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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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beigemischt?«
    Fry sah zum Fenster hinaus. Na ja, nicht wirklich hinaus . Sie konnte die Welt draußen überhaupt nicht sehen, nur das Wasser, das außen an der Scheibe herunterlief. Nicht dass das einen großen Unterschied gemacht hätte, da selbst an guten Tagen nur die Rückseite der Osttribüne des Edendale-Football-Club-Stadions zu sehen war.
    Sie versuchte immer, früher im Büro zu sein als alle ihre Kollegen bei der Kriminalpolizei, was im Winter bedeutete, dass es draußen noch dunkel war. Auf diese Weise hatte sie Zeit, all die Aufgaben zu erledigen, für die sie Ruhe brauchte. An diesem Morgen hatte sie sich als Erstes an ihren Computer gesetzt und sich mit Methoden der Mitarbeiterbeurteilung befasst, da sie im Frühjahr erstmals eine schriftliche Beurteilung ihrer Detective Constables einreichen musste. Diese Gutachten gingen an den Leiter der Personalabteilung, der dafür bekannt war, sie mit dem Hinweis zurückzuschicken, dass sie nochmals überarbeitet werden müssten.
    »Das liegt an diesem verdammten Wetter«, sagte sie. »Dem ist man hilflos ausgeliefert. Ich bin diese Woche schon dreimal pitschnass geworden. Kein Wunder, dass ich eine Erkältung bekomme. Am Montag liege ich wahrscheinlich mit Grippe im Bett.«
    »Wenn du mich fragst, liegt das an einer Schwäche des Immunsystems«, erwiderte Cooper. »Die bringt das Leben in der Stadt mit sich, weil man dort als Kind nicht oft genug den Elementen ausgesetzt ist.«
    Fry fand ein Taschentuch und putzte sich die Nase. Heuschnupfen im Sommer und eine Dauererkältung im Winter. Willkommen in der ländlichen Idylle.
    Bislang gab es noch keinen eindeutigen Hinweis dafür, dass es sich um einen Mord handelte, doch der konnte jeden Moment auftauchen. Ohne einen dringend Tatverdächtigen würde eine Untersuchung der Kategorie B mit anfangs maximal sechzehn Ermittlern eingeleitet werden, deren Koordination vermutlich der Detective Inspector übernehmen würde, während Kessen als nomineller Ermittlungsleiter fungierte. Fry war bewusst, dass sie nur Mutmaßungen anstellte, doch es interessierte sie, ob ihre Einschätzung zutraf und ob sie sich bereits ein ähnliches Gespür für Prioritäten angeeignet hatte wie ihre Vorgesetzten.
    Selbstverständlich mussten auch noch andere Faktoren berücksichtigt werden. Dazu zählten natürlich Personalressourcen. Ein großes Ermittlungsverfahren erzeugte Berge von Papierkram: Aussagen, Meldungen, Fernschreiben, Formulare, Fragebogen, Berichte, Vernehmungsprotokolle.
    Sie musste abermals niesen. »Verdammt.«
    »Das Problem ist, dass die Winter zu mild sind«, sagte Cooper. »Im Gegensatz zu früher werden Bazillen nicht mehr abgetötet. Das ist wie mit den Schädlingen auf dem Getreide. Früher musste vor dem Frühjahr niemand Insektizide versprühen. Mittlerweile ist das ein ganzjähriges Problem.«
    »Wovon redest du eigentlich?«
    »Von der globalen Erwärmung. Ich will damit sagen, dass vom Frost nichts mehr abgetötet wird, weil es keinen Frost mehr gibt. Wir haben warme, feuchte Sommer und milde, feuchte Winter. Langfristig ist das gar nicht gut.«
    »Ich glaube nicht an die globale Erwärmung.«
    »Was?«
    »Für mich ist das alles nur Panikmache, die uns von wichtigeren Dingen ablenkt.«
    »Was ist wichtiger als die Rettung unseres Planeten?«, fragte Cooper.
    »Siehst du? Du übertreibst. Die Leute übertreiben ständig bei diesem Thema.«
    »Kann es jetzt endlich losgehen?«, wollte Murfin wissen. »Die Fleischtöpfe von Rakedale warten, Jungs und Mädels.«
    Fry stand auf und wischte sich silberfarbenen Glitzerstaub von der Schulter.
    »Verdammtes Lametta. Wahrscheinlich bin ich dagegen allergisch.«

8
    D ie mobile Einsatzzentrale war vor Ort auf der Pity Wood Farm aufgestellt worden. Ein zehn Meter langer Anhänger, ausgestattet mit Computern, Verdunklungsschutz zum Herunterziehen und DVD-Equipment sowie mit einem »Front Office«, das für die Bevölkerung zugänglich war. Und, am allerwichtigsten, er verfügte über eine Heizung, eine voll ausgestattete Küche und Toiletten. Der kalte Regen, der unaufhörlich auf die Farm fiel, trieb die anwesenden Kriminalpolizisten unter jedem erdenklichen Vorwand in den Anhänger.
    Das ursprüngliche Leichenzelt war durch ein größeres Zelt der Spurensicherung ersetzt worden, das mehr Platz zum Arbeiten bot. Manchmal war zu hören, wie die Anthropologen sich miteinander unterhielten, doch meistens schwiegen sie, vertieft in ihre Aufgabe, und schienen die Polizisten,

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