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Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sich selbst, was das Abendessen anging, und in Jason Howard wuchs die Überzeugung, daß man sie wohl als Superfrau einstufen müsse. Erst hatte sie den ganzen Tag über ein Unternehmen mit vielen Millionen Umsatz geleitet und entscheidende Verhandlungen mit der Gewerkschaft geführt, und dann war sie nach Hause gefahren, um ein großartiges Festessen mit Bratente, Artischocken und Teigwaren zuzubereiten. Und zur Krönung des Ganzen hatte sie sich in ein schwarzes Seidenkleid geworfen, das für einen Opernbesuch angemessen gewesen wäre. Howard war ziemlich verlegen, weil er in Jeans und Rollkragenpullover gekommen war.
    Doch Shirley sagte lachend: »Du hast eben an, was dir Spaß macht - genau wie ich auch!« Sie schenkte ihm einen Kir Royal ein und bat ihn, den Radicchio für den Salat zu waschen. Sie schaute nach, ob die Ente fertig sei - ja, sie war soweit, und Jason Howard fand, sie dufte ganz himmlisch . Sie nahmen das Mahl im Eßzimmer an einem großen Tisch ein; sie saßen sich an den Schmalseiten gegenüber, zwischen sich sechs unbesetzte Stühle an jeder Längsseite. Wenn Howard ihr Wein nachgießen wollte, mußte er jedesmal aufstehen und ein paar Schritte laufen, und sie fand das äußerst spaßig.
    Während sie aßen, schilderte Howard die Ärztekonferenz vom Nachmittag und vergaß nicht den Hinweis, daß alle beschlossen hätten, künftig vor allem die Belastungsuntersuchungen noch sorgfältiger zu machen. Seine Gastgeberin fand das sehr befriedigend, zumal, wie sie versicherte, diese regelmäßige Untersuchung der Angestellten immer ein ganz wesentlicher Pluspunkt bei Verhandlungen mit Firmen über einen Vertragsabschluß mit GHP seien. Grundsätzlich sei eine Verstärkung der Vorsorgemedizin nur zu begrüßen.
    Später dann, als sie schon beim Kaffee saßen, sagte sie: »Ach übrigens, Michael Curran war heute nachmittag bei mir.«
    »Ach ja«, meinte Howard, »das war sicher kein Vergnügen. Was wollte er denn?«
    »Hintergrundinformationen über Helene Brennquivist. Wir haben ihm weitergeholfen, so gut wir konnten. Er hat auch mit der Mitarbeiterin in der Personalabteilung gesprochen, die sie seinerzeit eingestellt hat.«
    »Hat er sich irgendwie darüber geäußert, ob sie einen bestimmten Verdacht hätten?« fragte er.
    »Nein, darüber hat er nichts gesagt«, antwortete sie. »Ich hoffe wirklich, daß das nun ausgestanden ist.«
    »Ich hätte zu gern noch einmal mit Helene Brennquivist gesprochen. Ich bin ganz sicher, daß sie etwas bezüglich Hayes verschwieg.«
    »Glaubst du immer noch, daß er eine Entdeckung gemacht hat?«
    »Da bin ich inzwischen ganz sicher«, antwortete er und berichtete ihr vom Inhalt der beiden Ordner und von seinen Besuchen bei der Gene Incorporated und bei Samuel Schwartz. Er erzählte ihr auch, daß Schwartz für Hayes eine Gesellschaft gegründet habe zur Vermarktung der neuen Entdeckung, worum immer es dabei auch gehe.
    »Wußte denn dieser Rechtsanwalt auch nicht, worum es sich handelt?«
    »Nein, der hatte keine Ahnung. Offenbar hat Hayes tatsächlich überhaupt niemandem getraut.«
    »Aber er brauchte doch ein gewisses Startkapital. Also muß er doch, wenn er an Fabrikation und Vertrieb dachte, irgend jemandem etwas erzählt haben.«
    »Das kann schon sein«, räumte Howard ein. »Aber ich konnte niemanden dergleichen finden - jedenfalls bis jetzt noch nicht. Ich bin sicher, daß Miß Brennquivist auch diesbezüglich etwas gewußt hat.«
    »Du suchst also weiter?«
    »Ich denke schon«, gab er zu. »Kommt dir das dumm vor?«
    »Dumm will ich nicht sagen«, antwortete sie, »aber doch beunruhigend. Es wäre natürlich schlimm, wenn eine bedeutende Entdeckung abgeschrieben werden müßte, aber trotzdem bin ich der Meinung, daß man diese Geschichte mit Hayes jetzt ruhen lassen sollte. Ich hoffe doch, daß du dir freigenommen hast, um ein bißchen auszuspannen, und nicht etwa, um dieses unsinnige Herumstöbern fortzusetzen?«
    »Wie kommst du denn darauf?« fragte Howard und war überrascht darüber, wie leicht er doch offenbar zu durchschauen war.
    »Na, ich weiß doch, daß du so schnell nicht aufgibst«, sagte sie und trat zu ihm, ihm die Hand auf die Schulter legend.
    »Warum fährst du denn nicht ein bißchen in die Karibik? Vielleicht kann ich mir die Zeit nehmen, dich am Wochenende dort zu besuchen…«
    In Jason Howard keimte ein Gefühl auf, das er seit dem Tod seiner Frau nicht mehr gespürt hatte. Die Vorstellung von heißer Sonne und kühlem, klarem

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