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Todesakt: Thriller (German Edition)

Todesakt: Thriller (German Edition)

Titel: Todesakt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis
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sagen, die Umstände wären die gleichen gewesen.«
    »Die Herangehensweise des Detective und seine Fehler erinnern mich an Cobb. Die Familie war wohlhabend, das Kind adoptiert. Und so kam der Kollege sofort zu dem Schluss, dass Habgier das Motiv sein musste. Der Junge hat gefleht, einen Lügendetektortest machen zu dürfen, doch der Detective hat sich geweigert. Er glaubte, der Wissenschaft überlegen zu sein. Genau wie Cobb. Ein Blick auf den Jungen und er wusste Bescheid.«
    Lena wurde klar, dass Vaughan über den Fall Marty Tankleff sprach. Die Medien hatten zwar schon ein oder zwei Jahre lang nicht mehr darüber berichtet, doch einen aufsehenerregenden Mord wie diesen vergaß man nicht so leicht. Tankleffs Mutter hatte man auf dem Badezimmerboden aufgefunden, erstochen und beinahe enthauptet. Sein Vater war ebenfalls mehrfach mit dem Messer verletzt und schwer zusammengeschlagen worden. Nachdem er nach über einem Monat im Koma gestorben war, hatte man dem jungen Mann zwei Morde zur Last gelegt. Lena konnte sich gut vorstellen, dass die Grausamkeit der Verbrechen das Urteilsvermögen des Detective getrübt hatte. Und da sie die Tatortfotos der am Boden aufgespießten Lily Hight kannte, erschien es ihr gar nicht so abwegig, dass es bei Cobb genauso abgelaufen sein könnte. Beide Detectives hatten voreilige Schlussfolgerungen gezogen. Sie hatten sich auf ihre Verdächtigen eingeschossen, ohne sich die Mühe zu machen, weitere Personen zu befragen, die ihnen vielleicht tiefere Einblicke liefern und ihren Horizont hätten erweitern können.
    Vaughan musterte sie.
    »Sie wissen doch, wovon ich rede, oder? Sie kennen den Fall.«
    »Ich habe davon gelesen«, antwortete Lena. »Marty Tankleff war noch minderjährig. Das Motiv ergab keinen Sinn, weil er das Geld in den nächsten acht Jahren nicht zu Gesicht bekommen hätte.«
    »Dann verstehen Sie ja, worauf ich hinauswill. Der Detective hat mehr übersehen als mitbekommen. Und die Ankläger haben sich den Fall nach ihrem Gutdünken zurechtgebogen. Als man ihnen die Fakten unter die Nase hielt, eindeutige Beweise, die auf den wahren Täter hindeuteten, haben sie sich geweigert anzuerkennen, dass sie sich geirrt hatten. Jeder weiß, wer die Tankleffs umgebracht hat – mit Ausnahme der Leute, die es eigentlich wissen sollten. Und deshalb ist der Mörder noch auf freiem Fuß.«
    »Als ich noch bei der Mordkommission in Hollywood war, hat mein Partner das immer als ›Tunnelblick‹ bezeichnet.«
    Vaughan betrachtete sie nachdenklich.
    »Da hatte Ihr Partner recht. Allerdings könnte hier noch mehr dahinterstecken, und das ist Ihnen sicher klar, Lena. Wir sind hier in Los Angeles. Andere Akteure, andere Umstände und ein Einsatz, der um einiges höher ist. Aber mir ist es egal, was die reden und wie laut sie es herumposaunen. Und wenn ich noch so viel Wind von vorne kriege: Falls Gant unschuldig war, möchte ich, dass die Welt das erfährt. Und falls Hight seine eigene Tochter umgebracht hat, wird das Arschloch dafür bezahlen.«
    Lena beugte den Kopf, damit Vaughan ihre Miene nicht deuten konnte. Er hatte verstanden. Jetzt zogen sie an einem Strang.

22
    Lena machte Licht und rückte einen Barhocker an die Theke. Auf den letzten Seiten von Lilys Fallakte war sie auf die Nacktfotos von Lily Hight gestoßen, die von Gants Computer stammten. Es waren insgesamt drei – eins verstörender als das andere. Lena hatte den Ordner nach den Befragungen durchkämmt, die Cobb mit Gant durchgeführt hatte, bevor dieser Buddy Paladinos Mandant geworden war. Beim ersten Durchblättern hatte sie die Fotos übersehen, denn sie lagen bei den zahlreichen anderen Aufnahmen, angefertigt von einem Kriminaltechniker bei der Durchsuchung von Gants Haus.
    Cobbs Fallakte war eindeutig nachträglich zusammengeschustert worden. Sie stank regelrecht nach Pfusch.
    Lena holte tief Luft, atmete wieder aus und betrachtete die Sechzehnjährige auf ihrem Bett. Offenbar hatte das Mädchen die Unschuld mit den Kleidern abgestreift. Lena ließ das verführerische Lächeln, die Rehaugen und das zerzauste Haar auf sich wirken. Der dunkelrote Lippenstift. Das Mädchen steckte in einem Frauenkörper, wohlgeformt und vollständig entwickelt.
    Anders als die Tatortfotos waren diese Bilder beim Prozess nicht zum Tragen gekommen, und es war auf geheimnisvolle Weise gelungen, sie ein Jahr unter Verschluss zu halten. Diese Bilder liefen allem zuwider, was Lena je über das Opfer gehört hatte. So schockierend die

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