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Todesbote

Titel: Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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war schlau, möglicherweise ein Genie. Warum also ließ er sein umfassendes Geständnis zu einem Buch verarbeiten, wenn seine eigenen Worte die Gefahr seiner Gefangennahme und Verurteilung in sich bargen? War Geld der Grund? Anerkennung? Hatte er sich mit seinem Narzissmus selbst eine Falle gestellt?
    Es war Freitagabend fast sechs Uhr. Ich legte die transkribierten Audiokassetten in einen Schuhkarton. Auch die Kassette mit der Wegbeschreibung aus dem Joshua Tree Park fiel mir in die Hände.
    Diese Kassette hatte ich mir nicht wieder angehört, weil ich dachte, die Nachricht darauf leistete keinen Beitrag für die Arbeit, doch nun legte ich die Kassette Nummer einunddreißig in den Rekorder und spulte sie zum Anfang zurück.
    Erst jetzt bemerkte ich, dass Henri für seine Nachricht keine neue Kassette verwendet hatte. Er hatte das Band besprochen, das bereits im Rekorder gelegen hatte.
    Ich hörte meine träge Stimme im Lautsprecher: »Das ist wichtig.«
    Dann herrschte Stille – ich hatte vergessen, was ich ihn fragen wollte. Dann drängte Henri: »Beenden Sie Ihren Satz, Ben. Was ist wichtig?«

    Â»Warum... wollen Sie dieses Buch schreiben?«
    Mein Kopf war auf den Tisch gesunken, und ich erinnerte mich, Henris Stimme wie durch dichten Nebel hindurch gehört zu haben.
    Jetzt aber hörte ich sie laut und deutlich.
    Â»Gute Frage, Ben. Wenn Sie nur halb so gut als Autor sind, wie ich denke, wenn Sie als Polizist heute noch halb so gut sind, wie Sie einmal waren, werden Sie herausfinden, warum ich so viel Wert auf dieses Buch lege. Ich glaube, Sie werden überrascht sein.«
    Ich würde überrascht sein? Was, zum Teufel, sollte das denn heißen?

93
    Ein Schlüssel wurde im Schloss umgedreht. Ich erschrak und wirbelte auf meinem Drehstuhl herum. Henri?
    Puh, nein. Es war Amanda mit einer Einkaufstüte im Arm. Ich sprang auf, nahm ihr die Tüte ab und gab ihr einen Kuss.
    Â»Ich habe die letzten beiden Cornish-Wildhühner bekommen. Juhu!«, freute sie sich. »Und, schau mal, Wildreis und grüne Bohnen...«
    Â»Du bist echt ein Schatz, weißt du das?«, sagte ich.
    Â»Hast du die Nachrichten gesehen?«
    Â»Nein. Was gibt’s?«
    Â»Zwei Mädchen, die auf Barbados gefunden wurden. Eine wurde erwürgt, die andere enthauptet.«
    Â»Welche zwei Mädchen?«
    Ich hatte den Fernseher seit einer Woche nicht mehr eingeschaltet. Ich wusste nicht, wovon Amanda redete.
    Â»Darüber wurde auf allen Sendern berichtet und im Internet natürlich auch. Du solltest mal wieder aus deiner Versenkung auftauchen, Ben.«
    Ich folgte ihr in die Küche, stellte die Tüte auf den Schrank und schaltete den kleinen Fernseher ein. Auf MSNBC redete Dan Abrams mit dem ehemaligen FBI-Profiler John Manzi.
    Manzi machte ein griesgrämiges Gesicht. »Man spricht von Serienmorden, wenn es mindestens drei Morde gibt, zwischen denen eine emotionale Abkühlphase liegt. Der Mörder hinterließ in einem Hotelzimmer die Tatwaffe neben
Sara Russos enthaupteter Leiche. Wanda Emerson wurde gefesselt und erwürgt in einem Kofferraum gefunden. Diese Verbrechen erinnern stark an die Morde auf Hawaii vor einem Monat. Trotz der Entfernung würde ich sagen, sie stehen in einem Zusammenhang. Darauf würde ich wetten.«
    Die Bilder der beiden jungen Frauen wurden nebeneinander gezeigt, während Manzi weiterredete. Russo schien noch keine zwanzig zu sein, Emerson zwischen zwanzig und dreißig. Beide Frauen lächelten erwartungsvoll und lebenslustig – und Henri hatte sie getötet. Darauf würde ich wetten.
    Amanda drückte sich an mir vorbei, schob die Vögel in den Herd, klapperte mit Töpfen und putzte das Gemüse. Ich drehte den Fernseher lauter.
    Â»... noch zu früh, um zu wissen, ob der Mörder DNS hinterließ«, gab Manzi zu bedenken. »Aber das fehlende Motiv und die zurückgelassene Tatwaffe weisen auf einen sehr geübten Mörder hin. Er hat nicht in Barbados angefangen, Dan. Die Frage ist: Wie viele Menschen, über welchen Zeitraum und an wie vielen Orten hat er getötet?«
    In der Werbepause sagte ich zu Amanda: »Ich habe mir jetzt sehr lange Henris Gerede angehört. Fest steht, er empfindet kein Bedauern. Er ist mit sich selbst zufrieden. Er ist ekstatisch.«
    Ich erzählte Amanda, wie Henri mir auf der Kassette die Nachricht hinterlassen hatte, er erwarte, dass ich herausfinde, warum

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