Todesbraeute
das hingekriegt hat.« »Und wie hat er?«
»Blackberry. Hat das Foto geknipst und direkt ins Netz gestellt.«
»Verdammt. Den Blackberry habe ich bei der richterlichen Verfügung vergessen. Ich muss Chloe anrufen.« »Habe ich schon, nur läuft das Gerät nicht auf Woolfs Namen, sondern auf den seiner Frau.«
»Marianne.« Daniel seufzte tief. »Kriegt Chloe das noch schnell hin?«
»Sie hofft es. Hey, hast du die Beweise aus dem Tremaine-Fall eingesehen?«
Daniel schnaubte angewidert. »Von wegen. Die Asservatenkammer hat die Überschwemmung nicht überstanden, und die Akte selbst ist jämmerlich mager. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass es keinen Schlüssel gegeben hat. Der ist neu.«
»Die beiden Schlüssel passen übrigens zueinander«, sagte Ed. »Aber wen überrascht das? Hast du schon mit dem Rektor der Middle School gesprochen?« »Ja, auf dem Weg vom Fundort der Leiche zur Polizei. Man hat mir gesagt, dass Janet einen Mini-Van gemietet hat, um mit den Kindern zu Fun-N-Sun zu fahren. Ich habe die Eltern angerufen, und die sagten mir, Janet habe die Kinder um Viertel nach sieben abgeliefert. Leigh sucht über die Kreditkarte nach der Autovermietung. Falls jemand fragt, ich bin unterwegs zum Leichenschauhaus. Ich ruf dich später an.«
Atlanta, Dienstag, 30. Januar, 12.55 Uhr
Alex warf einen letzten Blick auf das Foto der lächelnden Bailey, bevor sie es in ihre Tasche steckte. Sie war höllisch schwer. Meredith hatte missbilligend beobachtet, wie sie die Pistole aus der Kassette genommen und in die Tasche gesteckt hatte, aber Alex dachte nicht daran, ein Risiko einzugehen. Sie richtete den Schulterriemen und sah Baileys Chef in die Augen. »Danke, Desmond. Für alles.«
»Ich fühle mich so hilflos. Bailey ist jetzt schon drei Jahre bei uns, und eigentlich gehört sie zur Familie. Wir möchten unbedingt etwas tun.«
Alex spielte mit dem gelben Band, das man über Baileys Frisierstation in dem teuren Salon in Atlanta gespannt hatte. »Sie haben bereits viel getan.« Sie deutete auf das Flugblatt, das Desmond und seine Mitarbeiter verteilt hatten. Sie hatte Dutzende davon gesehen, als sie durch das Underground, das riesige unterirdische Einkaufszentrum Atlantas, gegangen war. Auf dem Blatt war ein Foto von Bailey zu sehen. Der Text bot jedem, der etwas über ihren Verbleib sagen konnte, eine Belohnung an. »Ich wünschte bloß, dass die Leute in ihrer Heimatstadt nur halb so engagiert wären wie Sie.«
Desmonds Miene wurde finster. »Die werden sie immer an den Fehlern ihrer Vergangenheit messen. Ich habe sie angefleht, nach Atlanta zu ziehen, aber sie wollte nicht.« »Sie ist jeden Tag gependelt?« Die Fahrt dauerte jeweils eine Stunde.
»Bis auf Samstag.« Er zeigte auf einen leeren Platz. »Sissy und Bailey waren befreundet. Samstag hat Sissys Tochter auf Hope aufgepasst, während Bailey im Salon war, danach haben sie immer bei Sissy übernachtet. Bailey hat sonntags ehrenamtlich in einer Obdachlosenunterkunft gearbeitet. Das war ihr extrem wichtig.«
»Hätte ich bloß gestern schon mit Ihnen gesprochen. Ich habe ewig gebraucht, bis ich das Obdachlosenheim gefunden habe.«
Desmonds Augen weiteten sich. »Sie waren da?« »Gestern Abend. Die Leute dort schienen sehr angetan von Bailey.«
»Das ist jeder.« Er kniff die Augen zusammen. »Bis auf die Leute aus diesem Kaff. Wenn Sie mich fragen, sollte man das Volk da mal ganz genau unter die Lupe nehmen.« Alex konnte ihm nur zustimmen. »Kann ich mit Sissy reden?«
»Sie hat heute frei, aber ich suche Ihnen gerne ihre Telefonnummer raus. Geben Sie mir Ihr Parkticket. Ich entwerte es.«
Alex kramte die Parkkarte aus ihrer Tasche und erwischte ihr Handy. Das Display blinkte. »Seltsam. Ich habe eine Nachricht bekommen, aber ich habe gar kein Signal gehört.«
»Der Empfang hier unten ist manchmal großartig und manchmal eine Todeszone.« Er verzog augenblicklich das Gesicht. »Verzeihen Sie. Das war taktlos.«
»Schon gut. Wir müssen daran glauben, dass wir sie finden.« Desmond ging mit gesenktem Kopf davon, und Alex ließ sich die Nummer auf ihrem Handy anzeigen. Daniel hatte viermal angerufen.
Sofort beschleunigte sich ihr Herzschlag. Beruhige dich. Er wollte bestimmt nur hören, ob alles in Ordnung ist. Aber was, wenn er sich geirrt hatte? Wenn die Frau, die man heute Morgen gefunden hatte, doch Bailey war? Sie folgte Desmond zur Empfangstheke, nahm ihr Parkticket und schüttelte seine Hand. »Ich muss jetzt gehen. Vielen
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