Todesbraeute
haben Sie diese Fotos also erst seit einer Woche.«
»Ich habe sie noch am gleichen Tag Vito Ciccotelli von der Polizei in Philadelphia gegeben.«
»Und das ist es, was Ihnen letztendlich den Hintern rettet. Warum sind Sie nicht zu mir gekommen?« Daniel presste sich die Handballen gegen die Stirn. »Gott, Chase, haben Sie jemals etwas so Scheußliches getan, dass Sie sich geschämt haben, es jemandem zu sagen?« Chase schwieg so lange, dass Daniel sicher war, keine Antwort mehr zu bekommen. Doch schließlich nickte er. »Ja.« Und das schien alles zu sein, was Daniel über dieses Thema erfahren würde.
»Dann wissen Sie, warum. Seit elf Jahren habe ich mit dem Wissen gelebt, dass an diesen Frauen ein Verbrechen begangen wurde. Ich wusste es, und ich habe es für mich behalten. Dann habe ich mir geschworen, sie zu finden und es wiedergutzumachen. Als ich dann durch Zufall eines der Mädchen von damals als Alicia Tremaine identifizierte, redete ich mir ein, dass ich gerade jetzt nichts sagen durfte. Ich wollte den Fall nicht verlieren. Ich wollte doch Wiedergutmachung leisten. Und ich wollte Alex nicht weh tun.«
»Haben Sie es ihr erzählt?«
Daniel nickte. »Und sie war gar nicht so fuchsteufelswild, wie ich es erwartet hatte. Sind Sie's?« »Was? So fuchsteufelswild, wie Sie es erwartet haben?« Chase seufzte. »Ich bin enttäuscht. Ich dachte, Sie hätten Vertrauen zu mir. Aber auch ich habe einmal in einer Situation wie Ihrer gesteckt, und leider ist richtig und falsch dann eben nicht gleich Schwarz oder Weiß.« Er warf einen Blick auf den Umschlag. »Sind das die Fotos?«
»Ja. Ich dachte, Alex könnte vielleicht eines der anderen Mädchen identifizieren. Sie hatte Sheila von der High-school wiedererkannt.«
Chase streckte die Hand aus, und Daniel gab ihm den Umschlag.
Und plötzlich war ihm, als glitt eine Last von seinen Schultern.
Chase sah sich die Fotos an. »Mein Gott«, murmelte er angewidert. Er steckte sie in den Umschlag zurück und deponierte ihn in dem Fach neben seinem Sitz. »Okay. Wir werden Folgendes tun. Sie reichen noch heute bei diesem Ciccotelli in Philadelphia einen formellen Antrag auf Rückgabe der Fotos ein. Sie sagen, Sie hätten geglaubt, Alicia sei eines der Mädchen gewesen, hätten aber keines der anderen erkannt, bis Sie heute Abend Sheila begegnet sind. Daher bitten Sie um die Zusendung der Bilder.« »Das ist im Grunde genommen sogar die Wahrheit«, sagte Daniel langsam, und Chase warf ihm einen ironischen Blick zu.
»Deswegen zahlt man mir ja auch ein dickes Gehalt. Sie werden nicht erwähnen, dass Sie Ciccotelli Kopien gegeben und die Originale behalten haben. Wer außer Luke weiß noch, dass Sie die Fotos haben?« »Alex und ihre Cousine Meredith.« »Sind sie vertrauenswürdig?«
»Ich denke, ja. Aber, Chase - ich möchte die Fotos noch heute einsetzen. Ich muss herausfinden, wer die anderen Mädchen waren. Vielleicht kann uns eines sagen, wer ihnen das angetan hat. Irgendjemand scheint nicht zu wollen, dass wir sie identifizieren.«
Chase schüttelte nachdenklich den Kopf. »Der Mord an Sheila unterstützt die Theorie, doch Janet und Claudia passen nicht dazu. Warum die Aufmerksamkeit auf sich lenken, wenn man unerkannt bleiben will?« »Vielleicht hat jemand anderes herausgefunden, was damals passiert ist«, sagte Daniel ruhig. »Und wir dürfen auch die Schlüssel nicht vergessen. Dieses Detail ist wichtig. Ich weiß nur noch nicht, in welcher Hinsicht.« »Und das Haar. Haben Sie Alex' Haarprobe ins Labor gebracht, damit sie sie vergleichen können?« »Ja. Wallin macht Überstunden und meint, er könnte den DNS-Abgleich bis morgen Nachmittag fertig haben.« Er sah auf seine Uhr. »Bis heute Nachmittag, meine ich.« Chase legte sich beide Hände an die Wangen. »Wir brauchen ein bisschen Schlaf, Daniel. Sie besonders. Seit drei Wochen treiben Sie Raubbau mit Ihrer Gesundheit.« »Ich möchte, dass sich Alex die Fotos noch heute Nacht ansieht.«
»Also gut. Sie fahren zu Ihrem Bungalow. Ich folge Ihnen.«
Daniel zog die Brauen hoch. »Sie wollen mit?« Chase' Lächeln war angestrengt und nicht besonders freundlich. »Tja, mein Lieber, ich bin Ihr neuer Partner. Sie werden nichts tun und nirgendwo hingehen, ohne dass ich informiert bin.«
Daniel blinzelte. »Für immer oder nur in diesem Fall?« »Nur in diesem Fall, es sei denn, Sie ziehen irgendeine saublöde Nummer ab. Man kriegt im Leben nicht sehr viele Rückf ahrscheine.«
»Freifahrtscheine«,
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