Todesakt: Thriller (German Edition)
es, Hight die Morde an Johnny Bosco und Jacob Gant nachzuweisen, und zwar ein bisschen plötzlich. Der Mordfall Lily Hight hat nichts mit diesen Ermittlungen zu tun, und das wird auch so bleiben. Warum muss ich das überhaupt betonen, Detective? Wir sollen die Vergangenheit ruhen lassen und nach vorne schauen. Hight ist eine tickende Zeitbombe. Wer ihn falsch anfasst, stirbt. Dann sind wir alle tot. Und währenddessen veranstalten Sie ein Tamtam, als ob wir das falsche Arschloch vor Gericht gestellt hätten! Kein Wunder, dass alle im Karree springen. Ich auch. Der Kerl, der Lily Hight ermordet hat, wurde letzte Nacht erschossen. Sein Name ist Jacob Gant, und er ist tot.«
Lena blickte auf den Aktenordner und dann Barrera an.
»Ich wollte von Cobb nur wissen, warum für ihn Hight als Mörder seiner Tochter nicht in Frage kam, Frank. Das war eine berechtigte Frage, die wohl jeder gestellt hätte. Und die Fallakte brauche ich wegen der Hintergrundinformationen. Was ich laut Cobb angeblich gesagt oder gedacht habe, ist sein Problem, nicht meins.«
»Wenn das so ist, würde mich interessieren, warum Vaughan sich gerade die Bandaufzeichnungen vom Prozess gegen Gant anschaut.«
Lena zuckte die Achseln und überlegte, ob diese Geste wohl als Lüge ausgelegt werden konnte. In dieser Situation vermutlich schon.
»Davon wusste ich nichts«, erwiderte sie. »Aber ich wage die Vermutung, dass er es aus denselben Gründen tut, aus denen ich die Fallakte einsehe. Wir versuchen, uns so schnell wie möglich auf den neuesten Stand zu bringen.«
Als er ihr in die Augen sah, hielt sie seinem Blick lange stand. Sie war nicht sicher, ob er ihr glaubte, und kam sich ziemlich hinterhältig vor, weil sie ihn so an der Nase herumführte. Doch im nächsten Moment schob er die Akte unaufgefordert wieder zu ihr herüber.
»Gut«, sagte er, während er sie noch immer abschätzend musterte. »Einverstanden. Sie wollen nur auf dem neuesten Stand sein und brauchen Hintergrundinformationen. Aber ich muss wissen, was hier gespielt wird. Sie spazieren unangekündigt in die Pacific Station und stellen solche Forderungen … Da möchte ich ab jetzt im Voraus informiert werden, okay?«
»Okay«, wiederholte sie.
Barrera lehnte sich zurück und zündete sich mit einem Streichholz die ausgegangene Zigarre an.
»Und jetzt verraten Sie mir mal, was Sie mit diesem Klatschreporter angestellt haben.«
Lena starrte ihn verständnislos an. Sie hatte keine Ahnung, wovon er redete.
»Dick Harvey«, fuhr er fort. »Was haben Sie und Rhodes letzte Nacht vor dem Club 3 AM mit ihm gemacht?«
Dick Harvey. Endlich fiel bei ihr der Groschen. Seitdem schien eine Ewigkeit vergangen zu sein.
»Er hatte sich durch die Polizeiabsperrung geschummelt und sich in meinem Auto versteckt«, antwortete sie. »Wir haben ihn mit einem nagelneuen Satz Dietriche auf der Rückbank erwischt.«
»Sein Anwalt gibt an, Sie hätten ihn misshandelt. Er hat ihn fotografiert und die Bilder auf Harveys Website gepostet.«
»Bilder wovon?«
»Platzwunden und Blutergüssen.«
»Ist Harvey etwa wieder auf freiem Fuß?«
Barrera schüttelte den Kopf.
»Nein, der sitzt noch hinter Schloss und Riegel. Sein Anwalt hat ihn während eines Besuchs geknipst. Was haben Sie dem Mann angetan?«
»Er hat sich geweigert auszusteigen, weshalb wir ihn gewaltsam aus dem Wagen holen mussten. Wir haben ihm Handschellen angelegt und ihm seine Rechte vorgelesen. Außerdem hatten wir den Verdacht, dass er unter Drogeneinfluss stand. Anfangs hat er versucht, mich zu beißen, aber dann hat er sich beruhigt. Als wir abgefahren sind, war alles mit ihm in Ordnung.«
»Sie zu beißen?«
Lena nickte wortlos. Barrera schaute auf sein Mobiltelefon, als erwarte er einen Anruf.
»Die behaupten, Harvey habe eine Videokamera dabeigehabt, Lena. Und alles, was Harvey in jener Nacht aufgezeichnet hat, ist auf geheimnisvolle Weise verschwunden. Wissen Sie etwas darüber?«
Darüber wusste Lena sogar eine ganze Menge. Ehe sie Harvey vor Eintreffen der uniformierten Kollegen an den Laternenmast gekettet hatten, hatte Rhodes alles von den in der Baseballkappe und der Sonnenbrille versteckten Kameras gelöscht, sodass Dick Harvey von jener Nacht nichts als Erinnerungen geblieben waren. Gerade wollte sie Barrera alles beichten, aber die Antwort schien ihn nicht mehr zu interessieren. Offenbar war ein Schmierlappen wie Dick Harvey im Moment sein geringstes Problem. Insbesondere solange der keine Videoaufnahmen vorlegen
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