Todesacker
Tür öffnete. »Aber er hat vermutlich gleich mehrere Alibis parat.«
Fry blieb vor dem Anhänger stehen und betrachtete den Schlamm. Ihre Schuhe hatten sich noch nicht vom Vortag erholt. Als sie endlich dazu gekommen war, sie zu putzen, war der Lehm bereits festgetrocknet gewesen. Lehm war äußerst hartnäckig und ließ sich praktisch nicht mehr entfernen.
»Diane?«
»Ja?«
Liz Petty von der Spurensicherung war mit einem Paar Gummistiefel in der Hand neben ihr aufgetaucht.
»Die habe ich aus dem Transporter mitgebracht. Ich dachte mir, Sie können sie vielleicht gebrauchen.«
»Oh, danke.«
Fry nahm die Gummistiefel automatisch entgegen. Als Petty sich wieder entfernte, stand sie mit den Stiefeln in der Hand da, warf einen Blick auf den Schlamm und fragte sich, wie albern sie wohl aussah.
Als Cooper wieder auf der Farm eintraf, machte er sich sofort auf die Suche nach Fry, um ihr das Ergebnis seiner Befragung mitzuteilen.
»Und welchen Eindruck hast du von Mr Farnham?«, fragte sie.
»Ich glaube, er würde seine eigene Großmutter verkaufen, Organ für Organ.«
Fry lachte. »Dann hast du also nicht geglaubt, was er dir erzählt hat?«
»Was er gesagt hat, klang alles viel zu oberflächlich, zu modelliert, um sich im besten Licht darzustellen. Angeblich hat er sein Möglichstes getan, hat selbst Geld in die Farm investiert, aber es ging ohne sein Verschulden schief, und deshalb musste er bedauerlicherweise aussteigen.Wenn man ihm glauben würde, wäre er beinahe ein Heiliger. Aber auf mich hat er eher wie ein Gebrauchtwagenhändler gewirkt.«
»Ein zwielichtiger Typ?«
»Würde ich schon sagen.«
»Behalte ihn im Auge«, sagte Fry. »Und lass es mich wissen, wenn du es mit einer anderen Methode bei ihm probieren möchtest.«
Im Umgang mit zwielichtigen Typen gab es gängige Methoden. Man konnte sie zwar nicht dazu zwingen, eine Aussage zu machen, doch man konnte unterschiedliche Strategien ausprobieren. Unter bestimmten Umständen gab man beispielsweise vor, sich für etwas ganz anderes zu interessieren, zum Beispiel, ob das Fahrzeug des Betreffenden ordnungsgemäß zugelassen war. Nur unzulässiger Druck durfte natürlich nicht ausgeübt werden.
Als letztes Mittel blieb immer noch die Option, einen Verdächtigen zu verhaften, um ihn befragen und durchsuchen zu können. Ohne Haftbefehl bestand dabei allerdings die Gefahr, von dem Betreffenden verklagt zu werden und vor Gericht ein paar tausend Pfund Schadensersatz zahlen zu müssen. Finanziell gesehen war das allerdings immer noch besser, als bei einem langwierigen, fruchtlosen Ermittlungsverfahren, das letztendlich in eine Sackgasse führte, teure Ressourcen zu verschwenden.
»Wir sollten versuchen, die Farm-Akten zu finden«, schlug Cooper vor. »Ich glaube, Farnham hat zumindest in dieser Hinsicht die Wahrheit gesagt. Wenn die Akten irgendwo sind, dann im Haus.«
»Gut, ich helfe dir später. Im Haus ist es immerhin trocken, wenn es schon nicht besonders sauber ist.«
Doch Cooper schenkte ihr keine Aufmerksamkeit mehr. Er blickte auf seine Füße.
»Weißt du, ich kann mich nicht erinnern, jemals so roten Schlamm gesehen zu haben – zumindest nicht in dieser Gegend. Echte Lehmerde findet man eigentlich nur weiter im Süden.«
Murfin kam durch den Matsch gestapft, um Fry eine Liste der Gegenstände zu überreichen, die die Kriminaltechniker aus dem Schuttcontainer geborgen hatten. Es war eine sehr lange Liste, doch die meisten Dinge darauf konnte sie getrost unberücksichtigt lassen. Sie war nur an dem interessiert, was aus dem Loch stammte, und die Spurensicherung hatte einige von den Gegenständen hilfreicherweise zu einer Gruppe zusammengefasst. Diese waren ganz oben im Container in eine Ecke geworfen worden, zu der eine Rampe aus ein paar Brettern führte, auf der man einen Schubkarren nach oben schieben konnte. An dieser Stelle hatten Steine, mehrere unidentifizierbare verrostete Metallstücke, ein kaputter Eimer, ein Päckchen Kaffeefilter und ein paar braune Weckgläser gelegen.
Sie las die Liste ein zweites Mal durch, diesmal aufmerksamer, und wandte sich dann den übrigen Dingen zu, die als weniger wichtig eingestuft worden waren. Die Mitarbeiter der Spurensicherung hatten recht gehabt: Sie hatten die relevanten Gegenstände ausgewählt. Was nicht da war, konnte auch nicht aufgelistet werden.
Fry blickte über das Gelände auf das Leichenzelt, in dem ein forensischer Botaniker mit einem Teelöffel Pflanzenteile aus dem
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