Todesbraeute
Nachdem ich mich tagelang mit diesen Geiern auseinandersetzen musste, brauchte ich dringend ein wenig Zeit für mich. Ich habe Wanda gebeten, für sich zu behalten, dass ich nicht da war. Ich hätte dich aber anrufen müssen.«
Daniels Ärger ebbte ein wenig ab. »Okay. Aber ich brauche den Polizeibericht dringend, Frank - die Akte Tremaine. Bitte sorge dafür, dass ich sie schnell kriege.« »Ich werde sie dir gleich morgen früh besorgen«, versprach Frank. »Wenn Wanda kommt. Sie weiß genau, wo die einzelnen Akten sind. Und du bist sicher, dass die Tote Janet ist?«
»Die Fingerabdrücke passen zueinander.« »Verdammt. Wer hat das getan?«
»Da wir das Opfer nun identifiziert haben, können wir endlich mit den Ermittlungen anfangen. Frank, wenn du Hilfe gebraucht hast, warum hast du mich dann nicht angerufen?«
Frank presste die Kiefer zusammen. »Ich habe nicht gesagt, dass ich Hilfe brauchte. Ich sagte, ich brauchte Zeit für mich. Ich war oben in meiner Hütte.« Er machte auf dem Absatz kehrt und ging auf die Tür zu. »Wie du meinst«, murmelte Daniel und versuchte, nicht gekränkt zu sein. »Frank?«
Frank sah sich um. »Was noch?« Es klang barsch. »Bailey Crighton. Ich denke, sie muss wirklich vermisst gemeldet werden.«
Frank verzog spöttisch die Lippen. »Danke für Ihre geschätzte Meinung, Special Agent Vartanian. Gute Nacht.« Verdammt, es tat weh. Aber Daniel hatte zu tun und konnte sich nicht über Frank Loomis Sorgen machen. Frank war ein erwachsener Mann. Falls er Hilfe brauchte, würde Daniel für ihn da sein.
Ed trat zu ihm. »Ich habe ein paar alte Tagebücher in ihrem Schreibtisch gefunden. Ein paar Streichholzbriefchen. Nicht viel mehr, leider. Hast du schon etwas über ihren Freund herausgefunden?«
»Er heißt Lamar Washington. Afroamerikaner. Spielt in einem Jazzclub, aber Patricia weiß nicht, wo.« Ed hielt ihm die Tüte mit den Streichhölzern hin. »Mit etwas Glück in einem von denen, die hier drauf stehen.« Daniel nahm die Tüte. »Ich schreibe mir die Namen ab, dann gebe ich sie dir wieder. Patricia sagte, es hätte sich bei Janet so angehört, als sei der Kerl nur ein Abenteuer. Sie hätte ihn nicht einmal den Eltern vorstellen wollen.« »Das reicht sicher, um jemanden so wütend zu machen, dass er auf seine Freundin einprügelt, aber es erklärt nicht die exakte Nachahmung des Tremaine-Falls.« »Ich weiß«, sagte Daniel. »Aber etwas anderes haben wir im Moment nicht. Ich sehe mir die Jazzclubs an, sobald ich hier fertig bin.«
»Wir fahren zu Janets Wohnung.« Ed hielt einen Schlüssel hoch. »Michael hat ihn uns gegeben.« Als Ed weg war, kehrte Daniel ins Wohnzimmer zurück, in dem sich die anderen Anwesenden versammelt hatten. Michael Bowie vertrat seine Familie. Er hatte sich, ganz der Sohn eines Politikers, einen Anzug angezogen, doch sein Gesicht war grau und hager vor Kummer. »Können Sie den Leuten sagen, was sie brauchen, damit sie verschwinden?«, murmelte er. »Ich wäre lieber allein.« »Ich beeile mich«, versicherte Daniel ihm, dann räusperte er sich. »Meine Herren.« Er blickte in die Runde. »Wir haben das Opfer, das am Sonntagnachmittag in Arcadia gefunden wurde, vorläufig als Janet Bowie identifiziert.« Was für keinen hier mehr eine Überraschung war. »Zur Bestätigung werden wir die DNS analysieren und bei definitiven Ergebnissen eine Pressekonferenz ansetzen.« Jim Woolf erhob sich. »Was ist die offizielle Todesursache?«
»Auch das werden wir morgen bekanntgeben.« Er sah auf die Uhr. »Oder vielmehr später am Tag. Ich schätze, am frühen Nachmittag.«
Der Bürgermeister glättete seine Krawatte. »Agent Vartanian, gibt es zu diesem Zeitpunkt bereits einen Verdächtigen?«
»Wir haben ein paar Spuren, denen wir nachgehen, Mayor Davis«, sagte Daniel. Der Titel ging ihm nur schwer von der Zunge. Er hatte in der Highschool Football mit Garth Davis gespielt. Damals war Garth ein eher etwas tumb wirkender Sportlertyp gewesen. Hätte man Daniel damals gesagt, Garth würde eines Tages für das Amt des Bürgermeisters kandidieren, hätte er vermutlich schallend gelacht. Aber Garth hatte die Wahl sogar gewonnen. Nun, er stammte aus einer Politikerfamilie, sein Vater war selbst viele Jahre lang Bürgermeister von Dutton gewesen. »Toby? Wie geht es Mrs. Bowie?«, fragte Woolf den Arzt. »Sie schläft jetzt«, antwortete Dr. Granville. Dazu hatte es sicherlich starker Beruhigungsmittel bedurft. Jeder hier im Raum hatte die verzweifelten
Weitere Kostenlose Bücher