Todesbraeute
machen wollte, rannte sie instinktiv zur Tür. Aber dann erklang ein Schuss, und ihr Herz und ihre Füße blieben einfach stehen. Mansfield stand mit dem Rücken zu ihr, und Daniel, noch immer an den Stuhl gekettet, lag auf der Seite. Blut drang aus einer Schusswunde in der Brust und bildete rasch einen dunklen Fleck auf dem Hemd.
Sein Gesicht wurde zunehmend grauer, aber sein Blick war fest auf sie gerichtet. Lauf!
Sie riss den Blick von Daniel los und sah Mansfield an, dessen Schultern sich schwer hoben und senkten. Im Eifer des Gefechts schien er noch nicht bemerkt zu haben, dass sie nicht mehr am Boden lag. Die Waffe in der Hand, starrte er auf Daniel herab. In seinem Hosenbund steckte Daniels Pistole. Nur eine.
Mansfield hatte Daniel zwei abgenommen. Die kleinere, zweite war fort.
Und dann vergaß sie die Waffen, als Mansfield Daniel so fest in die Rippen trat, dass sie es knacken hörte. »Du Scheißkerl«, murmelte Mansfield. »Warum musstest du auch zurückkommen und alles aufrühren. Simon hatte wenigstens genug Verstand, um sich rauszuhalten.« Alex tastete nach der Waffe in ihrem Hosenbund und ging im Geist durch, was Daniel ihr eingeimpft hatte. Sie entsicherte die Pistole, als Mansfield den Lauf auf Daniels Kopf richtete. Das Klicken ließ Mansfield herumfahren, und verblüfft starrte er eine Sekunde auf die Waffe in ihrer Hand, bis er den Kopf hob und zielte. Ohne nachzudenken, zog Alex den Hahn durch, wieder und wieder, bis er mit weit aufgerissenen Augen erst auf die Knie stürzte, dann vornüber fiel. Nun war es sein weißes Hemd, das sich rasch dunkelrot färbte.
Sie trat Mansfield die Waffe aus der Hand, zog die zweite aus dem Hosenbund und legte beide neben Daniel auf den Boden, bevor sie sich ihre eigene Waffe wieder in den Hosenbund schob. Dann kniete sie sich neben Daniel und zog sein Hemd hoch. Ihre Hände zitterten leicht, als sie sah, wie schwer er verletzt war.
»Du sollst ... laufen«, flüsterte er. »Verdammt ... geh.«
Seine Brust hob sich immer schwächer, und sie hörte bei jedem Atemzug ein Zischen aus der Wunde.
»Du hast verdammt viel Blut verloren, und wahrscheinlich wurde deine Lunge punktiert. Wo sind die Schlüssel für die Handschellen?«
»Tasche.«
Sie fand seine Autoschlüssel und das Handy und tastete weiter, bis sie die Schlüssel für die Handschellen gefunden hatte und ihn befreien konnte. Dann schob sie den Stuhl weg und drehte ihn auf die Seite. Seine Stirn glänzte vor Schweiß, und sie strich ihm eine Strähne beiseite. »Das war dumm«, sagte sie heiser. »Er hätte dich töten können.«
Seine Lider fielen zu. Er verlor das Bewusstsein. Sie musste den Blutfluss stoppen und ihn hinausschaffen. Aber sie konnte ihn nicht allein zum Auto schleppen. Sie brauchte Hilfe.
Sie versuchte es mit seinem Handy, aber es gab keinen Empfang im Bunker. Mit wachsender Panik sah sie sich um. Sie befanden sich in einem kargen Büro, in dem nur ein metallener Schreibtisch stand.
Sie riss die Schubladen auf, bis sie Büromaterial fand, auch Klebeband und Schere. Sie seufzte erleichtert. Das musste reichen. Sie nahm beides und eilte zu Daniel zurück, wobei sie achtlos über Mansfield hinwegstieg. »Ich werde die Wunde versiegeln. Halt still.«
Sie holte die Handschuhe, die ihm vorhin im Auto heruntergefallen waren, aus ihrer Tasche und zog einen davon straff, um ihn mit dem Klebeband über der Wunde zu befestigen. »Ich muss dich umdrehen. Und es wird weh tun. Es tut mir leid.«
So sanft, wie sie konnte, rollte sie ihn auf die Seite, schnitt ihm das Hemd vom Rücken und stieß einen erleichterten Seufzer aus, als sie sah, dass es sich um einen glatten Durchschuss handelte. Keine Kugel, die in seinem Körper weiteren Schaden anrichten konnte. Rasch wiederholte sie die Prozedur. Ein paar Sekunden später wurde das zischende Atemgeräusch leiser, und ihr Puls beruhigte sich im Gleichklang mit seinem. »Alex.«
»Sag nichts. Spar dir deinen Atem.« »Alex.«
»Er will Ihnen klarmachen, dass Sie sich umdrehen sollen.«
Auf ihren Knien fuhr Alex herum und blickte zur Tür. Und dann begriff sie.
»Nummer sieben«, sagte sie, und Toby Granville lächelte. Blut sickerte aus einer Wunde an der Schläfe, und in seiner Hand hielt er einen kleinen Revolver. Seiner Miene war anzusehen, dass er Schmerzen hatte. Sie hoffte, dass es starke Schmerzen waren.
»Nun, eigentlich war ich die Nummer eins. Ich habe Simon allerdings in dem Glauben gelassen, er sei es, weil er ein ziemlich
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