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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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hat.«
    Das Wasser kochte.
    Er drehte sich um, holte zwei Tassen aus dem Schrank.
Kaffee
, dachte er. Der Planet, um den sein und Hope Benekes sozialer Kontakt sich drehte.
    Sie war mutig, dachte er. Hierher zu kommen. Das hatte bislang niemand getan.
    |229| »Zucker und Milch?«
    »Nur Milch, bitte.«
    Er nahm den Karton aus dem Kühlschrank, goss Milch in ihre Tasse, brachte die beiden Tassen. Sie erhob sich vom Tisch und
     setzte sich in den Sessel gegenüber. Tausend Dinge lagen ihr auf der Zunge, sie fürchtete aber, mit einem falschen Satz den
     neuen eloquenten, intelligenten, anderen, seltsamen van Heerden wieder zu verlieren.
    Er setzte sich. »Verstehen Sie, Hope …«
    Das Telefon klingelte. Er sah auf seine Uhr, stand auf, nahm den Hörer ab. »Van Heerden.«
    »Kann ich mit Mike Tyson sprechen?« Es war Kara-An.
    »Wollen Sie mit Hope sprechen?«
    »Nein, Mike, mit Ihnen. Ich bin auf der Morning Star Road und kann Ihr Haus nicht finden. Können Sie mir den Weg beschreiben?«
    Was will sie? »Ich weiß nicht, wo Sie sind.«
    »Vor einem Tor. Neben dem Tor ist ein Schild mit der Aufschrift
Tafelställe

    »Die Abzweigung ist hundert Meter weiter.«
    »Wann weiß ich, dass ich da bin?«
    »Sie sehen zwei weiße Säulen. Zu jeder Seite des Eingangs.«
    »Kein süßes kleines Namensschild?«
    »Nein.«
    »Hab ich mir gedacht. Bin in einer Minute da, Mike.«
    »Kommen Sie zum kleinen Haus, nicht dem großen.«
    »Es ist keine Holzfällerhütte, nehme ich an.«
    »Was?«
    »Vergessen Sie’s, Mike, Sie sind ein Boxer, kein Intellektueller.« Die Leitung war tot. Er legte auf.
    |230| »Das war Kara-An.«
    »Kommt sie hierher?«
    »Sie steht schon fast vor der Tür.«
    Hope sagte nichts, sie nickte nur.
    »Was will sie?«, fragte er.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    Dann sahen sie die Scheinwerferlichter, die sich dem Tor näherten.
    Wenn sie zum Fluchen neigen würde, dachte Hope Beneke, dann hätte sie jetzt nur zu gern eines von van Heerdens Schimpfwörtern
     gebraucht.

|231| 24
    Die beiden Briefe trafen im Abstand von einer Woche ein. Einer enthielt die Berufung ins Morddezernat in Brixton, der andere
     eröffnete eine neue, unerwartete Abzweigung auf meinem Lebensweg.
     
    Lieber Zatopek,
     
    ich bin mir nicht sicher, ob Sie die Stellenanzeigen in den Sonntagszeitungen lesen, deshalb möchte ich Sie durch diesen Brief
     darauf hinweisen, dass die zunehmende Zahl der Studenten es notwendig erscheinen lässt, das Institut für Polizeiwissenschaft
     zu vergrößern und eine neue Dozentenstelle zu schaffen. Bewerbungen für die Stelle werden entgegengenommen.
     
    Mit freundlichen Grüßen,
    Cobus Taljaard (Prof.)
     
    PS: Wann kommen Sie, um Ihre Magisterarbeit mit mir zu besprechen?
     
    Wie trifft man eine solche Entscheidung? Nicht indem man sein Augenmerk auf die angebotene Bezahlung legt, denn |232| die Unterschiede waren nicht besonders groß. Nicht indem man die beruflichen Anreize gegeneinander abwägt, denn beide Stellen
     hielten einzigartige Herausforderungen bereit. Arbeitsbedingungen? Es hängt davon ab, was einem gefällt.
    Ich glaube, letztendlich traf ich meine Entscheidung, weil ich mir mich selbst in der Rolle des Dozenten vorstellen konnte,
     weil ich mir als Lehrer (statt als ausübendes Organ), in der Welt des Geistes besser gefiel. Dazu gesellte sich die Möglichkeit,
     einen Titel zu erwerben, der doch so viel mehr Gewicht hatte als ein Dienstrang, sowie eines Tages die Doktorwürde zu besitzen,
     später gar Professor zu sein.
    Während meines Psychologiestudiums entwickelte ich die Theorie, dass die meisten, wenn nicht gar alle Entscheidungen, die
     wir treffen, einzig und allein dazu bestimmt seien, unser Ego aufzubauen. Die Wahl des Autos, der Kleidung, des Wohnviertels,
     der Freunde, der Lieblingsdrinks, das alles zielt nur darauf ab, der Welt ein bestimmtes Bild zu vermitteln, zu verkünden:
     »Das ist der Mensch, der ich bin«, sodass das Bild, das sich andere von einem machen, zum Spiegel wird, in dem wir uns selbst
     betrachten und, wie Narziss, uns selbst lieben können. Im Februar 1989 trat ich meine Stelle am Institut für Polizeiwissenschaft
     an der Universität von Südafrika an. Gleichzeitig zog ich in eine größere, bessere Wohnung in Sunnyside. Und tauschte meinen
     verbeulten Nissan gegen einen fast neuen VW Golf ein. Ich befand mich auf dem schamlosen, unwiderstehlichen Weg nach oben.
    Alles, was mir noch fehlte, war die große Liebe.
    Es gab Frauen

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