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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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ein, sah zur offenen Küche, dem Essbereich und dem Wohnzimmer, ging zur Frühstückstheke, zog seine Brieftasche heraus
     und legte Geldscheine auf die Theke.
    »Ich mach Schluss«, sagte er, ohne aufzublicken.
    Sie sah ihn an. Er wirkte so schutzlos, dachte sie. Wie hatte sie sich von ihm beim ersten Mal so einschüchtern lassen können?
     Die leicht rötliche Haut um sein Auge betonte seine Verletzlichkeit, die Lippe hingegen war beinahe verheilt.
    Er legte den letzten Schein auf den kleinen Stoß. »Das führt zu nichts. Das Ding ist tot. Die Sache ist nicht zehn Monate
     alt. Es fing alles an, als Smit seinen Namen geändert hat, und das ist zu lange her. Sie können nichts tun.« Er verschränkte
     die Arme und lehnte sich gegen die Theke.
    »Möchten Sie Kaffee?«, fragte sie ruhig.
    »Der Vorschuss … ja, bitte.« Irgendwie vor den Kopf gestoßen. Sie schritt an ihm vorbei zum Wasserkocher, schaltete ihn wieder
     an, gab einen Teelöffel Instantkaffee in jede Tasse.
    »Ich hab leider nichts, was ich zum Kaffee anbieten könnte. Ich bin nicht sonderlich gut im Backen«, sagte sie. »Backen Sie?«
    »Ich … nein.« Irritiert. »Die Ermittlungen …«
    »Wollen Sie sich nicht setzen? Dann können wir darüber |184| reden.« Mit sanfter Stimme. Plötzlich hätte sie am liebsten aufgelacht: Er war so fixiert, so vorhersehbar, sein Körper eine
     einzige Alarmsirene, die auf Konfrontation ausgerichtet war. Und sollte diese ausbleiben, war er verloren.
    »Ja«, sagte er und setzte sich auf die Kante des Wohnzimmersessels. Er fühlte sich so unglaublich unwohl, dachte sie.
    »Wie möchten Sie Ihren Kaffee?«
    »Schwarz und bitter.« Und: »Danke.«
    »Ich schätze Ihre Offenheit.«
    »Sie müssen einfach akzeptieren, dass der Fall erledigt ist.«
    »Es war einen Versuch wert.«
    »Und es gibt nichts, was Sie tun können.«
    »Ich weiß.«
    »Das wollte ich Ihnen nur sagen.«
    »Schön«, antwortete sie.
    »Was hat Ihnen Kemp erzählt?«
    »Kemp weiß nichts über diese Ermittlungen.« Sie goss kochendes Wasser in die Tassen.
    »Über mich. Was hat er Ihnen über mich erzählt?«
    »Er sagte, wenn es einen gebe, der das Testament finden könnte, dann Sie.« Sie brachte die Tassen auf einem kleinen weißen
     Tablett und setzte es auf dem Glastisch ab. »Bitte, nehmen Sie sich.«
    Er nahm eine Tasse und stellte sie sofort wieder auf das Tablett zurück.
    »Wie konnte er das sagen, wenn er nichts über die Ermittlungen weiß?«
    Sie beugte sich vor, goss Milch in ihren Kaffee, rührte um. »Natürlich weiß er, dass meine Klientin nach einem Testament sucht,
     das durch einen Einbruch abhanden gekommen |185| ist. Er weiß, dass es sich um Kriminalermittlungen handelt. Deshalb hat er Sie empfohlen. Er sagt, Sie seien der Beste.« Einen
     Augenblick lang wollte sie noch anfügen, »schwierig, aber der Beste«, beließ es jedoch dabei und setzte die Tasse an die Lippen.
    »Was hat er noch gesagt? Über mich?«
    »Das war alles. Warum fragen Sie?«
    »Ich möchte Ihnen nur sagen, ich brauche Ihr Mitleid nicht.«
    »Warum sollten Sie mein Mitleid brauchen? Wenn Sie sagen, die Ermittlungen sind tot, dann …« Sie wollte ihn provozieren; ihr
     war klar, dass sie es bewusst tat.
    »Nicht die Ermittlungen«, sagte er irritiert.
    »Trinken Sie Ihren Kaffee.«
    Er nickte und nahm die Tasse vom Tablett.
    »Wie kamen Sie zu dem Schluss, dass der Fall erledigt ist?« Sie klang, als hätte sie sich damit abgefunden.
    Er blies in die Tasse und dachte eine Weile nach. »Ich war heute Morgen im Drogendezernat. Und bei den Nachbarn von van As.
     Ich weiß nicht. Plötzlich war mir bewusst … Es gibt nichts, Hope. Und Sie müssen das akzeptieren. Es gibt nichts, was Sie
     tun können.«
    Sie nickte.
    »Ich … weiß, van As wird enttäuscht sein. Aber wenn die beiden nicht eine so sonderbare Beziehung geführt hätten …«
    »Ich werde mit ihr reden. Machen Sie sich darum keine Sorgen.«
    »Ich mache mir keine Sorgen. Weil es nichts gibt …«
    »Was sie tun kann.«
    »Genau.«
    |186| »Wo haben Sie zu kochen gelernt?«
    Plötzlich sah er sie durchdringend an. »Was geht hier vor, Hope?«
    »Was meinen Sie?«
    »Ich bin gekommen, um Ihnen und van As zu erzählen, dass Sie sich die ganze Sache abschminken können, und Sie reden mit mir
     übers Essen. Was geht hier vor sich?«
    Sie lehnte sich in den Sessel zurück, legte die Füße in den Laufschuhen auf den Tisch, stützte die Tasse gegen die Knie, sprach
     mit freundlicher Stimme.

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