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Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Besucher sie verlassen hatten. Dadurch, daß Dr. Howard seine Mittagspause ausfallen ließ, konnte er den entstandenen Zeitverlust einigermaßen wieder einbringen.
    Als er dann im Laufe des Nachmittags gerade einen der Behandlungsräume verließ, wo er eine Dickdarmspiegelung bei einem Patienten mit ständig wiederkehrender Dickdarmentzündung vorgenommen hatte, gab ihm Claudia durch eine Handbewegung zu verstehen, daß er zu ihr an das Empfangspult kommen möge. Als er zu ihr trat, gestattete sie sich ein spöttisches Lächeln - er wußte, da braute sich was zusammen.
    »Sie haben einen Ehrengast«, sagte Claudia und imitierte dabei mit ihrem Schmollmund eine vom Fernsehen bekannte Schauspielerin.
    »Wen denn?« fragte der Arzt und blickte sich unwillkürlich im Raum um.
    »Er ist in Ihrem Sprechzimmer«, antwortete Claudia.
    Dr. Howard warf einen Blick zu seinem Sprechzimmer hinüber - dessen Tür war geschlossen. Es entsprach so gar nicht Claudias Art, jemanden dort hineinzusetzen. »Claudia?« fragte er daher so gedehnt, als ob ihr Name aus sehr viel mehr als diesen drei Silben bestehe. »Wie kommen Sie dazu, einfach jemanden in mein Sprechzimmer zu setzen?«
    »Er bestand darauf«, gab sie zurück, »und wer bin ich denn, um ihm das abzuschlagen?«
    Es war klar - wer immer das sein mochte, er hatte sie beleidigt. Dafür kannte Jason Howard sie nun gut genug. Und wer immer es war - er mußte eine wichtige Position hier im Haus einnehmen. Aber dennoch - er war dieses Spiel jetzt leid. »Wären Sie bitte so gütig, mir nun zu sagen, um wen es sich handelt, oder soll das eine Überraschung für mich sein?«
    »Dr. Alvin Hayes«, säuselte Claudia, schlug die Augen nieder und zog eine Schnute. Agnes, die Sekretärin von Dr. Wanamaker, die neben ihr stand, kicherte.
    Dr. Howard wandte sich ärgerlich ab und eilte seinem Sprechzimmer zu. Ein Besuch von Dr. Alvin Hayes war ein außergewöhnliches Ereignis. Er war der Starforscher und das Aushängeschild der GHP, den sie aus Imagegründen angeworben hatte. Es war ein Coup gewesen, der der Anstellung des bekannten Kunstherz-Spezialisten William DeVries bei der Humana-Versicherung entsprach und sozusagen die Antwort darauf war. Als Gesundheitsvorsorge-Unternehmen betrieb die GHP eigentlich nicht unmittelbar Forschung, aber sie hatte Hayes durch ein hohes Gehaltsangebot an sich gebunden, um damit ihre Attraktivität zur Gewinnung neuer Mitglieder zu erhöhen und ihr Image insbesondere in den Intellektuellenkreisen Bostons aufzupolieren. Immerhin war Dr. Hayes ein Molekularbiologe von Weltruf und hatte das Titelbild der Times geziert, nachdem er eine Methode zur Gewinnung menschlichen Wachstumshormons durch DNA-Rekombination entwickelt hatte. Entscheidend dabei war, daß das nach seiner Methode gewonnene Hormon genau dem natürlichen menschlichen Hormon entsprach. Frühere Versuche hatten demgegenüber immer nur Hormone erbracht, die ähnlich, aber eben nicht absolut gleich waren. Daher wurde seine Leistung als wirklich wichtiger Durchbruch gewertet.
    Dr. Howard erreichte sein Sprechzimmer und öffnete die Tür. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was ihm die Ehre eines Besuches von Dr. Alvin Hayes verschaffte. Hayes hatte ihn mehr oder weniger ignoriert, seit er vor gut einem Jahr von der GHP angestellt worden war, obgleich sie in Harvard im selben Semester Medizin studiert hatten. Nach ihrem Studienabschluß waren sie getrennte Wege gegangen, doch als dann Alvin Hayes von der GHP eingestellt worden war, hatte ihn Dr. Howard aufgesucht und persönlich willkommen geheißen. Dr. Hayes hatte sich distanziert gezeigt, offensichtlich eingenommen von seiner eigenen Bedeutung und nunmehrigen Berühmtheit und voller Geringschätzung für Jason Howards Entscheidung, weiterhin als praktischer Arzt zu arbeiten. Abgesehen von einigen eher zufälligen Zusammentreffen, waren sie sich aus dem Weg gegangen. Tatsächlich ignorierte Alvin Hayes jedoch eigentlich jeden bei der GHP und wurde mehr und mehr zu einem Typ, den die Volksmeinung als »verrückten Wissenschaftler« einstuft. Er hatte es so weit getrieben, daß er auch seine Kleidung und sein äußeres Erscheinungsbild vernachlässigte, indem er ständig ausgebeulte und zerknautschte Sachen trug und sein ungepflegtes Haar lang wachsen ließ wie ein Hippie in den sechziger Jahren. Obwohl die Leute darüber spöttische und abfällige Bemerkungen machten und er auch kaum Freunde hatte, zollte man Hayes als Wissenschaftler

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