Todesacker
ehrlich zu sein, waren ein oder zwei davon schlichtweg verrückt.«
Bei der Formulierung »um ehrlich zu sein« hatte Cooper die Ohren gespitzt. Die war nämlich fast ausnahmslos ein Anzeichen dafür, dass jemand drauf und dran war zu lügen. Er fragte sich, ob die vollkommen verrückten Ideen nicht in Wirklichkeit von Farnham selbst gestammt hatten. Schließlich richtete es jetzt ja keinen Schaden mehr an, den beiden Brüdern die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben, oder? Einer der beiden war tot und der andere im Pflegeheim.
Das war bereits das zweite Signal, das er von Tom Farnham empfangen hatte. Von sich selbst in der dritten Person zu sprechen, war ein sicheres Anzeichen für eine Ausflucht. Tom Farnham ist schließlich kein Idiot.
»Die Leiche, die wir gefunden haben, war an einer Stelle in der östlichen Ecke des Grundstücks begraben, die nicht genutzt wurde«, sagte Cooper. »Nicht weit vom Haus entfernt.«
»Ungenutzte Stelle?« Farnham runzelte die Stirn. »Können Sie mir zeigen, wo Sie meinen?«
Cooper nahm das Stück Papier, das ihm gereicht wurde, und machte eine grobe Skizze. Er war kein Leonardo, aber sie würde ihren Zweck erfüllen.
»Wir haben an dieser Stelle immer Anhänger und andere Gerätschaften abgestellt«, sagte Farnham. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie dort jemand ein Grab schaufeln sollte, selbst wenn er wollte. Das Erdreich muss ziemlich fest verdichtet gewesen sein.«
»Wie ich gehört habe, war es auch nicht einfach, die Leiche wieder auszugraben.«
»Tja, dann muss sich das Grab bereits lange dort befunden haben. Schon bevor ich bei Raymond und Derek eingestiegen bin. Wahrscheinlich haben die alten Knaben diesen Teil des Grundstücks in der Vergangenheit für etwas anderes benutzt.«
Cooper reagierte nicht auf Farnhams Einladung, die Leiche weit vor seine Zeit auf der Pity Wood Farm zu datieren. Stattdessen warf er einen Blick auf seine Skizze und stellte fest, dass die Wellenlinien, die er gezeichnet hatte, eher an einen See erinnerten als an den Hof einer Farm. Und das war angesichts des derzeitigen Wetters auch äußerst passend.
»Ist das nicht einer der Bereiche, die vor einigen Jahren für ein Sammelbecken in Betracht gezogen wurden?«, fragte er.
»Oh, das war damals in den Sechzigern oder Siebzigern«, sagte Farnham.
»Als das Überschwemmungsrisiko in diesem Tal bekannt wurde, sind die Immobilienpreise doch bestimmt in den Keller gegangen?«
»Ja, für eine Weile. Vernichtet vom Schreckgespenst der Enteignung, hm? Das Schicksal des kleinen Mannes besiegelt durch die Regierung und durch Kommunalbehörden.«
»Dann hätte also zu dieser Zeit keine Chance bestanden, die Pity Wood Farm zu verkaufen. Wenn die Suttons hätten umsiedeln wollen, wäre das nicht möglich gewesen. Sie müssen geglaubt haben, sie wären verflucht.«
»Aber das hat nicht ewig angehalten. Die Wahl fiel stattdessen auf Carsington als Ort für das Sammelbecken.« Farnham lachte. »Der Fluch ist also auf jemand anderen übergegangen.«
»Ich nehme an, es gab Proteste?«, fragte Cooper.
»Nur im kleinen Rahmen. Ein paar Farmer aus der Gegend von Carsington haben sich zusammengetan. Meiner Meinung nach hatten sie nie eine echte Chance.«
Cooper hatte Verständnis für Leute, die sich gegen etwas wehrten, solange sie sich dabei nicht über Gesetze hinwegsetzten. Wenn es damals keine energischen Proteste gegeben hätte, gäbe es jetzt in Winnats Pass ein Wohn- und Industriegebiet und in den Tälern um Hartington eine Rennstrecke. Außerdem würde eine Autobahn den Peak District in zwei Hälften teilen.
Er versuchte, sich vorzustellen, was die Suttons empfunden haben mochten, als sie das Schicksal der Farmer auf der anderen Seite der Hügel verfolgten, die vergeblich um ihre Ländereien kämpften. Schadenfreude war vermutlich das richtige Wort dafür. Gott sei Dank dort und nicht hier.
Cooper sah Farnham einen Moment zu, wie dieser an dem Rasenmäher arbeitete. Kräftige, geschickte Hände setzten ein Rotorblatt wieder ein.
»Haben Sie irgendeine Vermutung, um wen es sich bei dem Opfer handeln könnte, Mr Farnham?«
»Opfer?«
»Der Leichnam, den wir auf Pity Wood gefunden haben. Den Leichnam einer Frau.«
»Nein, habe ich nicht.«
»Bitte denken Sie genau nach. Alles, woran Sie sich erinnern, könnte uns bei der Identifizierung helfen. Eine Frau, die vor ungefähr zwölf Monaten verschwunden ist?«
Farnham arbeitete weiter und sah dabei nicht ein Mal auf. »Nein, tut mir
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