Todes Kuss
auszurichten?“, fragte Ivy.
Vor lauter Begeisterung für unseren Plan dachte im Moment keine von uns daran, dass Philip geschrieben hatte, er selbst würde Kontakt zu seinen Freunden aufnehmen, wenn sie erst in Afrika waren.
„Ich fürchte“, bemerkte Margaret, „dass Mr Bennett nicht bereit wäre, Emily an der Expedition teilnehmen zu lassen.“
„Wenn Bennett uns hilft, wird er erwarten, dass wir ihm gestatten, Philips Geschichte zu veröffentlichen. Ich aber möchte auf gar keinen Fall die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf ihn und mich ziehen.“ Nachdenklich runzelte ich die Stirn. „Ich denke, wir sollten uns an Arthur Palmer wenden. Schließlich war es Philips Entscheidung, an ihn zu schreiben.“
Ivy seufzte. „Sicher ist er in der Lage, die Suche nach Philip zu organisieren. Er war schon öfter in Afrika, nicht wahr? Aber wird er dazu bereit sein? Er hat sich gerade verlobt.“
„Außerdem“, fügte Margaret hinzu, „dürfen wir nicht vergessen, wie sehr Philips Situation sich von der Livingstones unterscheidet. Letzterer kannte sich als Missionar gut in Afrika aus und wurde von den Eingeborenen akzeptiert. Er hat sich ja sogar entschieden, bei ihnen zu bleiben, als Stanley ihn endlich gefunden hatte! Philip könnte in eine bedeutend schwierigere Lage geraten sein.“
„Du glaubst doch nicht, die Suche könnte erfolglos bleiben?“ Ivy sah plötzlich sehr ängstlich drein.
„Ich glaube fest, dass wir ihn lebend finden“, erklärte ich und stellte mir vor, wie er mich nach all den Monaten der Trennung glücklich in die Arme schließen würde.
„Ich bin mir gar nicht mehr so sicher, dass du dich wirklich dem Suchtrupp anschließen solltest“, meinte Ivy. „Es ist bestimmt gefährlich.“
„Trotzdem muss sie nach Afrika reisen“, verkündete Margaret. „Ach, ich wünschte, ich könnte dich begleiten, Emily! Aber meine Schwester heiratet in wenigen Wochen. Zur Hochzeitsfeier muss ich unbedingt in New York sein.“
„Ich brauche deine Hilfe, Ivy. Meine Mutter würde niemals zulassen, dass ich nach Afrika gehe. Sie würde alles in ihrer Macht Stehende tun, um mich daran zu hindern. Deshalb möchte ich ihr sagen, dass ich bei dir auf dem Lande bin.“
„O Emily, ich wünschte, du würdest wirklich bei mir bleiben! Ich habe Angst um dich. Philips Schicksal beweist, wie gefährlich Afrika ist. Natürlich will ich dir – und ihm – helfen. Aber wenn dir nun etwas zustößt?“
„Mach dir deshalb keine Sorgen. Arthur und die anderen Expeditionsteilnehmer werden schon dafür sorgen, dass mir nichts passiert.“
„Einer Freundin muss man helfen“, sagte Margaret ernst.
„Ich will nur das Beste für Emily!“
„Du tust aber gerade so, als wüsstest du besser als sie selbst, was gut für sie ist.“
Ivy errötete.
Und ich beeilte mich, die Wogen zu glätten. „Bitte, Ivy, sag, dass du mich nicht im Stich lässt!“
„Wenn du wirklich davon überzeugt bist, das Richtige zu tun, werde ich dir selbstverständlich helfen.“
„Du müsstest die Briefe meiner Mutter in meinem Namen beantworten.“
„Aber sie kennt doch deine Schrift!“
„Deshalb darfst du nichts Handschriftliches schicken. Gib als Antwort auf ihre Zeilen ein kurzes Telegramm auf. Wenn sie sich wundert, teil ihr mit, ich sei verärgert darüber, dass die Post so lange braucht, um ihr Ziel zu erreichen. Deshalb sei ich dazu übergegangen, Nachrichten auf diese Weise zu übermitteln. Wahrscheinlich würde sie den Kontakt abbrechen, würde sie hören, dass ich etwas so Extravagantes im Sinn habe.“
Ivy sah ganz und gar nicht überzeugt drein.
„Und natürlich darfst du Robert nicht in mein Vorhaben einweihen“, stellte ich fest.
„Aber Emily, wir sind verheiratet! Ich weiß wirklich nicht, ob ich ihn belügen kann.“
„Emilys Pläne gehen ihn nichts an“, verkündete Margaret.
„Es genügt doch, wenn du ihm verschweigst, was ich beabsichtige“, meinte ich versöhnlich. „Du brauchst nicht zu lügen. Nur, bitte, verrate ihm meine Pläne nicht. Ich fürchte, er würde versuchen, mich von der Reise abzuhalten.“
„Ja, das würde er wohl.“ Ivy runzelte die Stirn. „Andererseits … Wenn du versprichst, nur bis Kairo zu reisen und dich nicht in die Wildnis zu wagen, dann würde er wohl nichts unternehmen, um dich zu stoppen. Und ich wäre auch beruhigt, denn du würdest dich dann nicht in allzu große Gefahr bringen. Wahrscheinlich wäre selbst deine Mutter damit einverstanden, dass du
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