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Todesblueten

Todesblueten

Titel: Todesblueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Rylance
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  – hier vielleicht nicht alles mit rechten Dingen zugegangen war? Was hatte die komische Frau da von einem Gefängnis erzählt?
    Ich wollte unbedingt mit Mellie in einem Boot sitzen, aber da war nichts zu machen. Alex gab sie nichther, und als ich kurz davor war, mich mit ihm anzulegen, sagte Melanie: »Weißt du, Clara, ich finde es eigentlich besser, wenn wir jeder mit einem Jungen im Boot sitzen. Falls wir . . .« Sie brach ab.
    »Uns verfahren?«, bot ich ihr an. »Weil wir ja so dämlich sind, wir zwei Mädchen?«
    Sie wurde rot. »Nein, natürlich nicht. Aber ich fühle mich im Moment ein bisschen durcheinander, also . . . und irgendwie will ich mit Alex zusammen sein.«
    »Ich verstehe.« Glaubte Melanie ernsthaft, dass Alex sie beschützen würde vor . . . Wovor eigentlich? Wenn überhaupt, so dachte ich gehässig, sollte man Melanie vor Alex schützen.
    Aber ich würde hier keine Szene machen. Zur Not paddelte ich das dämliche Boot ganz alleine zurück, wenn David auch nicht mit mir zusammensitzen wollte.
    »Hey, komm, wir machen das schon«, sagte er in diesem Moment. »Du musst auch nicht paddeln, wenn du nicht willst. Ich hab doch die Blasen an deinen Händen gesehen, kannst dich ausruhen.«
    Darauf war ich nicht gefasst. Ich hatte eine weitere halbe Stunde Anschweigen erwartet, doch David redete auf einmal wie aufgezogen. Wie nervig es gewesen war, sich immer von seinem Chef in der Küche anschreien zu lassen, wie er sich die Arme am Ofen verbrannt und die Finger zerschnitten hatte und was Koch für ein Scheißjob war   – nicht so glamourös,wie sie es immer im Fernsehen zeigten   – und dass er hoffentlich im Herbst was Besseres finden würde. Ich kam überhaupt nicht zu Wort. War das Taktik? Damit ich nicht noch mal das tote Mädchen erwähnte?
     
    Zurück am Hausboot kam mir unser See vor wie eine Oase. Von irgendwoher erklang leise Gitarrenmusik und in dem Hausboot rechts, das uns am nächsten lag, schien jemand was zu kochen.
    Hier waren Ferien, Ruhe, Frieden. Wahrscheinlich wussten die Leute hier noch gar nichts von dem grausigen Fund in der Stadt.
    »Ich mach uns was zu essen«, verkündete David.
    »Ich hab keinen Hunger«, sagte ich.
    »Aber ich.« Alex holte zwei Baguettestangen aus seiner Tüte und irgendwelche Fleischbatzen, die er in der Stadt gekauft hatte. »Hier, kannst du gleich nehmen.«
    David fummelte im Inneren des Hauses an dem mickrigen Propangaskocher herum. Ich holte mir mein Buch und setzte mich raus.
    »Wird bestimmt lecker«, sagte Melanie.
    »Richtig geil hier, was?« Alex war bester Laune und gab Melanie einen Kuss. Dann streckte er sich und machte zischend ein Bier auf. »Ah. Wie in der Werbung.«
    »Alex!«, Melanie flüsterte plötzlich.
    »Willst du auch eins?«
    »Alex, guck doch mal, da drüben!«
    »Hm?«
    Ich ließ mein Buch sinken. Wovon redete sie?
    »Ey, voll der Freak!«
    Dann sah ich es auch. Auf der anderen Seite des Sees war wieder der Junge erschienen. Zumindest nahm ich an, dass er es war. Er trug einen eng anliegenden schwarzen Taucheranzug, komplett mit Taucherbrille.
    »Was macht der da?« Melanie flüsterte immer noch.
    »Na, tauchen«, erklärte Alex.
    »Wie gut, dass wir dich dabeihaben«, sagte ich, aber er hörte mich gar nicht.
    »David«, rief er leise. »Guck dir mal den Verrückten da drüben an.«
    David kam aus dem Haus, ein Geschirrtuch lässig über die Schulter geworfen. Seine Augen waren ganz rot. Vom Zwiebelschneiden? Hatten wir überhaupt Zwiebeln gekauft?
    »Da! Total bekloppt. Würdest du auf den schlammigen Grund hier tauchen wollen?« Alex schnaufte aufgeregt.
    Der Junge, falls er es war, stand jetzt knietief im Wasser. Er musste uns doch sehen, aber er zeigte keinerlei Reaktion. Und plötzlich machte er einen Satz und war unter Wasser verschwunden. Melanie fuhr erschrocken zusammen.
    Wir starrten wie gebannt auf das Wasser, doch der Typ tauchte nicht mehr auf.
    »Muss der nicht mal Luft holen?«, fragte Melanie nach einer Weile. Das fragte ich mich auch.
    »Vielleicht hat er ja Spezialtraining gehabt«, meinte Alex.
    »Im Luftanhalten?« Ich grinste. Melanie grinste auch leicht. Der Typ blieb dennoch weg und langsam wurde es unheimlich.
    »Was will er denn da unten?«, fragte David leise.
    »Der sucht was«, sagte Alex, aber diesmal war mir nicht nach Lachen zumute. Nach dem Fund im Wasser heute hatte ich absolut kein Interesse daran, was sonst noch unter der Oberfläche verborgen sein könnte. Melanie ging es offenbar

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