Todesacker
Gegenständen.«
Fry sah Jamie Ward traurig an. »Dann sollten wir lieber den Wohnwagen durchsuchen, nicht wahr? Das wäre sowieso früher oder später passiert. Das war Ihnen doch sicher bewusst, Jamie.«
Der junge Mann stöhnte. »Sehen Sie, es ist nur ein bisschen Gras. Keine große Sache. Ich habe mich in meiner Pause manchmal für einen schnellen Joint in den Wohnwagen geschlichen, wenn die anderen nicht hergesehen haben. Das war das Einzige, was die Arbeit hier einigermaßen erträglich gemacht hat.«
»Jamie, Sie sind ein ziemlich dummer Junge, wenn Sie Ihre Drogen herumliegen lassen, sodass sie jeder finden kann.«
»Mein Gott, es ist nur ein bisschen Gras. Ich konnte es doch nicht mit nach Hause nehmen, wo es meine Mutter vielleicht gefunden hätte.«
»Und ist das alles, was wir finden werden, wenn wir den Wohnwagen durchsuchen?«
Jamie wand sich unbehaglich, gab jedoch keine Antwort.
»Es wäre besser, wenn Sie es mir jetzt erzählen würden«, sagte Fry, »sonst müssen Sie auf dem Revier Fragen beantworten.«
Er ließ den Kopf hängen. »Das haben alle getan«, sagte er. »Alle haben Sachen von der Baustelle mitgehen lassen. Es hieß, wenn Sachen herumliegen, dann bedeutet das, dass sie keiner mehr will. Das hat Nikolai selbst gesagt. Er hatte doch recht, oder? Das hat wirklich nichts mit Stehlen zu tun.«
»Was haben Sie genommen, Jamie?«
»Es ist in der Schublade unter dem Spülbecken. Von den anderen ist nie jemand in den Wohnwagen gegangen, deshalb dachte ich, dort wäre es sicher.«
Auf Frys Nicken hin zog sich Cooper Gummihandschuhe an und betrat den Wohnwagen.
»Hier drin riecht es ziemlich unangenehm. Und zwar nicht nur nach Cannabis.«
»Die Schublade, Ben.«
»Okay, ich habe sie gefunden.«
Fry wartete geduldig. Sie bemühte sich, nicht vorauszusagen, was Cooper in der Schublade finden würde. Doch sie konnte nicht verhindern, dass ihr Bilder durch den Kopf gingen – Bilder von Derek Sutton, der sich in der Küche der Pity Wood Farm über das Spülbecken beugte und für die Konservierung irgendeines grässlichen Relikts Salpeter kochte.
Doch der Gegenstand, den Cooper in der Hand hielt, als er wieder aus dem Wohnwagen auftauchte, hatte die falsche Form, um mit dem Bild vor ihrem geistigen Auge übereinzustimmen. Es handelte sich um eine mit Filz verkleidete Schachtel. Als er sie öffnete, sah sie, dass sie eine Medaille an einem violett-grün gestreiften Band enthielt.
»›Verliehen an den Soldaten Raymond Sutton vom Ersten Bataillon der Sherwood Forester‹«, sagte Cooper.
»Mr Sutton hat im Krieg gedient?«
»Nicht im Zweiten Weltkrieg. Das ist eine General-Service-Medaille, und auf dem Band steht Malaysia. Offenbar hat er in den 1950er-Jahren gegen die Kommunisten gekämpft.«
»Dann hat er also tatsächlich seine Vergangenheit hinter sich gelassen.« Fry richtete den Blick wieder auf Jamie Ward. »Sagen Sie es mir nicht – eBay?«
»Ich habe gesehen, dass die für fünfzig bis sechzig Pfund weggehen«, sagte er. »Ich brauche das Geld.«
»Um Ihr Studium zu finanzieren? Oder um Gras zu kaufen?«
»Tut mir leid.«
Jamie wirkte so beschämt, dass Fry seufzte. »Sie können gehen. Aber wenn ich Sie hier noch einmal sehe, Jamie, sorge ich dafür, dass Sie hinter Gitter kommen.«
27
S päter am Vormittag schlug Cooper das Wort » fey « im Collins English Dictionary nach. Er hatte sich das Wörterbuch ein paar Wochen zuvor von seiner Vermieterin Mrs Shelley geborgt, die es liebte, ihm Bücher von ihr zu leihen. Sie glaubte, sie würde damit seiner Bildung auf die Sprünge helfen, da sie ihren Mieter für einen wohlwollenden, aber ahnungslosen Police Constable hielt.
Eines Tages hatte er das Buch ins Büro mitgenommen, und seitdem lag es in seiner Schreibtischschublade. Er musste unbedingt daran denken, es zurückzugeben, da er es hasste, wenn sich jemand von ihm Bücher oder CDs auslieh und sie nicht mehr zurückgab.
Ja, » fey « hatte tatsächlich noch eine weitere Bedeutung: »verloren« oder »verdammt«. Es ging auf das altenglische Wort » faege « zurück, was so viel bedeutete wie »für den Tod gekennzeichnet«. Todgeweiht. Cooper nickte. Die alte Mrs Sutton war todgeweiht gewesen. Und Derek Sutton ebenfalls. Doch wer war auf der Pity Wood Farm noch todgeweiht oder verdammt gewesen? Mindestens zwei junge Frauen. Opfer A und Opfer B. Sie waren auf jeden Fall todgeweiht gewesen.
An diesem Vormittag konzentrierte sich das Geschehen auf das Hauptquartier
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