Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Tode kamen, ein freundschaftliches Verhältnis bestand, kann durchaus aufschlußreich sein.«
    »Glaubst du, Bruder Eadulf, daß der eine Todesfall etwas mit dem anderen zu tun hat?« fragte der Verwalter.
    |74| »Könnte ja sein. Wir brauchen …« – er vermied es, Fidelma anzusehen –, »… wir brauchen Fakten, erst dann können wir die Tatumstände erörtern.«
    »Deine vorrangige Aufgabe war herauszufinden, warum man Äbtissin Faife ermordet hat und wo ihre Schützlinge geblieben sind«, ereiferte sich der Abt. »Hier in der Abtei ist das sinnlos. Mach dich lieber auf ins Gebiet der Corco Duíbhne und stell deine Nachforschungen dort an.«
    Fidelma hielt es nicht länger in ihrem Stuhl.
    »Auf Aufklärung zu drängen ist richtig, Abt Erc. Ich bin gewillt, mich ohne Verzug dieser Aufgabe zu widmen. Aber erst muß ich die Fragen stellen können, die ich für notwendig erachte. Doch es ist spät geworden, und wir haben einen langen Ritt hinter uns. Wir begeben uns jetzt zur Ruhe und fahren morgen früh mit den Erkundungen fort.«
    Auch der Abt erhob sich; er wußte nicht recht, wie ihm geschah. Offensichtlich hatte er Widerspruch oder weitere Debatten erwartet.
    Der junge
rechtaire
nahm eine Laterne und führte sie durch das Klostergelände zu den Gästequartieren. »Wenn du irgendwelche Wünsche hast, ruf mich oder Schwester Sinnchéne.«
    Er wollte gehen. »Du denkst doch daran, daß Bruder Eadulf morgen im Waschhaus die Wäsche durchsehen will?« erinnerte ihn Fidelma.
    »Ich habe es nicht vergessen, Lady.«
    »Großartig.« Sie lächelte ihn an. »Als erstes morgen früh möchte ich gern mit dir reden, die Zeit nutzen bis Mugrón eintrifft.«
    Bruder Cú Mara war überrascht. »Mit mir?«
    »Ich brauche deinen Rat als
rechtaire

    »Selbstverständlich.« Der junge Mann konnte sich zwar |75| keinen Reim darauf machen, bestätigte aber: »Ich stehe dir zu Diensten.«
     
    Die Morgenandacht war vorüber. Die Glocke, die das Ende der Gebetszeit verkündete, hatte kaum aufgehört zu schlagen, da schwärmte auch schon die gesamte Bruderschaft wie ein fleißiges Bienenvolk aus und ging ans Werk. Die einen eilten zu ihren Vieh- und Schafherden, die anderen zu den Kräutergärten und auf die Felder – dabei gab es zu dieser Jahreszeit auf der frostigen Erde wenig zu tun. Selbst bei gnädigeren Temperaturen brachte der Boden auf diesen offen liegenden Küstenstreifen keine üppigen Erträge, denn die Winde bliesen ständig und heftig von der unendlichen See im Westen. Andere Angehörige der Klostergemeinde – Schreiber, Künstler, Forscher und Studenten – begaben sich in die Bibliothek, in die Schreibwerkstatt und die Schulstuben.
    Bruder Eadulf hatte sich zusammen mit Conrís beiden Kriegern auf den Weg zum
tech-nigid
gemacht. Conrí selbst, der sich auch betätigen wollte, hatte angeboten, Mugrón, dem Kaufmann, entgegenzureiten und ihn zum Kloster zu geleiten.
    Fidelma nutzte die verbleibende Zeit, um sich mit Bruder Cú Mara in eine Ecke des Kräutergartens zurückzuziehen, wo sie ungestört miteinander sprechen konnten.
    »Gestern abend meintest du, du brauchtest meinen Rat«, fing der junge Mann an. Sie hatten sich ein geschütztes Eckchen gesucht und auf einer Holzbank Platz genommen.
    »Ja. Ich hatte das Gefühl, daß du mir etwas über Schwester Buan erzählen wolltest, aber durch die Gegenwart des Abts davon abgehalten wurdest. Habe ich recht?«
    Der junge Mann wurde rot und zierte sich etwas. »Ich glaube, ich wollte sagen, daß Schwester Buan mehr als nur eine Haushälterin für den Ehrwürdigen Cináed war.«
    |76| Gespannt sah ihn Fidelma an. »Wie soll ich das verstehen?«
    »Im Sinne von Mann und Frau.« Er tat verlegen.
    »Was ist daran Besonderes? Ist es nicht ein ganz normales Verhältnis, das sich für Männer und Frauen ergibt?«
    »Ja, stimmt schon.«
    »Ist dieses Kloster nicht ein
conhospitae,
ein gemischtes Haus, in dem Mönche und Nonnen zusammenleben, zum Ruhme Gottes ihre Arbeit verrichten und wo die Kinder in diesem Sinne erzogen werden? Ich habe übrigens kaum Kinder hier gesehen.«
    »Das ist richtig. Wir sind ein
conhospitae
. Aber Kinder sind nicht unbedingt erwünscht, und es gibt auch manch einen hier, der …« Bruder Cú Mara zögerte.
    »… der die neuen Ideen des Zölibats aus Rom begrüßen würde«, beendete Fidelma für ihn den Satz.
    »Genauso ist es. Der Ehrwürdige Mac Faosma, zum Beispiel, ist ein eifriger Verfechter des Zölibats. Der würde am liebsten alle

Weitere Kostenlose Bücher