig in Kreisen über das Dach des Schuppens. Die Bäume im Hof rauschten in einer leichten Brise, der Wind zog durch das Fliegengitter und fächerte mir über das Gesicht. Das hintere Fenster auf der Beifahrerseite des Mercury war herausgeschlagen. Auf dem Rücksitz lag weiteres Seidenzeug, Seide, die wohl für jemand anderen bestimmt war, nahm ich an.
    »Wo hast du denn den Glimmstängel her, Shug?« fragte Basil.
    »Aus Glendas Schachtel. Auf dem Tisch.«
    »Meinst du, es macht ihr was aus, wenn ich eine nehme?«
    »Brauchst gar nicht erst fragen«, sagte Red.
    Sie nahmen sich welche von Glendas Zigaretten, griffen nach ihren Bierflaschen und lehnten an der Spüle.
    Glenda kehrte zurück; sie hatte sich von oben bis unten neu angezogen. Sie trug eine schwarze, sehr eng sitzende Hose, Schuhe mit hohen Absätzen und die gelbe Seidenbluse. Die Haare hatte sie sich schöngebürstet. Die Seide schmiegte sich wunderschön an sie, und sie posierte ein wenig, um es uns zu zeigen.
    »Mann, o Mann«, sagte Red.
    »Gefällt es dir?« fragte sie. Sie schaute, glaube ich, zu mir herüber. »Steht mir das?«
    »Ja«, sagte ich. »Ja.«
    »Mann, o Mann.« Red ging zu ihr hin und umarmte sie. »Du siehst heiß aus, Mädchen.« Er hielt sie weiter fest, dann fingen seine Pranken an zu wandern, und er begrabschte sie überall. Er packte ihren Hintern mit beiden Händen und hob sie hoch. »Herzlichen Glückwunsch.«
    »Nicht.«
    »Nicht was?«
    »Fass mich nicht so an vor allen anderen.«
    »Dann sollten die besser verschwinden, und zwar sofort, weil ich nämlich vorhabe, dieses Päckchen auszupacken und zu genießen.«
    Glenda machte nur »phhh«, in seinen Armen ging ihr die Luft aus; sie hing schlaff an ihm herunter.
    Basil nahm mich am Nacken und schob mich zur Tür.
    »Na komm, Junge, was meinst du, gehen wir zum Schuppen rüber und reden mal ’ne Runde über Baseball?«
    Bis auf die Fliegengitter standen alle Fenster im Haus offen. Man konnte im Hof alles hören. Einen kurzen Augenblick standen Basil und ich neben dem Schlachtschiff, lauschten allem Möglichen, starrten unsere Schuhspitzen an, rieben uns die Gesichter, dann schlug er auf den Wagen.
    »Scheiße, Shug, ich kann hier nicht rumstehen und zuhören, wie Red da drinnen rummacht. Ich muss los, und zwar sofort. Du musst das allein hinkriegen, Junge.«
    Allzu lang hielt ich das allein nicht aus.
    Ich ging direkt zum schwarzen Engel.
    »Bud’s Smoke Stak«, sagte Red. Wir drei saßen am Küchentisch, und die beiden rauchten. »Erinnerst du dich noch an Bud’s Smoke Stak?«
    »Unten am See«, sagte Glenda. »Was ist damit?«
    »Lass uns da essen. Ich hab ’nen hübschen Lohn in der Tasche, Mädchen. Ein schönes Bündel grüner Scheinchen. Lass uns zum See rüberschaukeln und einen Haufen Spare Ribs wegputzen.«
    »Das ist eine ganz schöne Strecke, Red.«
    »Und?«
    »Das ist weit. Es ist ohnehin schon spät fürs Abendessen.«
    »Ist denn heute kein besonderer Tag? Ich würde schon sagen. Du nicht? Nichts Besonderes?«
    Er setzte uns in den Pick-up, Glenda in die Mitte.
    »Ich hasse es, so zu sitzen«, sagte sie.
    »Wie?«
    »Du weißt schon – mit den Beinen links und rechts vom Knüppel.«
    »Es wird dir schon gefallen, da wette ich drauf.«
    Die Sonne stand tief und schien uns ein paar Meilen lang in die Augen. Außerhalb der Stadt bog Red in Straßen ein, die mir unbekannt waren. Ich erkannte nichts wieder. Der Pick-up brummte tief, trug uns an Teichen und Schweinepferchen vorbei, über Felskanten und klare leise Bäche in dunkle Wälder hinein. Red nahm einen Schotterweg, der von der Asphaltstraße abging, und fuhr ziemlich schnell.
    Ab und zu versuchte er mit uns zu reden, so als würden wir uns alle sehr mögen.
    »Also, Junge, was sagst du denn jetzt dem Jugendrichter?«
    »Hab ’ne Dummheit gemacht, Euer Ehren. Tut mir leid.«
    »Und wer hat bei deinen Missetaten mitgemacht?«
    »Niemand. Ich bin solo, Euer Ehren.«
    Die Schotterstraße ging in eine Betonpiste über, und Red bog nach rechts auf den alten Highway ab. Der war jetzt kaum mehr als eine langsame Nebenstrecke, eine altmo-dische Art von Plattenbetonstraße. Der Beton wurde in einzelnen Platten gegossen, dann fügte man die Platten zusammen, aber sie passten nie so richtig aneinander. Das hieß, dass die Reifen an den Nähten immer Wumm machten, bei jeder

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