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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Schleckereien?«
    »Leck mich.«
    »Ah, wie freundlich, dass du so entgegenkommend bist. Zünd den Brenner an und zieh ihn aus.«
    Foltere ihn. Die blaue Flamme an das Skrotum, an die Brust, den Bauch, an die Arme. Die Schmerzen mussten bestialisch gewesen
     sein.
    Warum hatte er es ihnen nicht einfach gesagt? Das Geschäft lief gut, er brauchte kein Geld, keine Diamanten, Drogen, Waffen,
     um noch mehr Geld zu machen. Warum hatte er nicht einfach gesagt: »Es ist im Safe, hier ist die Kombination, nehmt das Zeug
     und lasst mich in Ruhe«?
    |175| Grund: Es war noch etwas anderes im Safe. Was keinen finanziellen Wert hatte. Etwas anderes.
    Grund: Er wusste, er würde sterben, wenn sie fanden, wofür sie gekommen waren.
    Van Heerden seufzte.
    »Was zum Teufel hat die Lage des Opfers damit zu tun? Außer wenn am Opfer das Blut des Mörders dranklebt«, war Nagels Reaktion
     gewesen. »Der Verdächtige, ja.
Dessen
Lage, das ist es, was zählt.«
    Er starrte vor sich hin, nahm die Straße nicht wahr, die großen Bäume, die Gärten. Sah nicht die Wolken, die über die Berge
     zogen.
    Nagel. Der nun seinen dünnen, sehnigen Arm aus dem Grab herausreckte. Nagel, dachte er, hatte lange genug geruht. Nagel kam
     zurück.
    Er wusste nicht, wie er damit zurechtkommen würde.
    Er stieg aus.
    Lass uns mit der Beinarbeit anfangen.
     
    Wie Kristall,
dachte sie. Die Sonnentage zwischen den Kaltfronten. So klar wie Glas, windstill, von wunderschöner Zerbrechlichkeit. Schimmernde
     Juwelen am dunklen Kleid des Winters.
    Hope Beneke joggte am Blouberg-Strand, nahm etwas nervös die starrenden Blicke der Autofahrer wahr, ein kleiner Preis für
     die fantastische Aussicht auf das Meer und den Berg, die riesige, sich auftürmende Felsmasse mit ihrer seltsamen, weltberühmten
     Gestalt, die die Bucht bewachte, ein Wächter der Ruhe, der Beständigkeit, des Seelenfriedens, des Rückzugs. Manche Dinge blieben
     immer gleich.
    |176| Auch wenn sie sich veränderte.
    Rhythmisch setzte sie einen Fuß vor den anderen, freute sich an ihrem durchtrainierten Körper, tief und gleichmäßig ging ihr
     Atem, in den Beinen spürte sie eine wonnige Wärme. Sie war nicht immer so fit, nicht immer so schlank gewesen. Es hatte eine
     Zeit gegeben, ihr letztes Jahr an der Universität und ihre Angestelltenjahre, als sie sich für ihre Beine geschämt, als sie
     ihren Hintern nicht gemocht und in Jeans nicht gut ausgesehen hatte — Resultat des Essens im Studentenwohnheim, den langen
     Zeiten am Schreibtisch und einer gewissen Abneigung gegen sich selbst.
    Nicht dass es Richard gestört hätte. Er meinte, er mochte ihre Rubens’schen Formen. Zumindest am Anfang. Als in ihrer Beziehung
     alles neu war, als er zum ersten Mal mit seinen Händen über ihren Körper strich, tief aufseufzte und mit glänzenden Augen
     sagte: »O Gott, Hope, bist du sexy.« Richard mit seiner kleinen kahlen Stelle, seiner lakonischen Buchhaltermentalität, mit
     der er das Leben betrachtete, und seiner Leidenschaft für Nachrichten. Richard, der später, als der Reiz des Neuen verflogen
     war, nach dem Liebesspiel aufstand und sich die neuesten Nachrichten ansah. Oder die
Time
zur Hand nahm, das Licht anknipste und zu lesen begann. Die
Time!
    Richard, der heiraten wollte. Nein, der das Leben eines verheirateten Mannes führen wollte, lange bevor sie ihr Gefühl des
     Verliebtseins und die Erotik des Liebesspiels abgeschrieben hatte.
    »Du hast einen roten Fleck auf der Wange«, hatte er in einer Sommernacht mitten im Liebesakt gesagt, so trocken, als wäre
     dies eine Nachricht, die er unvoreingenommen und |177| objektiv dem Publikum vorlesen würde. Nachdem sie bereits monatelang miteinander geschlafen hatten.
    »Mein ganzer Körper glüht wie Feuer«, hatte sie voller Leidenschaft und Gefühl geantwortet.
    »Ein seltsamer Fleck«, so seine nachdenkliche Reaktion darauf.
    Und als ihre Beziehung schließlich Staub ansetzte und einen leisen Tod starb, fühlte sie sich gezwungen, sich einer Bestandsaufnahme
     zu unterziehen.
    Nur um dabei festzustellen, dass sie gleichermaßen die Verantwortung trug. Nicht dass Richard ebenso fähig war zur unvoreingenommenen
     Selbsteinsicht. Manche Menschen wagen es eben nicht, sich dem Risiko der Selbstkritik auszusetzen. Er war anders. Er war so
     mit sich zufrieden, dass er nie die Notwendigkeit dafür sah.
    Sie aber musste sich mit ihrem Leben auseinander setzen. Und eine der Schlussfolgerungen dabei war, dass sie sich nicht wohl
    

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