Todesangst
seine Aufmerksamkeit Dr. Howard zu. »Ein Freund von Ihnen?«
»Eher ein Kollege«, antwortete Howard. »Wir sind beide im GHP-Krankenhaus tätig.«
»Also auch Arzt?« fragte Jeff Mario, mit seinem Daumen auf Hayes deutend. Jason Howard nickte.
»War er krank?«
»Ich weiß es nicht genau«, antwortete Dr. Howard. »Wenn ich raten müßte, würde ich sagen, daß er Krebs gehabt hat. Aber ich bin mir nicht sicher.«
Jeff Mario zog ein Notizbuch und einen Bleistift aus der Tasche. »Wie ist der Name des Mannes?«
»Alvin Hayes.«
»Hat er Familie?«
»Ich nehme an«, sagte Dr. Howard. »Um ehrlich zu sein, weiß ich kaum etwas über sein Privatleben. Er erwähnte einen Sohn, weswegen ich annehme, daß er Familie hat.«
»Kennen Sie seine Privatadresse?«
»Nein, tut mir leid.«
Der Polizeibeamte schaute Dr. Howard einen Augenblick nachdenklich an, beugte sich dann hinab und durchsuchte Hayes’ Taschen. Er fand eine Brieftasche und blätterte Hayes’ Papiere durch.
»Der Bursche hat offenbar keinen Führerschein«, sagte Jeff Mario und blickte Howard an, als erwarte er von ihm eine Bestätigung.
»Dazu kann ich Ihnen nichts sagen.« Jason Howard fühlte, wie er zu zittern anfing. Der Schreck über den Vorfall begann auf ihn zu wirken.
Der Sirenenton des Krankenwagens, der zunächst lauter und lauter geworden war, erstarb draußen vor dem Fenster. Ein rotes Blinklicht hatte sich jetzt zu dem blauen gesellt. Zwei Sanitäter in Uniform kamen herein, einer von ihnen hatte einen Metallkoffer bei sich, der an einen Werkzeugkasten erinnerte. Sie steuerten gleich auf Hayes zu.
»Der hier ist Arzt«, rief Jeff Mario ihnen zu und deutete mit seinem Bleistift auf Dr. Howard. »Er sagt, es ist alles schon vorbei. Er sagt, der Mann ist wegen eines Krebsgeschwürs verblutet.«
»Ich sagte ausdrücklich, ich sei mir nicht sicher, ob es sich um Krebs handle«, betonte Dr. Howard. Er sagte das lauter, als es eigentlich seine Absicht gewesen war. Jetzt zitterte er tatsächlich, und als es ihm bewußt wurde, verschränkte er seine Hände ineinander, um es die anderen nicht merken zu lassen.
Nach ein paar kurzen Fragen an Dr. Howard standen die Sanitäter auf, und der eine, der mit dem Metallkoffer hereingekommen war, wies den anderen an, hinauszugehen und die Bahre zu holen.
»Na also, hier ist die Adresse«, sagte Jeff Mario, der indessen die Durchsuchung von Hayes’ Brieftasche fortgesetzt hatte. Er hob eine Karte hoch: »Er wohnt in der Nähe vom hiesigen städtischen Krankenhaus.« Er notierte sich die Anschrift in seinem Notizbuch. Sein jüngerer Kollege schrieb alle Namen und Anschriften der Gäste auf, einschließlich jener von Dr. Howard.
Als sie fertig waren, fragte Howard, ob er den Transport von Hayes’ Leiche begleiten könne. Es wäre ihm fies vorgekommen, die Leiche seines Kollegen einfach so wegschaffen zu lassen. Die Polizisten sagten, für sie sei die Sache vorläufig erledigt. Als sie auf den Platz hinaustraten, bemerkte Howard, daß sich eine ansehnliche Menschenmenge angesammelt hatte. Nachrichten wie diese verbreiteten sich in der Nordstadt wie ein Lauffeuer, aber die Menschenmenge verhielt sich still, ergriffen vom Hauch des Todes.
Jason Howard fiel ein elegant gekleideter Mann auf, der sich gerade in der Menge zu verdrücken schien. Er sah wie ein Geschäftsmann aus und wirkte, besonders was seine Kleidung betraf, eher wie ein Lateinamerikaner oder Spanier als wie ein Italiener oder gar Amerikaner - und für einen Augenblick fand Howard es merkwürdig, daß ihm das überhaupt auffiel.
Der eine der beiden Sanitäter sagte: »Wollen Sie hinten neben Ihrem Freund sitzen?« Dr. Howard nickte und kletterte in den Krankenwagen. Er setzte sich dort neben die Füße von Hayes auf einen niedrigen Sitz, während der andere der Sanitäter neben dessen Kopf Platz nahm. Der Krankenwagen fuhr an, und aus dem Rückfenster sah Howard das Restaurant und die Menge davor kleiner werden. Als sie in die Hanover Street einbogen, mußte er sich festhalten. Der Fahrer hatte die Sirene ausgeschaltet, aber das Rotlicht blinkte weiter. Jason Howard sah dessen Widerschein in den Schaufenstern der Geschäfte, an denen sie vorbeifuhren.
Die Fahrt war nur kurz, nicht viel mehr als fünf Minuten. Der Sanitäter versuchte ein Gespräch anzuknüpfen, aber Dr. Howard ließ ihn spüren, daß er mit seinen Gedanken beschäftigt war. Während er auf den Körper von Alvin Hayes da vor sich starrte, versuchte er, sich ein Bild
Weitere Kostenlose Bücher