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Todes Kuss

Todes Kuss

Titel: Todes Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TASHA ALEXANDER
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Hand hielt. Lady Audley’s Geheimnisse war nicht unbedingt die geeignete Lektüre für eine junge Braut. Meine Mutter hatte mir verboten, das Buch zu lesen. Auch Philip runzelte die Stirn, als ich das Bändchen aus meinem Retikül holte, kaum dass der Zug, mit dem wir die Reise antraten, sich in Bewegung gesetzt hatte. Doch statt mir Vorschriften zu machen, lächelte Philip plötzlich amüsiert und sagte: „Ich hoffe, du nimmst dir kein Beispiel an der Heldin. Sie stößt nämlich, um nicht der Bigamie bezichtigt zu werden, einen ihrer Ehemänner in den Brunnen.“
    „Ich beabsichtige nicht, gleichzeitig mit mehreren Männern verheiratet zu sein“, erwiderte ich. „Doch wenn du dir Sorgen machst, solltest du alle Brunnen meiden.“
    Mit einer gewissen Wehmut dachte ich an dieses Gespräch zurück. Doch da kam auch schon Davis mit dem Port.
    Vorsichtig nahm ich das Glas mit der dunkelroten Flüssigkeit entgegen. „Glauben Sie, es wird mir schmecken?“
    „Der Jahrgang 1847 ist einer der besten und wird Sie gewiss nicht enttäuschen, Mylady.“
    Ich nahm einen kleinen Schluck und ließ den Geschmack auf mich einwirken. „Hm, sehr gut.“
    Die Andeutung eines Lächelns erschien auf dem Gesicht des Butlers.
    „Davis, ich habe es gesehen. Da ich nun weiß, dass Sie tatsächlich lächeln können, werden Sie mir nie mehr auch nur die geringste Furcht einflößen.“
    Jetzt schaute er sehr unbehaglich drein.
    „Ich habe über Lord Ashton nachgedacht. Sie haben viele Jahre für ihn gearbeitet, nicht wahr?“
    „Als er noch ein kleiner Junge war, gehörte ich bereits zum Haushalt seines Vaters.“
    „Wie war er als Kind?“
    „Er brachte sich ständig in Schwierigkeiten, Mylady. Er kletterte aufs Dach, balancierte über die Gartenmauer, spielte im Schlamm, und einmal packte er heimlich ein paar Lebensmittel zusammen, um – wie er sagte – auf Expedition zu gehen.“
    „Es freut mich, dass er später Gelegenheit hatte, tatsächlich Expeditionen nach Afrika zu unternehmen.“
    Davis wartete einen Moment lang schweigend, ehe er fragte: „Wünschen Sie sonst noch etwas, Lady Ashton?“
    „Nein.“ Ich nippte noch einmal an meinem Port und fühlte mich dabei erstaunlich wohl. Mit geschlossenen Augen malte ich mir aus, wie Philip als Kind den zum Landbesitz seiner Eltern gehörenden Wald auf der Suche nach Elefanten durchstreift hatte. Und dann fiel mir plötzlich die Apollo-Büste von Praxiteles ein, die Monsieur Fournier in Paris erwähnt hatte. Hier im Haus befand sie sich ganz sicher nicht, und im British Museum hatte ich sie auch nie gesehen. Hatte Philip sie überhaupt gekauft? Und hatte er vielleicht in seinem Tagebuch vermerkt, was er, falls er sie erstanden hatte, mit ihr zu tun beabsichtigte? Während unserer Hochzeitsreise hatte ich beobachtet, dass mein Mann über größere Anschaffungen gewissenhaft Buch führte.
    Ich trat zum Schreibtisch und öffnete die Schublade, in die ich das Tagebuch gelegt hatte. Man hatte es mir nach Philips Tod aus Afrika geschickt. Doch bis heute hatte ich nie das Bedürfnis verspürt, darin zu lesen. Als ich das in Leder gebundene Buch jetzt aufschlug, stellte ich fest, dass Philip auch kleine Zeichnungen angefertigt hatte.
    Rasch fand ich eine Skizze der besagten Büste. Daneben stand: Endlich gefunden und gekauft. Das war alles. Enttäuscht wollte ich das Tagebuch aus der Hand legen, als mein Blick plötzlich auf einen kleinen Abschnitt fiel, der mit dem Wort „Kallista“ begann.
    Kallista sah heute bezaubernd aus. Schade, dass sie mir so wenig Aufmerksamkeit schenkt. Aber ich werde dafür sorgen, dass sich das ändert. Paris musste sich Helenas Zuneigung schließlich auch erst erobern.
    Unschlüssig blätterte ich um. Und mit einem Mal war ich von dem Wunsch besessen, weiterzulesen. Hier würde ich viel über Philip erfahren, über seine Gefühle für mich, über sein Interesse am antiken Griechenland und über alles, was ihm wichtig gewesen war. Ich beschloss, mit der ersten Seite zu beginnen.
    Es amüsierte mich sehr, als er ausführlich beschrieb, wie entsetzlich er gelitten hatte, als er eine Gesellschaft bei den Callums besuchte. Offenbar wollten alle ihn dazu bringen, um Emma zu werben. Am liebsten hätte er die Flucht ergriffen, doch als echter Gentleman brachte er es nicht über sich, jemanden zu kränken.
    Dann stieß ich auf die Eintragung, in der Philip – ganz so, wie Colin es mir erzählt hatte – sich seine Liebe zu mir eingestand. Dass er mich als

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