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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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während der Ausstellung in Constantia erworben. Jedes Mal,
     wenn ich sie betrachte, bin ich von ihnen berührt, van Heerden, sie zeigen mir, dass es noch eine andere Seite im Leben gibt.
     Ich kenne deine Mutter nicht. Aber ich kenne ihre Seele, und die ist wunderschön.« Und dann, als langweile ihn das alles:
     »Wie viele Leibwächter.«
    »Wie viele brauche ich?«
    |364| Orlando dachte nach. »Du willst sie in ihrem Haus schützen?«
    »Ja.«
    »Zwei sollten reichen.«
    Er nickte. »Gut.«
    »Für deine Ma nur das Beste. Aber das kostet was.«
    »Ich kann dich nicht bezahlen. Deshalb biete ich dir das Dollar-Geschäft an.«
    »Plötzlich zum Spieler geworden, van Heerden?«
    »Ich hab nicht mehr die Polizei hinter mir, Orlando.«
    »Wohl wahr.«
    »Wirst du helfen?«
    Orlando schloss die Augen, klickte mit dem Füller gegen das Brillengestell, dann schlug er die Augen auf. »Ja.«
    »Und ich brauche Waffen. Feuerkraft.«
    Ungläubig starrte Orlando ihn an.
    »Du?«
    »Ja, ich.«
    »Der Himmel steh uns bei, ich sollte dir vielleicht noch einen Ausbilder mit dazugeben.« Seine Männer am Tisch lachten, laut
     und spöttisch.
     
    Er saß am Küchentisch seiner Mutter, die Frauen hielten sich im Wohnzimmer auf, Hope war noch nicht zurückgekehrt. Er las
     die Briefe in chronologischer Abfolge, die unspektakuläre Geschichte eines vor Patriotismus strotzenden Afrikaander-Jungen,
     der seinem Land dienen sollte. Rupert de Jager, einberufen ins 1. Infanteriebataillon in Bloemfontein, dankbar für die bereits
     vertraute Stadt, die nicht weit von zu Hause entfernt lag, überrascht von den unterschiedlichen |365| Menschen, die er in der Armee kennen lernte, den feinen Stadtpinkeln, den Farmerjungs, den Studenten, die nun alle zusammengewürfelt,
     die alle gleich, die alle Kanonenfutter waren. Genoss die körperlichen Anstrengungen, glaubte an seine Chance, es zu den Spähern
     zu schaffen.
    Eignungstest in Dukuduku, die Hölle, körperliche Grenzen auszuloten, die Euphorie, es geschafft zu haben, in naivem Schreibstil,
     Unterhaltungen mit seinem Vater, den er ganz offensichtlich vergötterte. Dann, regelmäßig eingestreut zwischen den langen,
     manchmal ermüdenden Beschreibungen militärischer Tätigkeiten sowie der Waffen und seiner Gedanken über die Farm, tauchten
     die Namen der Gefährten auf, Leidensgenossen, denen er die Neugier des auf dem Land aufgewachsenen Jungen entgegenbrachte,
     der sich für Herkunft und Eigenarten interessierte.
    »Hofstetter ist ein Witzbold, Pa, er kommt aus Makwassie …«
    »… und dann durften wir schlafen … Wir waren hundemüde, aber dann hat Sprenkel seine Gitarre ausgepackt. Eigentlich heißt
     er Michael Venter. Er ist sehr klein, Pa, und hat einen großen Leberfleck am Hals. Deswegen wird er nur Sprenkel genannt.
     Er stammt aus Humansdorp. Sein Vater ist Autospengler. Er hat ein Lied über seine Stadt geschrieben. Es ist ziemlich traurig.«
    »… Olivier sagt, keiner kann seinen Namen richtig buchstabieren, sie schreiben ihn immer mit einem S, aber er wird Charel
     geschrieben, weil sein Name von einem mittelalterlichen König kommt. Er ist total verrückt und redet ununterbrochen, aber
     ich glaube, er schafft es, er ist so stark wie ein Ochse.«
    Van Heerden machte sich Notizen, eine Liste mit Namen, die immer länger wurde, bemerkte, dass nicht alle von Belang waren,
     manche wurden nur einmal erwähnt, andere |366| aber tauchten immer wieder in den Beschreibungen auf. Er legte eine besondere Spalte mit deren Namen an, die sich durch alle
     Briefe zogen, von einem Ausbildungslager zum nächsten, Tauchkurs in Langebaan, Fallschirmausbildung in Bloemfontein, Sprengkörper
     beim 1. Aufklärungskommando in Durban, neun Monate des Lernens, des Leidens und des Reifens, und dann als voll ausgebildeter
     Späher in Südwestafrika.
    »… Und jeder hier wird versetzt. Nur Sprenkel und ich sind von unserer alten Gruppe noch übrig. Unser Gruppenführer ist Bushy
     Schlebusch, und man sagt, er ist völlig verrückt nach dem Busch, weil er zweimal in Angola gewesen ist. Er hat was Irres im
     Blick, Pa, aber ich glaube, er ist ein guter Soldat, er flucht besser als jeder sonst hier …«
    Er sah zum Datum. Anfang ’76. Er las schneller, wusste, dass er sich den entscheidenden Ereignissen näherte, de Jager und
     Venter und Schlebusch und fünf andere, Nachschublinie für die Unita in Angola. Er erstellte eine neue Liste für die Gruppe,
     sein Blick glitt über die

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