Todesbraeute
»Die Decke und der Graben. Wie bei Alicia damals.«
»Einer der Officers aus Arcadia erinnerte sich an Alicias Fall. Als ich ihr Foto in einem alten Zeitungsartikel entdeckte, erkannte ich sie sofort von Simons Bildern wieder. Ich hatte vor, gleich am nächsten Tag nach Alicias Familie zu suchen.« Er sah Alex an. »Und dann bist du direkt in mein Büro marschiert.«
Alex starrte ihn wie vom Donner gerührt an. »Simon hat Alicia vergewaltigt? Aber man hat den Kerl, der sie getötet hat, doch erwischt. Gary Fulmore. Ein Landstreicher.« Daniel ließ müde den Kopf hängen. »Die Fotos zeigen fünfzehn Mädchen. Nur eines davon ist tot - soweit ich weiß, zumindest. Alicia. Heute Abend ist noch eines gestorben.« »O Gott«, murmelte Meredith. »Sheila.« Daniel hob den Kopf. Seine Augen waren ausdruckslos. »Ich glaube, ja.«
Alex sprang auf. Heißer Zorn brodelte in ihrem Inneren. »Du hast es gewusst. Du verdammter Mistkerl. Du hast es gewusst und nichts gesagt!« »Alex«, warnte Meredith.
Daniels Miene war angespannt. »Ich wollte dir nicht weh tun.«
Alex schüttelte den Kopf. »Du wolltest mir nicht weh tun?«, wiederholte sie verblüfft. »Du wusstest, dass dein Bruder meine Schwester vergewaltigt hat, und du wolltest mir nicht weh tun?«
»Es ist möglich, dass dein Stiefbruder mit der Sache zu tun hat«, sagte Daniel ruhig.
Alex erstarrte. »O mein Gott. Der Brief.«
Daniel nickte, sagte aber nichts.
»Und der Brief, den er Bailey geschickt hat«, fügte sie hinzu. Betäubt ließ sie sich nieder. »Und ... der Reverend.« Ruckartig wandte sie sich ihm zu. »Wade hat ihm gebeichtet.«
»Und nun ist Beardsley verschwunden«, sagte Daniel. »Moment.« Meredith stand kopfschüttelnd auf. »Wenn Simon und Wade diese Mädchen vergewaltigt haben und inzwischen beide tot sind, wer steckt dann hinter alldem hier? Wer hat die Frauen umgebracht?« »Ich weiß es nicht. Aber ich glaube nicht, dass Simon die Mädchen vergewaltigt hat.« Wieder kochte Alex' Zorn hoch. »Bei allen -« Rasch hob Daniel die Hand. »Alex, bitte. Simon war beinamputiert. Zumindest hatten alle Männer auf den Bildern noch beide Beine. Ich denke eher, dass Simon der Fotograf war. Das würde ihm ähnlich sehen.«
»Moment mal«, sagte Meredith wieder. »Männer? Auf den Fotos war nicht immer derselbe Mann zu sehen?« »Vielleicht fünf, vielleicht mehr. Schwer zu sagen.« »Also sind noch andere in diese Sache verwickelt«, schloss Alex.
»Und sie wollen nicht, dass etwas herauskommt.« Meredith seufzte. »Fünfzehn Mädchen. Ein verdammt großes Geheimnis, das es zu bewahren gilt.« Alex schloss die Augen, als sich der Raum zu drehen begann. »Wo sind diese Fotos?«
»Sie waren in meinem Safe zu Hause. Luke bringt sie gerade her. Ich habe ihn eben angerufen.« Sie hörte, wie er sich von der Theke löste und durchs Wohnzimmer ging.
Er setzte sich neben sie, berührte sie aber nicht. »Ich habe außerdem meinen Chef angerufen. Auch er muss es wissen.«
Sie schlug die Augen auf. Daniel saß mit gebeugtem Rücken und hängendem Kopf am Ende des Sofas. »Wirst du Ärger bekommen, weil du es ihm nicht sofort gesagt hast?«
»Wahrscheinlich. Aber ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte.« Er drehte den Kopf, um sie anzusehen, und sie erkannte den Schmerz in seinen Augen. »Wenn er es erlaubt, möchte ich, dass du dir die Bilder ansiehst. Du hast heute Abend Sheila erkannt. Vielleicht kennst du eines der anderen Mädchen.«
Leicht strich sie ihm mit den Fingern über den Rücken. Der verzweifelte Ausdruck seiner Augen hatte ihren Zorn verrauchen lassen. »Und vielleicht erkennen wir auch einen der Männer.« Er schluckte. »Das auch.«
»Ihr beide seid hier aufgewachsen«, sagte Meredith. »Warum sollte Alex jemanden wiedererkennen, den du nicht erkannt hast?«
»Ich bin fünf Jahre älter«, sagte Daniel. »Ich war zu der Zeit, als es geschah, auf dem College.« »Und er stammte aus einer reichen Familie«, erklärte Alex. »Die reichen Kinder sind alle auf Privatschulen gegangen. Alicia, Sheila, Bailey und ich waren auf der öffentlichen. Und zwischen diesen beiden Welten lag eine starre Grenze.«
»Immerhin waren Simon und Wade doch wohl befreundet.«
»Oder wenigstens Komplizen«, sagte Daniel. »Simon ist von der Privatschule geflogen. Seinen Abschluss hat er in Duttons städtischer Highschool gemacht. Wir müssten uns ein Jahrbuch besorgen.«
»Und wie passen Claudia und Janet da rein?«, fragte Alex. »Sie waren erst
Weitere Kostenlose Bücher