Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
in Sichtweite von Paul Reveres bescheidenem Holzschindelhaus. Der mit Kopfstein gepflasterte Platz wurde von einer schweren Ankerkette zwischen Metallpollern eingegrenzt. Direkt gegenüber von Paul Reveres Haus lag das ›Carbonara‹, eines von Dr. Howards Lieblingsrestaurants. An dem Platz befanden sich noch zwei weitere Restaurants, doch keines davon war so gut wie das ›Carbonara‹. Er stieg die Eingangstreppe hinauf und wurde drinnen vom Oberkellner begrüßt, der ihn zu einem Fensterplatz geleitete, von wo aus er einen Blick auf den idyllischen Platz draußen hatte. Wie manche Ecken in Boston machte die Szenerie draußen einen unwirklichen Eindruck, als ob sie künstlich für einen Park oder ein Freilichtmuseum aufgebaut worden wäre.
    Jason Howard bestellte eine Flasche von dem weißen Gavi, den er so schätzte, und tat sich dann an einem Antipasti-Teller gütlich, während er auf das Erscheinen von Hayes wartete. Nach zehn Minuten kam ein Taxi vorgefahren, aus dem Hayes stieg. Noch ein paar Augenblicke lang - das Taxi war schon wieder weggefahren - blieb er auf dem Gehsteig stehen und starrte die North Street hinauf in die Richtung, aus der er gekommen war. Howard beobachtete ihn dabei und fragte sich, worauf der Mann wohl warte. Schließlich drehte er sich um und betrat das Restaurant.
    Als der Oberkellner ihn an den Tisch zu Howard geleitete, fiel es diesem auf, wie wenig Hayes’ Aufzug zu der eleganten Ausstattung des Lokals und den gepflegt gekleideten anderen Gästen paßte. Anstelle seines fleckigen Arbeitsmantels trug Hayes jetzt eine ausgebeulte Tweedjacke mit einem zerrissenen Ellbogenflicken. Er schien Schwierigkeiten mit dem Gehen zu haben, und Howard fragte sich, ob er wohl getrunken habe.
    Ohne ein Wort zu Howard, ja förmlich ohne ihn zur Kenntnis zu nehmen, ließ sich Hayes auf den freien Stuhl am Tisch fallen und starrte zum Fenster hinaus, wieder die North Street hoch. Ein Pärchen kam herangeschlendert, Arm in Arm. Hayes beobachtete es argwöhnisch, bis es die Prince Street hinunter seinen Blicken entschwand. Die Augen des Mannes wirkten noch immer glasig, und Dr. Howard fiel ein Netz feiner Äderchen auf, das sich offenbar ganz neu über seine Nase ausgebreitet hatte. Seine Haut war elfenbeinfarben und ähnelte stark der von Harring, als Dr. Howard diesen auf der Herzabteilung gesehen hatte. Es war offenkundig, daß es Hayes nicht gutging.
    Er wühlte in seinen ausgebeulten Jackentaschen und förderte schließlich ein zerknautschtes Päckchen filterloser Zigaretten zutage. Mit zitternden Händen zündete er sich eine davon an und sagte, während in seinen Augen eine seltsame Erregung glühte: »Irgend jemand verfolgt mich.«
    Der Arzt wußte nicht, wie er sich verhalten sollte. »Sind Sie sicher?«
    »Kein Zweifel«, antwortete Hayes und nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarette. Etwas glimmende Asche fiel auf das weiße Tischtuch. »So ein dunkler, weicher Typ - gepflegt gekleidet, Ausländer«, fügte er mit gehässigem Nachdruck hinzu.
    »Sind Sie deswegen so in Sorge?« fragte Dr. Howard im Versuch, Psychiater zu spielen. Ganz abgesehen von allem anderen, litt sein Gegenüber offenkundig an Verfolgungswahn.
    »Beim Himmel, ja!« schrie Hayes. Mehrere Köpfe fuhren zu ihm herum, und er senkte seine Stimme. »Wären Sie vielleicht nicht aufgeregt, wenn jemand Sie ermorden will?«
    »Sie ermorden?« fragte Howard und war sich nun sicher, daß Hayes übergeschnappt sein mußte.
    »Genau das - mich ermorden. Und meinen Sohn auch.«
    »Ich wußte gar nicht, daß Sie einen Sohn haben«, sagte Howard. Tatsächlich hatte er bisher nicht einmal gewußt, ob Hayes verheiratet war. Im Krankenhaus gingen Gerüchte um, Hayes treibe sich in der Disko-Szene herum, wenn es ihm - in seltenen Fällen - um Unterhaltung zu tun sei.
    Hayes drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus und zündete sich sofort eine neue an, den Rauch in kurzen, nervösen Stößen ausblasend. Howard spürte, daß der Mann am Ende seiner Kräfte war und er vorsichtig vorgehen mußte. Es war zu befürchten, daß Hayes kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand.
    »Es tut mir leid, wenn ich mich vielleicht etwas dumm anstelle«, sagte Howard, »aber ich möchte Ihnen wirklich gern helfen. Ich nehme an, daß Sie mich deshalb sprechen wollten. Und offen gesagt, Alvin, Sie sehen gar nicht gut aus.«
    Hayes stützte den Kopf auf den Rücken seiner rechten Hand und den Ellbogen auf den Tisch. Seine brennende Zigarette befand sich in

Weitere Kostenlose Bücher