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Todesbote

Titel: Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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werde was kochen. Wir arbeiten die Nacht durch.«
    Â»Kein Problem«, erwiderte ich.
    Ich blickte zum Fenster hinaus, wo die Rücklichter des Wagens zurück in die Zivilisation fuhren. Hinter mir ließ Henri Buletten in eine Pfanne fallen.
    Â»Wir müssen heute Nacht ein Marathonprogramm absolvieren«, erklärte er.
    Mir fiel ein, wie schön es wäre, am nächsten Mittag in Venice Beach die Bodybuilder und Tangamädels und die Rollschuh- und Fahrradfahrer auf den windigen Asphaltwegen entlang des Strandes und der Küste beobachten zu können. Ich dachte an die Hunde mit ihren umgebundenen Halstüchern und Sonnenbrillen, an die Kinder auf Dreirädern und die huevos ranchero, die ich mit Amanda bei Scotty’s essen könnte.

    Ich würde ihr alles erzählen.
    Henri stellte einen Teller mit einem Hamburger und eine Flasche Ketchup vor mich. »Dann lassen Sie es sich schmecken«, forderte er mich auf und begann, Kaffee zu kochen. »Das ist echte Hausmannskost.«
    Die kleine Stimme in meinem Kopf sagte: Du bist noch lange nicht zu Hause.

89
    Jemandem bei einem Interview zuzuhören ist viel anstrengender als bei einem normalen Gespräch. Ich musste mich darauf konzentrieren, was Henri sagte und wie es zur Geschichte passte, und entscheiden, ob das Thema ausführlicher behandelt werden sollte.
    Müdigkeit legte sich über mich wie ein Nebel, den ich mit Kaffee bekämpfte, um mein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Kämpfe dagegen an und tue alles, um hier lebendig herauszukommen.
    Henri kehrte zur Geschichte über seine Zeit beim Militärdienstleister Brewster-North zurück. Zu Beginn seiner Arbeit habe er bereits mehrere Sprachen beherrscht und während seiner Dienstzeit sein Repertoire noch erweitert.
    Er erzählte von seiner Beziehung zum Urkundenfälscher in Beirut. Seine Schultern sackten nach vorn, als er in die Details zu seiner Gefangennahme und zur Hinrichtung seiner Freunde ging.
    Ich fragte, ob Gina seine wahre Identität kannte. Nein, antwortete er, er habe den Namen aus den Papieren verwendet, die sein Urkundenfälscher für ihn angefertigt hatte – Henri Benoit aus Montreal.
    Â»Sind Sie mit Gina in Kontakt geblieben?«
    Â»Wir haben uns jahrelang nicht gesehen. Seit Rom nicht mehr. Sie verbrüdert sich nicht mit Angestellten.«
    Von seiner dreimonatigen Romanze mit Gina arbeiteten wir uns weiter zu den Morden vor, die er im Lauf der vergangenen Jahre im Auftrag der Allianz begangen hatte.

    Â»Meistens tötete ich junge Frauen. Ich zog umher, wechselte oft meine Identität. Sie wissen ja, wie ich das mache.«
    Er begann, die Morde aufzuzählen, an den jungen Mädchen in Jakarta, den Mord an Sabra in Tel Aviv.
    Â»Das war vielleicht eine Kämpferin, diese Sabra. Mein Gott, beinahe hätte sie mich umgebracht.«
    Ich bekam ein Gefühl für den natürlichen Spannungsbogen, war aufgeregt, als mir klar wurde, wie ich den Entwurf anlegen würde, und vergaß für eine Weile beinahe, dass dies keine Vorlage für einen Kinothriller war.
    Die Morde waren echt.
    Henris Waffe war auch jetzt geladen.
    Ich nummerierte die Bänder und wechselte sie, machte mir Notizen für meine weiteren Fragen, während Henri seine Morde an den jungen Prostituierten in Korea, Venezuela und Bangkok aufzählte.
    Ihm hätten Filme schon immer gefallen, erzählte er, und diese Filme für die Allianz hätten ihn zu einem noch besseren Mörder gemacht. Die Morde seien komplexer, die Dramaturgie immer ausgereifter geworden.
    Â»Machen Sie sich keine Sorgen, dass die Filme an die Öffentlichkeit gelangen?«
    Â»Ich verberge immer mein Gesicht«, antwortete er. »Entweder trage ich eine Maske wie bei Kim, oder ich verwische mein Gesicht auf dem Video. Mit der Software, die ich benutze, geht das sehr leicht.«
    Während seiner Jahre bei Brewster-North hatte er gelernt, die Leichen und Waffen am Tatort zu lassen, und obwohl es von ihm in den Akten keine Fingerabdrücke gab, wischte er hinterher immer alles sauber.
    Henri erzählte von dem Mord an Julia Winkler und wie
sehr er sie geliebt habe. Ich unterdrückte eine klugscheißerische Bemerkung darüber, was es hieß, von Henri geliebt zu werden. Und er erzählte von den McDaniels und seiner Bewunderung für dieses Paar. In dem Moment wäre ich am liebsten aufgesprungen und hätte ihm den Hals umgedreht.
    Â»Warum

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