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Todes Kuss

Todes Kuss

Titel: Todes Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TASHA ALEXANDER
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Blick, und als ich das Mitgefühl in seinen Augen bemerkte, begann ich erneut zu weinen.
    Plötzlich kniete Colin vor mir und umfasste tröstend meine Hände.
    „Philip fehlt mir so sehr“, schluchzte ich.
    „Das verstehe ich. Mit ihm an Ihrer Seite hätten Sie sich weder mit der Polizei auseinandersetzen noch die Heimreise nach London selbst organisieren müssen.“
    Es gelang mir, mich zu fassen und einigermaßen ruhig zu erklären, dass es mir nicht darum ging.
    „Irgendetwas quält Sie doch! Bitte, haben Sie Vertrauen zu mir“, drängte er. „Ich wollte Sie in Paris nicht kränken. Und jetzt kann ich Ihnen vielleicht helfen.“
    „Aber Sie waren Philips bester Freund …“ Ich entzog ihm meine Hände.
    „Allerdings. Eben deshalb …“
    Erneut schluchzte ich auf.
    „Hat Philip etwas getan, das Ihnen Kummer bereitet?“
    „Nein, nein. Ich bin diejenige, die alles falsch gemacht hat.“
    Fragend hob er die Augenbrauen. Und als ich schwieg, erkundigte er sich, ob ich mir Vorwürfe wegen eines Vorfalls mache, der sich vielleicht auf der Hochzeitreise ereignet hätte.
    Seine dunklen Augen, die mich noch immer so mitfühlend anschauten, verwirrten mich. Ich schluckte. Schließlich fing ich, entgegen jeglicher Vernunft, zu sprechen an: „Ich habe Philip nie geliebt. Er hat mich nicht einmal interessiert. Ich habe ihn nur geheiratet, um meiner Mutter zu entkommen.“
    Colin starrte mich an.
    „Jetzt habe ich Sie schockiert.“
    Stumm nickte er.
    „Nach seinem Tod haben mir alle gesagt, was für ein wundervoller Mensch er war. Ich wurde neugierig. Deshalb entschloss ich mich, sein Tagebuch zu lesen. Ich habe darin so viel über ihn erfahren! Und nun habe ich mich in ihn verliebt. O Gott, wie absurd sich das anhört!“
    Wieder trafen sich unsere Blicke. Ein seltsames Gefühl breitete sich in mir aus. Mit bebender Stimme stellte ich fest: „Ich wünschte, ich hätte die Chance, noch einmal von vorn anzufangen.“
    „Dem Himmel sei Dank, dass Philip nie den geringsten Verdacht hegte. Er war davon überzeugt, Sie würden seine Liebe erwidern und seien nur deshalb so zurückhaltend, weil Sie gänzlich unschuldig waren.“
    Sein Ton verriet mir, wie zornig Hargreaves war. Sollte ich mich verteidigen? „Meine Mutter hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie mich mit dem reichsten und angesehensten Mann verheiraten wollte. Darauf richtete sie ihre gesamte Erziehung aus. Ich durfte nur lernen, was sie für wichtig hielt. Und ich begriff schon früh, dass Liebe bei der Wahl meines Gemahls absolut keine Rolle spielen würde.“
    Mit meinen Worten hatte ich Colin zum Nachdenken gebracht. „Dennoch“, sagt er nach einer Weile, „sollte man annehmen, dass jede Frau sich um ein wenig eheliches Glück bemüht.“
    „Oh, wir waren nicht unglücklich!“ Ich sprang auf und lief zum Fenster.
    Er folgte mir. „Schon immer war ich der Meinung, dass irgendetwas in der Erziehung der jungen Damen falsch gemacht wird. Nun habe ich den Beweis.“
    „Aber das ist doch nicht mein Fehler! Außerdem … Sie brauchen nur einen Blick in Philips Tagebuch zu werfen, um festzustellen, dass ich ihn sehr glücklich gemacht habe.“
    „Niemand weiß das besser als ich. Wahrscheinlich bin ich nur enttäuscht, weil ich glaubte, Sie und Philip würden eine perfekte Ehe führen.“
    Ich wandte mich zu ihm um und stellte fest, dass seine dunklen Augen glühten. Es war irgendwie beunruhigend. „Ich wünschte“, rief ich, „ich hätte Ihnen nichts von alldem erzählt. Aber Sie konnten ja keine Ruhe geben! Wie dumm von mir, Ihnen meine Geheimnisse anzuvertrauen!“
    Endlich wandte er den Blick ab. „Es tut mir leid.“
    „Gut. Wechseln wir das Thema! Zuerst nahmen Sie an, etwas ganz anderes würde mir Kummer bereiten, nicht wahr? Woran dachten Sie dabei?“
    Nach kurzem Zögern gestand er, dass er verschiedene Geschäfte im Sinn gehabt hätte, die Philip während unserer Hochzeitsreise getätigt hatte.
    Das verstand ich nicht so recht, aber es rief mir die Apollo-Büste in Erinnerung. „Ich würde gern irgendetwas tun, um auch bei andern die Erinnerung an Philip wach zu halten. Vielleicht können Sie mir einen Rat geben?“
    „Verzeihen Sie, aber Sie wenden sich an den Falschen. Ich kann Ihnen nur raten, sich mit Ihrem Advokaten in Verbindung zu setzen.“
    Die Zurückweisung traf mich hart.
    „Ich fühle mich dieser Aufgabe nicht gewachsen“, entschuldigte er sich. „Es fällt mir schwer, die bezaubernde, aber gänzlich

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