Todesbote
in einem Zimmer aufgefunden, das ein gewisser Charles Rollins aus Loxahatchee in Florida gebucht hatte.«
De Martine berichtete weiter, Charles Rollins sei nicht in seinem Zimmer gewesen, er werde zum Verhör gesucht, und alle Informationen über Rollins könnten unter der eingeblendeten Telefonnummer gemeldet werden.
Diese schreckliche Geschichte ging mir nicht in den Kopf. Julia Winkler war tot. Es gab einen Verdächtigen, der aber unauffindbar war. Oder, wie es die Polizei gern ausdrückte, er hatte sich in Luft aufgelöst.
53
Ich sprang vor Schreck beinahe an die Decke, als neben mir das Telefon klingelte. Rasch griff ich zum Hörer. »Levon?« »Hier ist Dan Aronstein. Dein Zahlmeister. Ben, bist du an dieser Winkler-Geschichte dran?«
»Bin ich, Chef. Wenn du auflegst, kann ich auch weiterarbeiten.«
Ich blickte wieder zum Fernseher. Zu den örtlichen Moderatoren, Tracy Baker und Candy Koâolany, hatte sich ein neues Gesicht gesellt, das aus Washington zugeschaltet war. Baker fragte den ehemaligen FBI-Profiler John Manzi: »Könnten die Morde an Rosa Castro und Julia Winkler in einem Zusammenhang stehen? Ist dies die Tat eines Serienmörders?«
Dieses wirkungsvolle, Angst einflöÃende Wort â Serienmörder. Kims Geschichte nahm globale AusmaÃe an. Die groÃe, weite Welt blickte auf Hawaii und auf den geheimnisvollen Tod zweier schöner Mädchen.
Der ehemalige Agent Manzi zupfte an seinem Ohrläppchen, sagte, Serienmörder hätten normalerweise eine Unterschrift und bevorzugten eine Methode für ihre Morde.
»Rosa Castro wurde gewürgt, aber mit Seilen«, erklärte er. »Ihre tatsächliche Todesart war jedoch Ertrinken. Ohne mit dem Gerichtsmediziner gesprochen zu haben, kann ich nur aufgrund der Zeugenberichte sagen, dass Julia Winkler mit den Händen erwürgt wurde. Es lässt sich noch nicht sagen, ob diese Morde von derselben Person verübt wurden«, fuhr Manzi fort. »In Bezug auf manuelle Erdrosselung
gilt jedoch, dass sie immer etwas Persönliches ist. Der Mörder spürt eine stärkere Erregung, weil es im Gegensatz zum ErschieÃen länger dauert, bis das Opfer stirbt.«
Kim. Rosa. Julia. Ein Zufall oder ein Flächenbrand? Ich wollte unbedingt mit Levon und Barbara reden, noch bevor sie von Julias Geschichte aus den Nachrichten erfuhren. Ich wollte sie irgendwie vorbereiten, wusste aber nicht, wo sie steckten.
Barbara hatte mich gestern Morgen angerufen, um mir mitzuteilen, dass sie und Levon nach Oahu fahren und einer Spur folgen wollten, die vielleicht ins Nichts führte. Seitdem hatte ich nichts mehr von ihnen gehört.
Ich drehte den Fernseher leiser und rief Barbara auf dem Mobiltelefon an, doch sie meldete sich nicht. AnschlieÃend wählte ich Levons Nummer â ebenso erfolglos. Nachdem ich eine Nachricht hinterlassen hatte, rief ich ihren Fahrer an. Doch seine Mailbox schaltete sich ein, auf der ich meine Nummer hinterlieà und ihn bat, mich sofort zurückzurufen.
Nach einer raschen Dusche zog ich mich ebenso rasch an und sammelte meine Gedanken. Ich hatte das Gefühl, es mit etwas Wichtigem, aber schwer Fassbarem zu tun zu haben.
Dieses Gefühl war wie eine SchmeiÃfliege, die sich nicht mit der Klatsche erwischen lieÃ. Oder wie der schwache Geruch von Gas, von dem man nicht weiÃ, woher er stammt.
Ich versuchte es erneut bei Levon. Als er sich immer noch nicht meldete, rief ich Eddie Keola an. Er musste wissen, wie ich Barbara und Levon erreichen konnte.
SchlieÃlich gehörte dies zu seinen Aufgaben.
54
Keola bellte seinen Namen ins Telefon.
»Eddie, hier ist Ben Hawkins. Haben Sie die Nachrichten gesehen?« »Schlimmer â ich habe die Realität gesehen.«
Keola erzählte, er sei im Island Breezes gewesen, weil er die Meldungen über Julia Winklers Tod im Polizeifunk mitgehört hatte. Er habe gesehen, wie die Leiche herausgebracht wurde, und am Tatort mit den Polizisten gesprochen.
»Kims Zimmergenossin wurde ermordet. Können Sie das glauben?«, fragte er.
Ich sagte, es sei mir bisher nicht geglückt, die McDaniels oder ihren Fahrer zu erreichen, und fragte, ob er wisse, wo Barbara und Levon steckten.
»In so einer Spelunke an der Ostküste von Oahu. Barbara sagte, sie kenne den Namen nicht.«
»Vielleicht bin ich paranoid«, erwiderte ich. »Aber ich mache mir Sorgen. Normalerweise halten sie
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