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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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durchtrainierte Hope vorneweg, einige Meter dahinter der keuchende O’Grady.
    »Warten Sie«, schrie er. »Sonst denken die Leute noch, ich verfolge sie.« Doch sie lief weiter, riss die Tür zum Coffee King
     auf und trat an die Theke.
    »Ich erwarte einen Anruf«, sagte sie der taiwanesischen Bedienung.
    O’Grady stampfte schwer schnaufend herein.
    »Das ist keine Telefonzelle«, antwortete die Taiwanesin.
    »Polizei, Madam«, keuchte O’Grady.
    »Zeigen Sir mir Ihren Ausweis.«
    »Herrgott, heutzutage sehen wohl alle fern«, sagte er und rang noch immer nach Atem, während er in seiner Tasche kramte.
    Das Telefon neben ihnen begann zu klingeln.
     
    »Dieser Mann braucht dringend medizinische Behandlung«, sagte der Captain mit der Rotkreuz-Binde an der Uniform.
    »Nicht unbedingt.«
    »Er stirbt.«
    »Er muss noch reden, bevor er den Löffel abgibt.«
    Ungläubig betrachtete der Captain den Offizier vom Militärischen |484| Nachrichtendienst. »Ich … ich dachte, die Wahrheits- und Versöhnungskommission hat mit solchen wie Ihnen Schluss gemacht.«
    »Ich war nicht immer so.«
    »Colonel, wenn sein Zustand nicht sofort stabilisiert wird, dann wird er nie mehr ein Wort reden. Wir haben noch eine halbe
     Stunde, vielleicht sogar weniger.«
    »Gut, dann nehmen Sie ihn mit«, sagte Bester Brits und ging hinaus, schritt zu einem Feigenbaum und lehnte sich gegen den
     Stamm. Zum Teufel, hätte er nur nicht zu rauchen aufgehört.
    Oh-ri-un.
    Orion.
    »Nein, nein, nein, nein«, hatte Gary gesagt. Nicht
Operation
Orion?
    Was dann?
    Oh-ri-unSh…
     
    Tiny Mpayipheli hielt die Rossi in beiden Händen und stand neben der Tür, an die van Heerden klopfte. Sie befanden sich im
     fünften Stock in einem Apartmentblock in Observatory, von dem aus man auf die Berge und das Groote Schuur Hospital blicken
     konnte.
    »Ja?«, meldete sich eine männliche Stimme hinter der Tür.
    »Paket für W. A. Potgieter«, sagte van Heerden und versuchte die gelangweilte Stimme eines Paketboten nachzuahmen.
    Stille.
    »Gehen Sie von der Tür weg«, sagte Tiny.
    Van Heerden machte einen Schritt zur Seite, schob seine |485| Hand in die Jacke, ertastete den Griff der Z88, klopfte mit der anderen Hand. »Hallooo!«
    Einschusslöcher platzten aus der Tür, den Bruchteil einer Sekunde später hörten sie das automatische Gewehrfeuer, unter dem
     die billige Tür in einem Hagel aus Holzsplittern explodierte. Sie gingen in die Hocke, er hatte die Z88 in der Hand, die andere
     legte er schützend vor die Augen, dann war es plötzlich still.
    »Scheiße«, sagte Tiny Mpayipheli.
    Sie warteten.
    »Sie hätten die Heckler & Koch behalten sollen.«
    »Vielleicht.«
    »Und das?« Tiny wies mit einem Kopfnicken auf die Z88.
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Wir haben Zeit«, sagte Tiny und grinste.
    »Ist das die einzige Tür? Die Feuerleiter ist vorn neben dem Aufzug.«
    »Er kann nur hier raus.« Tiny zeigte mit dem Lauf der Rossi auf die Überreste der Tür.
    »Und drinnen haben sie die schwere Artillerie.«
    »Ja, aber Sie haben ja Ihre Z88.« Sarkastisch.
    »Haben Sie bei den Russen irgendwas gelernt, was in dieser Situation hilft?«
    »Ja. Ich hol meine Panzerabwehrrakete aus dem Rucksack und blas sie in Stücke.«
    »Wir brauchen sie lebend.«
    »Okay, streichen wir die Rakete. Sie sind doch der Ex-Bulle. Sie sollten wissen, was man hier macht.«
    »Pistolenduelle gehörten noch nie zu meinen Stärken.«
    »Hab schon so was gehört.«
    |486| Die Stimme von drinnen: »Was willst du?«
    »Seine Munition ist alle«, sagte van Heerden.
    »Ist das Fakt oder Wunschdenken?«
    »Wollen wir wetten?«
    »Um das Bild Ihrer Mutter, das bei Ihnen an der Wand hängt.«
    »Und was bekomm ich, wenn ich Recht habe?«
    »Die Heckler & Koch.«
    »Vergessen Sie’s.«
    Von drinnen: »Was suchst du hier?«
    »Soweit ich es mitbekommen habe, verstehen Sie auch nichts von Frauen. Das Bild Ihrer Mutter gegen ein garantiert funktionierendes
     Rezept, wie Sie die Anwältin ins Bett bekommen.«
    »Die Ausbildung in Russland war sehr gründlich.«
    »Komm mit erhobenen Händen rein. Oder wir knallen dich über den Haufen«, gellte die Stimme von drinnen. Irgendwo in den Straßen
     ertönten die ersten Sirenen.
    »Er blufft mit dem ›wir‹«, sagte Tiny.
    »Sie wollen darauf wetten?«
    »Nein.«
    »Es gibt da noch was, das ich loswerden möchte«, sagte van Heerden.
    Tiny seufzte. »Schießen Sie los.«
    »Ich war lange Polizist, aber ich hatte nie die Gelegenheit, mit

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