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Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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gefährlicher Nähe zu seinem zerzausten Haar. Howard war in Versuchung, ihm entweder die Zigarette wegzunehmen oder ihm das Haar zurückzustreichender konnte schließlich nicht zulassen, daß der Mann sich selbst wie eine Fackel anzündete. Aber mit Rücksicht auf Hayes’ Zustand tat er weder das eine noch das andere.
    »Möchten die Herrschaften bestellen?« fragte ein leise an den Tisch herangetretener Kellner.
    »Um Himmels willen!« fuhr Hayes auf. »Sehen Sie denn nicht, daß wir etwas zu besprechen haben?«
    »Bitte entschuldigen Sie, mein Herr«, sagte der Kellner mit einer Verbeugung und zog sich zurück.
    Nach einem tiefen Atemzug wandte Hayes seine Aufmerksamkeit wieder Howard zu. »So, ich sehe also nicht gut aus?«
    »Nein; Sie sind sehr blaß, und Sie wirken sowohl erschöpft als auch erregt.«
    »Ah, der klarsichtige Arzt«, sagte Hayes sarkastisch. Dann fügte er hinzu: »Tut mir leid - ich wollte nicht bösartig sein. Sie haben recht - ich fühle mich überhaupt nicht gut. Um ehrlich zu sein - ich fühle mich fürchterlich.«
    »Und was fehlt Ihnen?«
    »Im Grunde genommen fehlt’s überall. Arthritis, Magen- und Darmbeschwerden, Sehstörungen, trockene Haut. Meine Knöchel schmerzen mich so, daß ich verrückt werden könnte. Es ist so gut wie nichts mehr in Ordnung.«
    »Wahrscheinlich wäre es doch besser gewesen, Sie wären in meine Praxis gekommen«, meinte Dr. Howard. »Wir sollten Sie ganz gründlich untersuchen.«
    »Vielleicht später - aber das ist nicht der Grund, warum ich Sie sprechen wollte. Vielleicht ist es für mich ohnehin schon zu spät, aber wenn ich wenigstens meinen Sohn retten könnte…« Er brach ab und deutete zum Fenster. »Da ist er!« In seinem Stuhl herumfahrend, konnte Dr. Howard gerade noch eine Gestalt erkennen, die die North Street hinauf verschwand. Er wandte sich Hayes wieder zu und fragte ihn: »Woher wollen Sie denn wissen, daß er das war?«
    »Er folgt mir schon, seit ich das GHP-Gebäude verlassen habe. Ich bin sicher, daß er weiterhin meine Ermordung plant.«
    Der Arzt sah keine Möglichkeit, hier Wahrheit von Einbildung zu unterscheiden, und blickte seinen Kollegen prüfend an. Der Mann verhielt sich wie ein Verrückter, aber der alte Satz »Auch Paranoiker haben Feinde« kam ihm in den Sinn. Vielleicht verfolgte tatsächlich jemand Hayes. Er fischte die gekühlte Flasche mit dem Weißwein aus dem Eiskübel, goß seinem Gegenüber ein Glas ein und füllte sein eigenes. »Es wäre wohl besser, Sie würden mir jetzt mal die ganze Geschichte erzählen.«
    Hayes stürzte den Wein hinunter wie ein Glas voll Schnaps und wischte sich dann mit dem Handrücken den Mund ab. »Das ist eine derart unglaubliche Geschichte… Wie wäre es mit noch einem Glas Wein?«
    Howard füllte Hayes’ Glas erneut, und dieser fuhr fort: »Ich nehme an, daß Sie nicht im einzelnen wissen, worauf meine Forschungen gerichtet sind…«
    »Nun, eine gewisse Vorstellung davon habe ich schon.«
    »Wachstum und Entwicklung«, erklärte Hayes. »Vereinfacht gesagt: wie die Gene ›eingeschaltet‹ und ausgeschaltet werden. Zum Beispiel bei der Pubertät: Was veranlaßt bestimmte Gene, zu einem bestimmten Zeitpunkt ihre Wirksamkeit zu entfalten? Das herauszufinden wäre ein Riesenfortschritt. Wir könnten dadurch nicht nur bewußt Wachstum und Entwicklung steuern, sondern wären vielleicht auch in der Lage, das Wachstum von Krebszellen ›abzuschalten‹ oder nach Herzanfällen die Zellteilung ›einzuschalten‹, um den Herzmuskel nachwachsen zu lassen. Nun, wie auch immer, diesen ›Schaltmechanismen‹ der Wachstums- und Entwicklungsgene gilt jedenfalls mein Hauptinteresse. Aber wie so oft in der Forschungsgeschichte spielte auch hier der glückliche Zufall eine Rolle. Ungefähr vor vier Monaten machte ich im Laufe meiner Arbeiten eine völlig unerwartete Entdeckung, die ebenso erstaunlich wie paradox ist. Es geht dabei um eine wahre wissenschaftliche Revolution. Sie dürfen es mir glauben - das ist eine Geschichte, die nobelpreiswürdig ist!«
    Howard war bereit, seine Ungläubigkeit zunächst einmal zurückzustellen, obwohl er sich fragte, ob nicht Hayes neben den Anzeichen des Verfolgungswahns nun auch solche von Größenwahn zeige.
    »Was also haben Sie entdeckt?«
    »Einen kleinen Moment bitte«, antwortete Hayes. Er legte seine Zigarette in den Aschenbecher und preßte die rechte Hand auf seine Brust.
    »Sind Sie in Ordnung?« fragte Dr. Howard ihn. Hayes schien eine Spur grauer

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