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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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meldete sich, lauschte. Schließlich legte er langsam das Gerät weg.
    »Das war Orlando. Billy September ist tot.«
    »Es sind zu viele«, sagte van Heerden. »Einfach zu viele.«
    »Dafür wird jemand blechen«, sagte Mpayipheli. »Jetzt wird verdammt noch mal jemand blechen.«
     
    Sie fuhren die Solan Street entlang. Lagerhäuser, Werkstätten, Autospengler, eine Textilfabrik, eine Vespa-Reparaturwerkstatt.
    Nummer 78 lag an der Ecke, ein altes, heruntergekommenes, |510| grau-bläuliches eingeschossiges Gebäude, lang und niedrig, ohne Schilder, die schmalen, hohen Fenster waren mit dicken Gittern
     geschützt. Sie drehten um und fuhren ein zweites Mal daran vorbei. Der Eingang lag in der Solan Street, eine einzige Tür zum
     Bürgersteig hin, in der Seitenstraße allerdings erlaubte ein großes Doppeltor die Einfahrt von Fahrzeugen; neben der Eingangstür
     hing ein kleines Messingschild, darauf, kaum lesbar,
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.
    »Videokameras«, sagte Tiny und deutete mit dem Finger darauf; van Heerden sah nichts.
    »Wo?«
    »Unter dem überhängenden Dach.«
    Er suchte, entdeckte die Kamera, die im Schatten kaum zu sehen war, dann eine weitere.
    »Ganz schön auf Sicherheit bedacht«, sagte er.
    »Was treiben die hier?«
    »Rauben und Morden.«
    »Als Lebensunterhalt?«
    »Weiß nicht.«
    »Sie wissen, dass wir da sind. Die Kameras haben uns registriert.«
    »Ich weiß.«
    »Haben Sie einen Plan?«
    »Ja.«
    »Wie beim Apartment?«
    »Ja.«
    Tiny Mpayipheli schüttelte den Kopf, sagte aber nichts. Er parkte den Mercedes einen Block entfernt.
    »Sie können die Polizei nicht rufen, weil Sie doch die Dollar suchen.«
    |511| »Genau.«
    »Ich rufe Orlando an. Wir brauchen Unterstützung.«
    »Ich werde nicht warten, bis die Unterstützung eintrifft.«
    »Gott, was sind Sie nur für ein sturer weißer Kerl.«
    Van Heerden griff in seine Jackentasche. »Hier ist eine Liste mit ihrem Schichtplan«, sagte er und faltete den Zettel auseinander,
     den er im Apartment an der Schrankwand gefunden hatte. »Es sind acht Namen. Schlebusch ist tot, und ich nehme an, die vier,
     die dem Haus meiner Mutter einen Besuch abstatteten, stehen ebenfalls darauf, weil Potgieter uns zum Begleitservice und zum
     Apartment geführt hat. Das sind fünf, dazu der eine im Apartment. Macht sechs, die tot oder außer Gefecht sind. Und Venter.
     Glauben Sie, wir werden mit drei Typen fertig?«
    »Sie wollen vorn rein, wo sie uns schon aus einer Meile Entfernung kommen sehen? Wo ist da der strategische Vorteil?«
    »Tiny, wenn Orlando eine Busladung Soldaten schickt, zieht das mehr Aufmerksamkeit auf sich, dann dauert es nur ein paar Minuten,
     bis die Polizei hier ist.«
    »Da haben Sie Recht.«
    »Rufen Sie Orlando an und sagen Sie ihm, er soll uns eine halbe Stunde geben. Nein, eine Stunde.«
    Mpayipheli nickte und wählte. »Orlando gibt uns sechzig Minuten.« Er zog die Rossi, lud sie mit Patronen nach, die er aus
     seiner Jackentasche nahm. »Hätte nie gedacht, dass ich einmal mit einem weißen Ex-Bullen in die Schlacht ziehen werde«, sagte
     er und öffnete die Tür.
    Sie gingen nebeneinander die Straße hinab, durch den nieselnden Regen, der Wind hob ihre Jacken an. Van Heerden |512| sah hinauf zum über ihnen aufragenden Bergmassiv, dessen weltbekannter flacher Gipfel von niedrigen, dunklen Wolken umhüllt
     war. Sollte ihm recht sein. Wäre kein gutes Zeichen gewesen, wenn es aufgeklart hätte.
    Jene Wochen nach Nagels Tod.
    In denen er nichts anderes getan hatte, als auf den Berg zu starren. Dem nicht zu entkommen war, der ihn ständig an seine
     Schuld erinnerte. An seine Verdorbenheit.
    Sie standen vor der Tür. Das Messingschild mit dem Firmennamen war verdreckt. Er umfasste den Knauf, drehte, die Tür ging
     auf. Er sah zu Tiny, der mit den Schultern zuckte. Sie gingen hinein. Ein riesiger Raum, fahl, ein leeres Lagerhaus, der graue
     Anstrich verblasst, der Boden aus rauem Beton, verstaubt, dreckig. Im fahlen Licht erkannte er in einer Ecke einen Tisch.
     Ein Mann saß dort, eine dunkle Silhouette, nicht zu erkennen, eine massige Gestalt. Sie gingen näher. Tiny legte die Hand
     an die Rossi im Schulterhalfter.
    Die Gestalt am Tisch begann zu klatschen, langsam, das Geräusch der aufeinander schlagenden Handflächen hallte scharf durch
     den großen, leeren Raum und begleitete ihre Schritte auf dem Betonboden. Sie näherten sich dem Tisch, aus der Silhouette wurde
     so was wie eine menschliche Gestalt: breit, dicker Nacken,

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