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Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Hayes zum Essen verabredet hatte. Warum hatte er nicht einfach ein Treffen bei einem Drink vorgeschlagen!
    »Ich weiß ja, daß das sehr kurzfristig ist«, räumte Shirley Montgomery ein, die sein Zögern spürte.
    »Das ist nicht das eigentliche Problem. Das Problem besteht vielmehr darin, daß ich mich mit Alvin Hayes zum Abendessen verabredet habe.«
    »Unser Dr. Hayes?« fragte sie mit sichtlicher Überraschung.
    »Der und kein anderer. Ich weiß, daß das merkwürdig klingt, aber er kam mir ziemlich verwirrt vor. Und obwohl er keineswegs sonderlich freundlich war, tat er mir irgendwie leid. Daher habe ich ihm ein gemeinsames Abendessen vorgeschlagen.«
    »Zu schade«, sagte Shirley. »Diese Leute hätten Ihnen bestimmt gefallen. Nun, dann ein anderes Mal…«
    »Ich hoffe, aufgeschoben ist nicht aufgehoben«, antwortete Dr. Howard. Sie wandte sich schon zum Gehen, als ihm sein Gespräch mit Roger Wanamaker einfiel. »Ach übrigens, ich muß Ihnen noch sagen, daß ich eine Sitzung unserer Internistengruppe einberufen möchte. Einige unserer Patienten sind an Herzversagen verstorben, ohne daß unsere Regeluntersuchungen den geringsten Hinweis darauf gegeben hätten. Als derzeitiger Gruppensprecher hielt ich es für richtig, der Sache nachzugehen. Wenn die Leute innerhalb eines Monats sterben, nachdem sie bei uns gründlich untersucht worden sind, ist das für unser Image nicht gerade gut.«
    »Um Himmels willen«, sagte Shirley Montgomery, »verbreiten Sie bloß nicht derartige Gerüchte!«
    »Nun, das geht einem schon ganz schön auf die Nerven, wenn jemand, den man hier mit allen uns zur Verfügung stehenden Methoden sorgfältig untersucht und ihn anschließend für im wesentlichen gesund erklärt hat, dann in katastrophalem Zustand eingeliefert wird und stirbt. So etwas zu verhindern ist ja der erklärte Zweck unserer Untersuchungen. Mir scheint, wir müssen die Methoden unserer Belastungsprüfung verfeinern.«
    »Das ist eine sehr lobenswerte Zielsetzung«, stimmte Shirley zu. »Alles, worum ich Sie bitten möchte, ist lediglich, das nicht an die große Glocke zu hängen. Gerade diese Regeluntersuchungen spielen eine beträchtliche Rolle bei unseren Bemühungen, zu Abschlüssen mit großen Firmen hier in der Gegend zu kommen. Wir sollten das zunächst als internes Problem behandeln.«
    »Völlig einverstanden«, antwortete Dr. Howard und fügte hinzu: »Wegen heute abend tut es mir wirklich leid.«
    »Mir auch«, sagte Shirley Montgomery, wobei sie die Stimme senkte. »Übrigens hatte ich immer angenommen, daß Dr. Hayes nicht gerade kontaktfreudig ist. Was ist denn los mit ihm?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, mußte Jason Howard zugeben. »Aber ich werde es Sie wissen lassen.«
    »Bitte tun Sie das«, bat sie ihn. »Ich war die Haupttriebfeder dafür, daß Dr. Hayes hierher zu GHP kam, und fühle mich irgendwie für ihn verantwortlich. Wir sprechen uns bald wieder.« Sie ging davon, wobei sie den in der Nähe sitzenden Patienten zulächelte.
    Dr. Howard sah einen Moment hinter ihr her und fing dann Claudias nachdenklichen Blick auf. Schuldbewußt schaute sie sofort wieder auf ihre Arbeit nieder. Dr. Howard fragte sich, ob es mit dem Geheimnis jetzt vorbei sei. Dann wandte er sich mit einem Achselzucken dem vorletzten seiner Patienten zu.

 
     
    2
     
    Dr. Jason Howard empfand den Spätherbst in Boston immer als eine prächtige Jahreszeit, obwohl er einen rauhen Winter ankündigte. Mit seinem weichen Filzhut im Stil von Indiana Jones und seinem so richtig schön »eingetragenen« Trenchcoat fühlte er sich bestens geschützt vor der kühlen Oktobernacht.
    Windböen wirbelten die gelb gewordenen, zu Boden gefallenen Ulmenblätter um seine Füße, als er die Mt. Vernon Street hinauftrottete und dann den säulenbestandenen Durchgang unter dem Parlamentsgebäude durchquerte. Er kreuzte die Promenade vor dem Government Center, kam am Faneuil Hall Marketplace mit seinen Straßenkünstlern vorbei und gelangte in die Nordstadt, Bostons Klein-Italien. Überall waren Leute: An den Straßenecken standen die Männer und unterhielten sich mit lebhaften Gesten; die Frauen hingen aus den Fenstern und schwatzten mit ihren Nachbarinnen auf der gegenüberliegenden Straßenseite. In der Luft lag der Duft von frischgemahlenem Kaffee und Mandelgebäck. Wie in Italien selbst bot das Volksleben den Sinnen eine Fülle von Genüssen.
    Zwei Häuserblocks die Hanover Street hinunter bog Jason Howard rechts ab und war bald

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