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Todesbote

Titel: Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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oder die Sonnenbrille. Dieses Drum und Dran war wichtig, doch die Kunst des Verkleidens bestand in den Gesten und der veränderten Stimme. Und dann gab es da noch den Faktor X. Was Henri Benoit wirklich zu einem Chamäleon erster Klasse machte, war sein Talent, der Mensch zu werden, der zu sein er vorgab.
    Um halb sieben an diesem Abend schlenderte Henri in den rustikalen Speisesaal des Kamehameha Hostels. Er trug Jeans, einen leichten, blauen Sommerkaschmirpullover mit hochgeschobenen Ärmeln, italienische Schuhe, keine Socken, eine goldene Uhr, einen Ehering. Sein grau meliertes Haar hatte er nach hinten gekämmt, und seine rahmenlose Brille unterstützte sein Auftreten als gebildeter, vermögender Mann.
    Er blickte durch die Reihen des Speisesaals und am Büfetttisch entlang, stellte sich in die Schlange und bediente sich an dem Fraß, der angeboten wurde, bevor er in die Ecke ging, in der Barbara und Levon vor ihrem unberührten Essen saßen.
    Â»Darf ich mich zu Ihnen setzen?«, fragte er.
    Â»Wir wollen gerade gehen«, erwiderte Levon. »Aber wenn Sie mutig genug sind, hier zu essen, dürfen Sie sich gerne setzen.«
    Â»Für was halten Sie das hier denn?«, fragte Henri und zog den Stuhl neben Levon vom Tisch. »Tierisch, vegetarisch oder mineralisch?«

    Levon lachte. »Es hieß, es sei Eintopf mit Rindfleisch, aber meine Hand würde ich dafür nicht verwetten.«
    Henri streckte seine Hand aus. »Andrew Hogan«, stellte er sich vor. »Aus San Francisco.«
    Levon stellte sich und Barbara vor. »Wir sind hier die Einzigen in der Kategorie der über Vierzigjährigen. Wussten Sie, was das hier für eine Höhle ist, als Sie Ihr Zimmer gebucht haben?«
    Â»Eigentlich wohne ich hier nicht. Ich suche hier meine Tochter. Laurie hat gerade in Berkeley ihren Abschluss gemacht«, erzählte er bescheiden. »Ich habe meiner Frau gesagt, Laurie würde hier die schönste Zeit ihres Lebens beim Campen mit ein paar anderen jungen Leuten verbringen, aber seit ein paar Tagen hat sie nicht mehr angerufen. Seit einer Woche, um genau zu sein. Jetzt macht ihre Mutter sich Sorgen wegen diesem armen Model, das vermisst wird. Sie wissen schon, auf Maui.«
    Henri rührte in seinem Eintopf und blickte auf, als Barbara sagte: »Das ist unsere Tochter. Kim, das Model, das vermisst wird.«
    Â»Oh, mein Gott. Das tut mir leid. Das tut mir wirklich leid. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wie kommen Sie damit zurecht?«
    Â»Es ist schrecklich«, antwortete Barbara kopfschüttelnd und mit gesenktem Blick. »Man betet. Man versucht zu schlafen. Man versucht, nicht durchzudrehen.«
    Â»Und man jagt jedem Fitzelchen Hoffnung hinterher«, fuhr Levon fort. »Wir sind hier, weil wir einen Anruf von einem Mann namens Peter Fisher erhalten haben. Er sagte, am Abend, an dem Kim verschwand, sei er mit ihr zusammen gewesen. Sie habe ihre Uhr bei ihm liegen lassen. Er will sie uns hier zurückgeben und uns von Kim erzählen.
Er wusste, dass Kim eine Rolex trug. Sie sagten, Sie heißen Andrew?«
    Henri nickte.
    Â»Die Polizei sagte, der Anruf war vielleicht Quatsch, weil es eine Menge Durchgeknallte gibt, die andere Leute an der Nase herumführen. Wir haben jedenfalls schon alle hier gefragt. Niemand hat je von einem Peter Fisher gehört. Im traumhaften Kamehameha Hilton ist er nicht gemeldet.«
    Â»Sie sollten trotzdem hierbleiben«, riet der Mann in Blau. »Hören Sie, ich habe etwa zehn Minuten von hier ein Haus gemietet mit drei Schlafzimmern und zwei Bädern. Und es ist sauber. Warum kommen Sie über Nacht nicht mit zu mir? Leisten mir Gesellschaft?«
    Â»Vielen Dank für Ihr nettes Angebot, Mr. Hogan, aber wir wollen nicht aufdringlich sein«, lehnte Barbara ab.
    Â»Ich heiße Andrew. Und Sie würden mir einen Gefallen tun. Mögen Sie thailändisches Essen? Ich habe ganz in der Nähe ein Restaurant entdeckt. Was meinen Sie? Kommen Sie mit, und morgen früh suchen wir nach unseren Töchtern.«
    Â»Danke, Andrew«, sagte Barbara. »Das ist ein nettes Angebot. Wenn Sie sich von uns zum Abendessen einladen lassen, können wir darüber reden.«

50
    Von Schrecken erfüllt, erwachte Barbara in völliger Dunkelheit. Ihre Beine waren an Knien und Füßen zusammengebunden, die hinter ihrem Rücken gefesselten Arme schmerzten. Zusammengekauert lag sie in der Ecke eines sich

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