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Todesbote

Titel: Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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aufreißen musste.
    Bei Sonnenuntergang schlüpfte Amanda in ein kurzes, schwarzes Kleid und steckte à la Audrey Hepburn ihr Haar hoch. Gemeinsam gingen wir die Wendeltreppe hinab ins Bella Vista, wo wir einen Tisch in der Nähe des Kamins erhielten. Der Boden war mit Marmor ausgelegt, die Wände waren mit Mahagoni verkleidet, unter uns tanzten weiße Schaumkronen auf den Wellen, über uns schimmerte das Zwielicht des kobaltblauen Himmels durch das Glasdach.
    Ich warf nur einen kurzen Blick auf die Speisekarte und überließ es Amanda, unser Essen zu bestellen.
    Wieder musste ich grinsen. Amanda Diaz wusste, wie man einen Tag rettet und Erinnerungen heraufbeschwört, die uns beide in alte Zeiten versetzten.
    Wir begannen unser Fünf-Sterne-Menü mit sautierten Riesenmuscheln, gefolgt von einem hervorragenden Honig-Koriander-Seebarsch mit Pilzen und Kaiserschoten. Anschließend brachte der Kellner das Dessert und eisgekühlten Champagner.
    Ich drehte die Flasche, so dass ich das Etikett lesen konnte – Dom Perignon.

    Â»Hast du den etwa bestellt?«, fragte ich Amanda. »Die Flasche kostet um die dreihundert Dollar.«
    Â»Nee, wahrscheinlich haben wir aus Versehen die von jemand anderem bekommen.«
    Ich griff zu der Karte, die der Kellner auf einem kleinen Silbertablett dazugelegt hatte. »Der Dom Perignon geht auf mich«, stand darauf. »Sehr empfehlenswert. Mit besten Grüßen, H. B.«
    Henri Benoit.
    Eine Panikattacke erfasste mich. Woher wusste dieses Schwein, wo wir waren, nachdem ich selbst nicht gewusst hatte, wohin wir fahren würden?
    Mein Stuhl kippte nach hinten, als ich vom Tisch aufsprang. Ich wirbelte in einer Dreihundertsechzig-Grad-Drehung herum, dann noch einmal in die andere Richtung, um sicher zu sein. Jedes einzelne Gesicht im Restaurant nahm ich dabei in Augenschein – den alten Mann mit Schnurrbart, der eine Suppe aß, den glatzköpfigen Touristen, der mit seiner Gabel auf dem Teller herumstocherte, die Frischvermählten, die im Eingang standen, und alle Bediensteten.
    Wo steckte er?
    Ich stand so, dass ich Amanda mit meinem Körper verdeckte. Ein Schrei löste sich aus meiner Kehle.
    Â»Henri, du Schwein, zeig dich!«

97
    Nach der Szene im Restaurant verriegelte und verrammelte ich die Tür zu unserer Suite, überprüfte die Fenster und zog die Vorhänge zu. Meine Waffe hatte ich nicht mitgenommen, ein großer Fehler, der mir nicht wieder unterlaufen würde.
    Amanda war blass und zitterte, als ich sie neben mich aufs Bett zog.
    Â»Wer wusste, dass wir hierherkommen?«, fragte ich.
    Â»Ich habe heute Vormittag wegen der Reservierung angerufen, als ich nach Hause gefahren bin, um zu packen. Das war’s.«
    Â»Bist du dir sicher?«
    Â»Außer dass ich Henri auf seiner Privatleitung angerufen habe, meinst du?«
    Â»Jetzt mal im Ernst. Hast du irgendjemandem von unserem Ausflug erzählt? Denk nach, Amanda. Er weiß, dass wir hier sind.«
    Â»Ich habe es dir doch gerade gesagt, Ben, ehrlich. Ich habe es niemandem erzählt. Ich habe beim Anruf an der Rezeption nur meine Kreditkartennummer durchgegeben. Mehr nicht. Mehr nicht!«
    Â»Okay, okay«, beruhigte ich sie. »Es tut mir leid.«
    Ich war gründlich gewesen, dessen war ich mir sicher. Ich ging den Abend einen Monat zuvor noch einmal durch, als ich von New York nach L. A. zurückgekommen war und Henri mich kurz nach meiner Ankunft in Amandas Wohnung angerufen hatte. Ich hatte Amandas und mein Telefon und beide Wohnungen auf Wanzen gefilzt.

    Auf dem Highway hierher war mir an diesem Nachmittag nichts Außergewöhnliches aufgefallen. Niemand hätte uns unauffällig folgen können, als wir die Abfahrt nach Santa Barbara genommen hatten. Über eine Strecke von mehreren Kilometern hatte die Straße nur uns gehört.
    Zehn Minuten zuvor hatte mir der Oberkellner, der uns aus dem Restaurant eskortiert hatte, gesagt, der Champagner sei per Telefon bestellt und über eine Kreditkarte auf den Namen Henri Benoit bezahlt worden. Das erklärte nichts. Henri hätte von überall auf der Welt anrufen können.
    Aber woher wusste er, wo wir uns aufhielten?
    Wenn Henri nicht Amandas Telefon angezapft und er uns nicht verfolgt hatte...
    Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf wie ein Blitz. »Er hat einen Spürsender an deinem Motorrad angebracht«, sagte ich und erhob mich.
    Â»Wehe, du lässt mich allein in

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