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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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zwischen Mac Faosma und Cináed beteiligt?«
    »Ich bin mit dabei gewesen, mehr nicht. Und gegen die Auffassungen des Ehrwürdigen Cináed habe ich nie aufbegehrt. Ein jeder von uns hat das Recht auf seine eigene Meinung, die Wahrheit setzt sich letztendlich ohne unser Zutun durch.«
    Fidelma lächelte. »Das sagst du trotz deiner inneren Überzeugung, daß Cináed mit seinen Ansichten und seiner Lehre falsch lag?«
    »Ich habe ihm nie Böses gewollt.«
    »Und als
rechtaire
bekennst du dich da dazu, daß dir die neuen Gedanken aus Rom durchaus zusagen?«
    »Ich habe keinen Grund, das zu tun«, erwiderte er empört. »Als Verwalter habe ich ein hohes Amt in der Abtei inne, meine eigenen Überzeugungen dürfen andere in keiner Hinsicht beeinflussen.«
    Es war nicht recht ersichtlich, ob er noch weitersprechen wollte. Fürs erste saß er mit fest zusammengepreßten Lippen da.
    |80| »Und wie stehst du zum Zölibat?«
    Wieder schoß ihm das Blut ins Gesicht. »Wie ich schon sagte, ich bin der Verwalter der Abtei. Als solcher habe ich mich jeder Stellungnahme zu enthalten.«
    »Bei solch einer Frage ist das reichlich schwierig. Kannte der Ehrwürdige Cináed deine Meinung? Deine wirkliche Meinung?«
    »Ich habe schon einmal gesagt, was ich selber denke, behalte ich für mich. Das geht niemanden etwas an. Wenn du aber darauf dringst, na gut, ich bin ein Anhänger von Abt Erc. Das heißt nicht, daß ich Cináed ermordet habe, falls du darauf hinaus willst.«
    Der junge Mann war aufgestanden; Fidelma bedachte ihn mit einem milden Lächeln.
    »Du kannst dein wahres Temperament schlecht verbergen, Bruder Cú Mara. Ich wollte dir nichts zur Last legen, habe dir lediglich Fragen gestellt. In meiner Eigenschaft als
dálaigh
gehört es zu meinen Aufgaben, Fragen zu stellen, und du bist verpflichtet, sie zu beantworten. Also setz dich wieder und beruhige dich.«
    Einen Augenblick lang blieb Bruder Cú Mara unentschlossen stehen, hob dann die Schultern und ließ sich auf die Bank fallen.
    »Sehr schön«, lobte sie ihn. »Jetzt sag mir bitte, wann hast du vom Tod des Ehrwürdigen Cináed erfahren?«
    »Wann?« Der junge Mann grübelte. »Vor vier Tagen. Noch vor Tagesanbruch. Ich war schon auf und gewaschen und wollte gerade zur Kapelle gehen, um der Messe für die heilige Íte beizuwohnen, die wir jedes Jahr an ihrem Festtag abhalten. Sie war es, die …«
    »Ich weiß, wer Íte war«, fiel ihm Fidelma ungeduldig ins Wort. »Sprich zur Sache.«
    |81| »Ich war also auf dem Weg dorthin, als einer von der Bruderschaft angerannt kam und sagte, er hätte es aus dem Bethaus schreien hören.«
    »Schreien? Wie wenn sich jemand lautstark zankt?«
    »Nein, mehr ein Hilfeschrei. Wie sich herausstellte, war es der Abt. Ich bin unverzüglich dorthin geeilt und fand ihn völlig aufgelöst vor. Er hatte den Leichnam des Ehrwürdigen Cináed entdeckt, der hinter dem Altar lag. Alles Weitere ist dir bekannt. Ich half, die Leiche zur Ärztin zu schaffen. Wir erfuhren, daß man den alten Mann ermordet hatte, auch auf welche Art – mit einem Schlag auf den Hinterkopf. Der Leichnam wurde aufgebahrt, der Sitte gemäß hielten wir einen Tag und eine Nacht die Totenwache, und zur Mitternacht des folgenden Tages bestatteten wir Cináed auf dem Friedhof hinter der Abtei.«
    »Welche Schritte hast du als Verwalter unternommen, das Verbrechen aufzudecken?«
    Der junge Mann wand sich etwas.
    »Ich bin kein
dálaigh
wie du«, verteidigte er sich entrüstet.
    »Du hast nichts unternommen?«
    »Im Gegenteil. Ich habe alle im Orden gefragt, ob jemand etwas wüßte.«
    »Und natürlich wußte keiner was«, stellte Fidelma sarkastisch fest.
    »Niemand wußte etwas. Man kam zu der Auffassung, daß irgendein Bandit in das Klostergelände eingedrungen war, von Cináed ertappt wurde, der dann den Versuch, dem Eindringling das Handwerk zu legen, mit seinem Leben bezahlen mußte.«
    »Und dabei war er dem Übeltäter noch behilflich, indem er ihm den Rücken zukehrte.«
    |82| Mit dieser spöttischen Bemerkung wußte Bruder Cú Mara nichts anzufangen und bekannte das auch.
    Fidelma ging nicht weiter darauf ein, stellte vielmehr die nächste Frage.
    »Wer genau kam zu der Auffassung?«
    »Der Ältestenrat des Ordens.«
    »Das sind der Abt … und wer noch?«
    »Der Ehrwürdige Mac Faosma, Bruder Eolas, der Bibliothekar, unsere Ärztin …«
    »Hat der Bandit oder haben die Banditen etwas gestohlen?« unterbrach Fidelma seine Aufzählung.
    »Gestohlen?«
    Fidelma hatte

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